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Montag, 25. Februar 2019

Pure Erschöpfung darf niemals siegen

Schöner Titel für eine Kolumne, das da oben. Wenn es das Renfield mal wieder in gedruckter Form gibt, und es darin überhaupt irgendwas zu schreiben, dann wird das eine Rubrik. Dann wird eh alles rubriziert, alles in Strukturen gepackt. Als hätte man einen Handwerkskoffer mit lauter Fächern, mal größer, mal kleiner, die befüllt werden könnten - mit Werkzeug, mit Schrauben, Ventilen, Klammern, Ösen, all dem Zeug, das hilft, um ein bißchen an dem Getriebe der eigenen geistigen Balance des jeweils Schreibenden zu drehen. Bis die interne Wasserwaage wieder im Gleichgewicht ist.

Ernsthaft, ich denke, das Schreiben an sich hat schon eine ausgleichende Wirkung. Dabei muss es noch nicht einmal zielgerichtet sein. Schreiben, so wie ich es gerade tue, ist derzeit eine kleine Warm-Up-Übung, um mich einzugrooven auf größere Dinge, die bald anstehen und geschrieben werden müssen. Warum also nicht schon mal das Schreibzentrum ein wenig auf Touren bringen, damit die Prokastination nicht all zu wild wird?

Im letzten Post ließ ich mich zu der Überflüssigkeit von Plattenkritiken aus. Dazu stehe ich immer noch. Vor allem, wenn eine Rezension eigentlich nur die basic facts vom Promozettel wiedergibt. Interessanter wird es, wenn der/die Schreibende ein wenig darüber reflektiert, was eine bestimmte Musik bei ihm/ihr auslöst. Dazu finde ich, eignet sich eine Rezension dann schon. Vielleicht probiere ich das jetzt mal aus. Die Stoppuhr stelle ich auf zehn Minuten. Danach ist Schluß. Los geht's.

DIE SCHWARZEN SCHAFE/NAKED AGGRESSION BREAK FREE SPLIT 7" - Kopf- und Nackenschmerzen, Schwindel. Das Wochenende hört scheiße auf, die Woche fängt schlecht an. Guter Grund um wieder ins Bett zu gehen. Komplett. Platten bestellt bei Elfenart, da kam die 7inch von DSS und NA mit. Hatte ich gar nicht bestellt. Wollte mich empören, tat ich aber nicht, denn die war als Reviewexemplar gedacht. Herrje, Deutschpunk und Anarchogeballer. Beides nicht meins, derzeit nicht und sowieso schon lange nicht mehr. Wenn ich jetzt auf dem Teppich liege, dann ist um mich herum folgendes: Angst (Dead Brothers), Reverend Beat-Man, Trixie Trainwreck, Czeslaw Niemen, Wargirl - großartig! Aber kein Schrubbel-Punk. Schwarze Schafe zuerst. Artwork sieht aus wie immer, schwarz-rot, Bröckel-Layout, Quasi-Schreibmaschinenschrift der Texte. Klingt auch so wie immer. Ich tue mich schwer. Verstehen kann ich das. Dass man als langlebige Punkband so seinen Stiefel fährt. Aber wie wär's mal mit was Neuem? Bißchen Experiment? Mal ein paar Dub-Remixe von DSS-Hits? Hörte, dass bei den Schafen jetzt einer von PARANOYA den Bass zupft. Macht es auch nicht frischer. Was sie tun in allen Ehren, aber wenn man eine DSS-Platte von vor, sagen wir 10-15 Jahren nimmt und die hier abspielt, man könnte nicht sagen, was neu wäre und was nicht. Gibt Leute, die nennen, das traditionell. Die wollen dann auch nichts Neues. Das ist dann Punk, oder was? Immer den gleichen Brei nochmal aufkochen? Jaja, auch diese Meckerei ist nicht neu, wir drehen uns im Kreis. Kann ich auch nix für. Spitzen-Lösungsansatz, Herr Flanell, Chapeau dafür. Das hier. Zieht mich aber nicht an und finde ich für mich total uninteressant. DSS sind wie Sterni trinken. Es geht irgendwie runter, aber ich stehe mehr auf Gin Tonic. Keine Ahnung, was das im Vergleich wäre. Sorry Armin. Noch zwei Minuten. Die sind für Naked Aggression. So Split-Buddies aus den USA von DSS. Finde ich tempomäßig etwas cooler, weil es da mehr anzieht, aber insgesamt für meinen Energielevel dann doch zu hektisch. Textlich auch so konkret, als wäre seit 1995 nix mehr passiert. Da... Der Wecker klingelt. (M für Naked Agression und O für Die Schwarzen Schafe auf der 26-teiligen Renfield-Rezensions-Skala)

DIE SCHWARZEN SCHAFE/NAKED AGGRESSION - Break Free SPLIT 7", erschienen in einer Kooperation von Campary Records, Malok Records, Urinal Vinyl Records, Elfenart Rec., Black Wednesday Records und Malditos Vinilos.