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Montag, 28. Dezember 2015

Den Bon, bitte...

Ach, vergiss es! Wenn jetzt irgendeiner denkt, hier kommt noch so ein Ranking von den besten tollsten oder blödesten Musik-Buch-Konzert-Sonstwas-Ereignissen des Jahres 2015, dann liegt hier ein großer Irrtum vor.

Nein. Keine Hit- und Shitlisten. Auch keine Wertung des Jahres 2015 an sich. Ob's das beste oder doofste oder langweiligste Jahr unter zweitausendundfünfzehn anderen war - nach der Zeitrechnung, die wir im Renfield-HQ gewohnt sind - ist komplett egal.
Eine persönliche Jahresendabrechnung lohnt im besten Fall nur, wenn 31.12. die Frage der Kassiererin im Supermarkt nach dem Treueherz mit einem schüchternen "Ja" beantwortet wird. Und man danach draussen mal einen kurzen Blick auf seinen Bon wirft. Und auf den EC-Kartenbeleg. Den ich immer mitnehme, im Gegensatz zum Bon. Der Bon ist mir kotegal, den EC-Beleg vernichte ich lieber in meinen eigenen vier Wänden. Nie im Supermarkt selber. Das ist meine kleine Datenklau-Paranoia, die ich pflege, wie eine seltene Zimmerpflanze. Welche Farbe hat Irrsinn? Muss ich raus finden, damit ich demnächst, analog zum grünen Daumen für Blumenfreunde, damit prahlen kann, dass ich einen so-und-so-farbigen Finger habe, mit dem ich meine Kauzigkeiten pflege.
Was allerdings immer geht, ist ein Blick nach vorn. Deshalb hier die 5 Renfield-relevanten Ereignisse, die ich mir für 2016 erhoffe:

1. Das Post-Popkulturelle Performance-Wunderwerk URS GROB BOOTSBETRIEB spielt die erste Platte ein. Darauf zu hören: Die Hits "Michel Piccoli", "Alter Mann" und die Refugee-Solihymne "Zäune Runter, Gläser hoch". Vielleicht sogar als Split-Veröffentlichung mit den Artrockern von TURBOBIER.
2. LITBARSKI und RASKOLNIKOFF tanzen gemeinsam Klammerpogo in meinem Hinterhof.
3. THE SHITPHONES ändern ihren Plan und gehen doch so spießige Bandaktivitäten wie Proben und Livespielen an. Damit die bereits existierenden Aufnahmen dieser Band endlich auf Vinyl rauskommen.
4. GISM liefern auf dem Roadburn-Festival einen Gig ab, an den ich mich noch vollsenil im Altersheim erinnere.
5. Mark Zuckerberg spendet 1 Prozent der Kohle der 99 gespendeten Prozente seiner Facebook-Anteile für die nächsten zehn bis 20 Renfield-Ausgaben. Damit die Welt eine besser wird...

Nach soviel Kristallkugel-Futur kommen hier nun die letzten Rezensionen des Jahres 2015 auf dem Renfield-Blog. Alles Platten und Hefte, die der Renfield-Crew zum Ende des Jahres noch soviel Aufmerksamkeit wert waren, dass sie nicht im Limbo der massenhaften Veröffentlichungen verschwinden sollten.

Beton-Zine Nr. 1 – Lügen/Mentir
Das hier ist die erste Ausgabe dieses Comic-Zines und wenn die Herausgeber es schaffen, das hier regelmäßig und weiterhin durchzuziehen, dann freu ich mich über ein neues hübsch abwechslungsreiches Comic-Heft auf diesem Planeten. Zig verschiedene Zeichner stellen 1-2 Seiten-Strips zum Oberthema „Lügen“ zur Verfügung. Gutes Thema und auch richtig gut umgesetzt, grafisch wie haptisch (dieses Papier!). Da dies eine deutsch-französische Koop ist, sind die Comics zweisprachig, dem Original wird jeweils noch unauffällig ein Untertitel in der anderen Sprache zugesetzt. Wer alles dabei ist? Base23, Yellow G, Tine Fetz, Laetitia Graffart, Stéphane Hirlemann, Romain Malauzat, Mono Max, Point, Punker Donald, Schikkimikki Wandrille und Toine. Kannte ich bisher alle gar nicht. Sind aber ausnahmslos gut. Und fleißig wird hier weitergemacht. Im Januar kommt schon Nummer 5 raus.
Gary Flanell

