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Samstag, 21. März 2020

Reviews in Zeiten von Covid-19

Body Count - Carnivore

Zeitschleife. Nee, Zeitreise. Zurück ins Jahr 1992. Erste BODY COUNT-Platte haut mich voll von den Socken. HipHop und Metal und so cool und derb, wir haben es alle geliebt. Die Metaller und Punks und HipHop-Typen in den Vorortsiedlungen. Crossover muss gesagt werden. Mehr Crossover ging nicht. Also Crossover als Stil, nicht als Methode. Im Golf II durch die Spielstraßen cruisen und dabei "Body Count's in the house" oder "Cop Killer" aus dem werkseigenen Autoradio hören. Sich dabei wie ein Gangster in L.A. fühlen. Mama machte die Wäsche.

BC brachten den westdeutschen weißen Kleinbürger-Kids realen US-Rassismus nahe. Heute leider immer noch großes Thema. Hat sich in 28 Jahren irgendwas geändert? Die Probleme sind dieselben, dazu noch aktuelle unglaublich viele neue, aber klar, Rassismus - immer noch an der Tagesordnung. Ist somit Ice-Ts Lebensthema. Damn, der ist ja auch schon 60. Krieg bloß kein Corona, Alter.

Neue Platte, die achte wohl. Die sechs Platten dazwischen haben mich alle nicht interessiert. Mal reingehört auf Youtube. War aber alles nix.



Was geht auf "Carnivore"? "The Hate is real" ist ok, klingt wie ausm Slayer-Proberaum, "6 in the morning" wie 90er-Flair mit einem schicken Prince-von-Bel-Air-flow. Ice-T insgesamt immer noch voll sauer. Gestus, Habitus, Wahl der Waffen, alles dasselbe wie vor knapp 30 Jahren. Musikalisch allerdings auch. Keine neuen Zutaten dabei. Metal halt. In allerlei Spielarten. Kaum Überraschungen. Keine Experimente. Alles solide. Weiß halt was er tut, der Ice-T. Und seine Leute halt auch. Von der Originalbesetzung sind fast alle tot, fuck. Jetzt aber gute neue Leute dabei. Naja, vielleicht etwas härter geworden, dazu ein paar Gäste (Sepultura-Max, Evanescence-Amy, puh, das ist echt hart), die die Sache aufpeppen, aber it is all in there. Metal, political lyrics, Gangsta-Habitus, spoken word intros vor Rocksongs. Alles wie immer. Wer kann es Body Count verdenken? Ich seufze, weil es so aussieht, als hätte sich wirklich nichts verändert. Hat sich wohl auch nicht. In vielerlei Hinsicht.



Mittendrin ein Motörhead-Cover, Ace of Spades. Echt jetzt? Ach, komm schon. Muss das echt sein? 1000 Motörhead-Songs und ihr nehmt den abgedroschensten? Da war das Exploited-Medley mit Slayer vor x Jahren pfiffiger. Vgl. OST "Judgment Night", 1993.

Schon schön alles, aber spannend? Nee, nicht so ganz. Die Zeiten sind immer noch finster, vielleicht war es lang nicht mehr so finster. Ice-T ist ein alter wütender Mann, nicht weiß, der seinen Groll in Rockmusik packt, mit der seine Alterskohorte gut was anfangen kann. Schon gut, dass er's immer noch macht. Aber er kriegt mich nicht wirklich. "Carnivore" ist zu solide insgesamt. Vielleicht auch etwas zu ernst. Erste Platte hat noch einen kruden, schwarzen Humor, vgl. "KKK Bitch" oder "Evil dick". Finde ich auf "Carnivore" nicht. Nur Wut. Ist alles soviel schlimmer geworden?

Das wäre es dann wohl. Vor Corona verblasst derzeit auch wirklich alles. Schulterzucken und zuhören. Könnte ich damit im Elektro-Golf durch Ostberliner Vorortsiedlungen fahren und mich wie ein South-Central-L.A.-Gangster-Graurücken fühlen? Ehmn, nein. Liegt aber eher an mir, nicht an Ice-T und seinen Kumpels.

(H) wie (Handwerk, solide gemacht und solide Handwerker kann die Welt immer brauchen) auf der 26-teiligen Renfield-Rezensions-Skala

Gary Flanell

Diese Rezension wurde im FreeWriting-Verfahren nach Ken Macrorie und Peter Elbow innerhalb von 10 Minuten verfasst. Bis auf Rechtschreibfehler wurde nichts verbessert oder redigiert.

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