Inside – Artzine #17 (A4, 48 S., INSIDE Artzine, PO Box 2266, 54212 Trier, artscum.org)
Ich geb‘s zu: Am liebsten schau ich mir das Inside-Zine wegen der Bilder an. Ist wohl der umgekehrte Playboy-Effekt. Ganz appetitlich ist das, was Herausgeber Jenz immer zusammenstellt nicht, soll es aber auch gar nicht sein. Viel Splatter-Art von Künstlern aus der ganzen Welt, alles sehr farbenprächtig. Zwischendurch immer wieder ein Text (z.B. über Marcelo Vasco), bei dem man oft nicht weiß, ob das gruselige Kurzgeschichte oder doch ein wirkliches Interview sein soll. Angenehmer Grusel überkommt mich beim Betrachten. Aber ich schau mir ja auch Geistervideos auf Youtube an. Kommt wie immer auf bestem handschmeichelndem Papier und komplett durchgehend farbig, was bei den Grafiken auch Sinn macht. Wären die Wartezimmer in den Arztpraxen dieser Welt mit Lesezirkelexemplaren des INSIDE-Zines ausgestattet, wäre die Welt sicher eine andere. Vielleicht eine bessere, gewiss eine mit weniger Patienten.
Gary Flanell

NAIROBI FIVE DEGREE #4 (A5, 40 S.)
Der Titel besagt, seine Herkunft sei … Dass es ein Zine ist, besagt … Alles falsch außer, dass es tatsächlich bereits die Ausgabe #4 des Leipschen mehr oder minder Alleingangs ist, der sich nun gar nicht mehr um Heftchenstandards wie Interviews, Besprechungen, Kritzeleien oder lachend verhökerten Werbeplatz schert. Ein Lit-Zine? Nimmt man sich genügend Zeit und vor allem Unabgelenktheit, kann es gelingen, sich satzweise durch die anstrengende Setzung zu arbeiten und je nach Tagesform vielleicht sogar die die Einzeltexte unterbrechenden frustrierenden Photos zu erreichen. Keine leichte Kost, auch wenn es inhaltlich überwiegend nur um den Alltag geht. Kein echtes Entertainment, aber eine respektable Entscheidung, Schreibe nicht in einem unbeachteten Blog verschimmeln zu lassen, sondern sie haptisch zu machen und den Massen zu geben. Keine Veröffentlichung im Sinne des Pressegesetzes, so stehts hinten drin. Davon wiederum gibt’s ohnehin zu viele.
Philip Nussbaum

PERSEVERANCE # 7 (A5, Zine, spxdiscos@gmail.com)
Was gibt es über Hardcore eigentlich noch zu sagen? … Richtig. Also tarnen wir die informative Sinnlosigkeit ein wenig und machen ein Entwicklungshilfeprojekt aus dem Vakuum. Hauptsache Durchhalten. Stehvermögen ist alles, nicht nur im Pit, sondern auch auf Surfbrettern oder beim Date mit der Trulla aus der Abteilung von oben. Hardcore in Südostasien, Hardcore in Thüringen, Hardcore, so eben hier, in Südamerika. Acht doppelseitig vollkopierte, selbstgetackerte DIN A4-Blätter erzählen nicht viel Neues, geben aber immerhin einige musikalische Surftipps und, das ist die Hauptsache, stehen als Blätter selbst für Ausdauer. Nomen est omen est nomen. Schön augengeschädigter, gnadenlos tonerfressender Köter hinten drauf übrigens.
Philip Nussbaum

Schlammrock #7 (A5, 48 S., hoeppi77@web.de)
Im Schlammrock-Team gibt es immer wieder ein paar Überschneidungen zum Renfield. Andrecu ist mit Texten und Comics hier wie da zu finden und Höppi selber treffe ich auch immer wieder mal an derselben Bar, allerdings bei unterschiedlichen Getränken. Auch wenn der Schnipsel-Stil vom Schlammrock nicht mehr so ganz meins ist, gefällt mir die 7. Ausgabe inhaltlich sehr gut. Keine drögen Bandinterviews langweilen den Leser, stattdessen konzentriert David sich auf selbstgeschriebenes wie seinen Rad-Reisebericht durchs Baltikum, der fast die Hälfte vom Heft einnimmt. Ist aber kein Lückenfüller, sondern wirklich unterhaltsam. Drei Kurzgeschichten aus der Visconte’schen Schreibwerkstatt und einen Bericht über eine Fahrraddemo gegen die Abschiebung von Flüchtlingen gibt‘s obendrauf. Wenn man das alles gelesen hat, ist man schon fertig mit dem Heft und kann sich aufs nächste freuen. Oder bei unterschiedlichen Getränken von vorn anfangen.
Gary Flanell

OSKA WALD – Dreaming of Babylon (32 S., 17x15 cm, Krill Verlag)
Welch Verdichtung! Die Comicinterpretation eines leidlich bekannten Ami-Literaten, der sich in den Achtzigern angesichts Suffs und Perspektivlosigkeit suizidiert hat, gezeichnet vom Sänger eines leidlich bekannten Staatsakt-Akts (noch am Leben!) und nun beachtet von einem leidlich bekannten Zine, das usw. usf. Alles ist deprimierend und sinnlos, also ab mit den Gedanken nach Babylon, wo alles schön und eitel und sorgenfrei ist. Brautigans traurig-linkischer Postwirtschaftskrisendetektiv rettet, improvisiert und bescheißt sich von Tag zu Tag durchs Leben, Oska Wald fängt die Tristesse treffend krakelig ein. Klasseding. Spannend ist, ob sich tatsächlich welche finden, die, wie angeboten, in dem Fortsetzungsteil dann Werbung schalten wollen. Für Stricke vielleicht? Oder für BHs für die göttliche Vermieterin der Hauptfigur?
Philip Nussbaum

Kommen wir nun zu den zwei Jahresabschlußplatten, die den Rezensionsreigen in diesem Jahr, ehm, abschließen...

Paulas letzte Chance – Dieser Mist läuft auf jedem Kanal (Mini-LP)
B.E.F.I.N.D.L.I.C.H.K.E.I.T – schreibt man das so? Dachte zuerst, Markus Wiebusch hätte jetzt ein neues Akustikprojekt. Ist er aber gar nicht. Sondern der Trommler von Berlins aufstrebender Punklegende LITBARSKI mit Unterstützung. Klingt trotzdem ziemlich nach Kettcar. Akustikgitarrenriffs kuscheln sich an deutschsprachige Texte der melancholischen Art . Meine Freundin würde das ganz süß finden, zumindest die sehr nachdenklichen jungen Männer, die sowas machen und bestimmt nur sehr wenige Sachen im Leben lustig finden. Auch wenn sie wortkarg am Tresen stehen das zehnte Bier nuckeln. Vielleicht sind sie einfach nur … schüchtern? Also Paula, pass gut auf: Wäre das meine letzte Chance, dann würde ich mich mal locker machen. Wenn ich das jetzt verkacke, dann öffnet sich halt eine andere Tür im Universum. Wird schon alles mit dem Leben und so. Eigentlich die perfekte Platte für die Tage zwischen den Jahren, um bei einer Tasse Kaffee in die Fenster vom Knast auf der anderen Straßenseite zu starren.
(G) Gary Flanell

ROOM FULL OF STRANGERS – Bad vacation
Immer wenn ich seit ein paar Monaten in einem Berliner Club Musik auflege, nehme ich diese CD mit. Ich denke nämlich immer, das könnte was für das Publikum in einem sogenannten Indie/Alternative-Club sein. Es kam aber nie dazu, dass ich die RFoS aufgelegt habe. Das liegt daran, dass die Clubbesucher immer Rage against the Machine, The Cure oder The Smiths hören wollen. Nichts anderes. Immer nur Rage against the Machine, The Cure oder The Smiths, die ganze Nacht. Wenn was anderes läuft, werden sie böse. Dabei wären ROOM FULL OF STRANGERS (denn genau das ist ja ein, eigentlich jeder Club: Ein Raum voller fremder Menschen.) für diesen Club genau richtig: Sie haben ordentliche Punkrockgitarren, eine schicke Orgel. Sind aber nicht zu krachig, sondern erinnern eher an die frühen DEAD Boys oder an die NEW YORK DOLLS. Und das wichtigste: Tanzen kann man dazu auch gut. Wenn alle fremden, die man s in einem Club trifft, wie diese band wären, dann hätten wir alle einen angenehmen Abend. Dass RFoS eine gute Band ist, sollte eigtnlich die ganze Welt wissen. Aber ich bin kein Musikmissionar. Deshalb kriegen die Clubmenschen nur „Panic“ von dem Smiths. Oder zum 100sten Mal „Boys don’t cry“ von The Cure. Sie wissen ja nicht, was ihnen entgeht.
(F) Gary Flanell

Mittwoch, 2. Dezember 2015

California Über alles

Die Biografie der Dead Kennedys von Alex Ogg

Bücher über Punk gibt es mittlerweile sehr viele. Wahrscheinlich lässt sich damit ein ganzes Archiv füllen. Aber das gibt’s ja schon. Auch über einzelne Bands wurde ja auch schon einiges , mehr oder minder interessantes zusammengeschrieben.Nicht, dass ich sagen würde, jetzt reicht's mal, aber wenn ich mich so umschaue, ist die Dokumentatin doch recht ungleich verlaufen. Massenweise Literatur gibt es über die RAMONES, die SEX PISTOLS, THE CLASH, CRASS undsoweiterundsofort gibt es ja schon massenweise. Seltsamerweise wurde aber bisher eine der erfolgreichsten Punkbands ever biografisch noch nicht aufgearbeitet – die DEAD KENNEDYs. Bis jetzt.

Zeit wurde es ja mal. Vielleicht hat Alex Ogg, der Verfasser der DK-Biographie „California über alles“ einen kleinen masochistischen Hang. Denn so einflußreich die Band war, umso schwieriger dürfte es gewesen sein, die Mitglieder über die gemeinsame Zeit berichten zu lassen. Es ist vielleicht eine ganz besondere Tragik, dass diese Band, die für viele ein Inbegriff der coolen, „guten“ Punkband war, die für DIY steht wie sonst keine Anfang der 80er, dass diese Band mittlerweile heillos zerstritten ist und sich jahrelang gegenseitig ohne zu zögern den sprichwörtlichen Schlamm um die Ohren gehauen hat.

Wegen Tantiemen, Rechteverwertungen und Abrechnungen. Ich gebe zu, dass meine Sympathien lange Zeit komplett auf der Seite von Jello Biafra lagen. Vielleicht aus dem Grund, dass der ja nach dem Ende der DKs regelmäßig neue Projekte startete, von denen eigentlich alle immer sehr erfrischend und spannend waren. Wiederholung oder Rückschau waren nie Jellos Ding. Statt sich auf den Kennedys-Lorbeeren auszuruhen, und sich eventuell eine Band zusammen zu suchen, mit der er bis ans Ende seiner Tage die alten Hits spielen könnte, ging er immer neue Projekte an. Mal Punk, mal Country (mit Mojo Nixon), mal spoken word Performances, mal Elektro-Industrial-Rock (LARD), mal einfach eine neue Punk/Rockband mit verschiedenen Buddies. Nicht zu vergessen wäre dann noch Alternative Tentacles, jenes Label, das auch abseits der Dead Kennedys immer für interessante Platten gut war.

Von seinen ehemaligen Mitstreitern Klaus Flouride, East Bay Ray und D.H. Peligro kam dazu im Vergleich in den 30 Jahren nach der Auflösung wenig. Ein paar Touren mit einem Ersatzsänger – wobei ich mich frage, was einen Punkrocker dazu treiben kann, zu versichen, Jello Biafra in dieser Band glaubwürdig ersetzen zu können – das war's.

Wie das alles so kam, vom Anfang bis zur Auflösung 1986, nach der letzten LP Bedtime for Democracy und danach zu dem fiesen Zwist um das Erbe der Band, ist also schon spannend.
Alex Ogg behandelt in seinem Buch gar nicht auf die ganze Geschichte der Dead Kennedys. Dann wäre es wahrscheinlich ein 6-bändiges Werk geworden und Alex hätte die nächsten Jahre in einem Sanatorium zubringen müssen. Aber die Fronten zwischen den Bandmitgliedern waren zutiefst verhärtet, wie Ogg anschaulich im Vorwort erklärt. Ursprünglich waren Teile des Buchtextes als Liner-Notes für eine Neuauflage der ersten DK-LP „Fresh Fruit for rotten vegetables“ vorgesehen. Biafra vs. the rest of the band, hauptsächlich East Bay Ray, waren die Kontrahenten. Es ist fast absurd zu lesen, wie Oggs Interviewtranskriptionen, die er für das Manuskript verwendete von der jeweiligen Gegenseite komplett auseinander genommen wurden. Wie man sich um einzelne Formulierungen stritt. Wie es seitenweise Anmerkungen gab. Wie aus ursprünglich 5000 Wörtern CD-Beilagentext auf einmal 64.000 wurden.

Leider habe ich Alex Ogg bei seinen Lesungen in Berlin verpasst, ich könnte mir aber vorstellen, dass er ein Mensch mit einem sehr langen Atem sein muss, um zwischen diesen beiden Streitparteien hin und herswitchen zu können. War da Buddhismus und Meditation im Spiel? Keine Ahnung, wieviel Geld es für dieses Buch gegeben haben wird, aber das allein kann Arbeitsleistung nicht aufwiegen.
Von daher ist es verständlich und im Sinne der seelischen Gesundheit des Autors, dass in „California über alles“ nur die Anfänge der Band in der frühen Punkszene von San Francisco Anfang der 80er, bis nach der Veröffentlichung von „Fresh fruit...“.
Für diesen Zeitraum bekommt man allerdings alles, was man von einer guten Punk-Bio erwartet. Viele Livefotos, Comics über die Bandgeschichte, zahlreiche Bilder vom Artwork der Platten, das ja bei den DKs immer eine sehr wichtige Rolle spielte und natürlich viele Hintergrundinfos zum Werdegang der Band. Die gehen mir allerdings manchmal zu sehr ins Detail. Ich meine, ist es wirklich wichtig, welche Bandmaschine die DKs bei den Aufnahmen zu ihrem ersten Album benutzt haben? Trägt es wirklich zum Verständnis des Debutalbums bei, wenn man weiß, dass es das große lolliförmige Sonymikro war, mit dem aufgenommen wurde? Davin ab liefert „California...“ 177 Seiten viele Infos über eine der einflussreichsten Punkbands ever. Sagte ich 177 Seiten? Aber das Buch hat doch 240, was ist da los?

Die Wahrheit ist: Nach knapp 180 ist merkwürdigerweise schon Schluß mit dem eigentlichen Text. Die anschließenden 60 Seiten sind gefüllt mit Anmerkungen, Zitaten von Musikerkollegen zum Einfluß der Platte, weiterem Artwork, einer Timeline und einer Discographie. Das mag alles Sinn machen, trotzdem war ich ein wenig überrrascht über das abrupte Ende. Und irgendwie auch ein wenig enttäuscht, denn Alex Ogg hat, abgesehen von dem Hang zu vielen Details (s.o.), eine gute Schreibe. Stell dir vor, du erwartest als Kind eine geile lange Gute-Nacht-Geschichte von deinem Großvater und das was er dir erzählt, ist nach 10 Minuten schon vorbei, und du bis noch gar nicht müde. So ungefähr war das, als ich „California über alles“ zuklappte. Ich hätte also gern noch erfahren, wie es weiterging nach der ersten DK-Platte. Wäre schön gewesen, wenn da noch mehr wäre. Aber andererseits... bleibt so ja noch die Möglichkeit der Fortsetzung.

Alex Ogg: California über alles Dead Kennedys – wie alles begann 240 Seiten Ventil Verlag ISBN 978-3-95575-008-4



Gary Flanell