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Donnerstag, 15. Februar 2018

Schön, wenn junge Menschen Musik machen Pt. VIII

Die Klappe zu dieser Gruft wurde schon länger nicht mehr geöffnet. War eben keine Zeit, sorry. Anderer Dinge mussten getan werden, nochmal sorry. Anderes musste geschrieben werden, nochmal sorry. Sorry, sorry, sorry.
Und ja, ein wenig fehlte es auch an Motivation. Woran es nicht fehlte, war Material. Würde ich mich anstrengen und täglich fleißig recherchieren, dann könnte ich wohl jeden Tage hier eine Rezension reinhacken. Aber dieses routinenhafte Besprechen geht mir leider gerade sehr gegen den Strich und vieles, was besprechenswert wäre, ödet mich derzeit unglaublich an.



Vielleicht ist es etwas schwer zu verstehen, aber anstatt überall Promoexemplare von irgendwelchen Bands abzugreifen (und dann vom für die Promotion zuständigen Labelmenschen noch drei Bands aus dem Rooster der Plattenfirma dazugeschmuggelt bekommen, die noch weniger interessieren), mit dem nie ausgesprochenen Versprechen, die dann auch zu rezensieren, tue ich derzeit lieber das, was mal irgendwann hinter dem Schreiben über Musik stand: Musik hören. Konsumieren, ja wirklich. Ganz korrekt in den Plattenladen gehen und eine Vinylscheibe kaufen, statt über diverse Wege ein liebloses Ansichtsexemplar zu schnorren.
Ich konsumiere also derzeit wieder Musik. Ich höre sie wieder. Wähle dabei mehr aus, weil das für mich derzeit der einzige Weg ist, mit der Masse an Veröffentlichungen umzugehen. Masse macht es nicht mehr. Schlicht und einfach und mache mir keinen Kopf darüber, was ich dazu schreiben könnte oder wie ich sie wo popkulturell einordnen könnte. Das ist ein gutes Gefühl.

Ich möchte nicht mehr zu Architektur tanzen, sondern eben wieder zu: Musik.

Es gibt aber auch Ausnahmen. Eine davon ist "Standby me", die neue Platte von den MALADROITS aus Schopfheim (Never been there). Jedenfalls aus der Gegend da unten in Süddeutschland. Fürs Ox habe ich mal vor Jahren eine Rezension über eine ihrer Platten geschrieben und war ganz entzückt von dem Garagesound, den sie da abgeliefert haben.

So viel hat sich seit Sommer 2013 nicht verändert. Ok, anderes Label (Flight 13), möglicherweise jetzt auch größerer Bekanntheitsgrad, aber das Fundament ist immer noch quirlig-hektischer Garage-Punk, wie ihn die BRIEFS und SHOCKS auch gut können oder konnten. Ab und an scheint es aber doch so zu sein, dass die Maladroits, ihren Sound etwas erweitert haben: "No heart/No soul" hat eher was von all diesen englischen Indie-Pop-Bands "of 2005". HOT HOT HEAT, ART BRUT, FRANZ FERDINAND etc, wenn ihr wisst, was ich meine. Ähnliches gilt für das daran anschließende "Afterhour". Da blitzt also ab und zu mal was auf, das den Garage-Kosmonauten in einen anderen Orbit schießt. Das Bild vom Garage-Kosmonauten habe ich mir nicht ganz allein ausgedacht, der ist eher ein blitzgescheiter Hinweis auf das hübsch gestaltete Cover. Das wäre dann doch wieder ein Anreiz, wie Otto-Normal-Musikhörer in den Plattenladen zu gehen und nach der neuen Vinyl-LP der MALADROITS zu fragen - ohne auf anbiedernde "Haste mal n Promo-Exemplar"-Masche machen zu müssen.

Gary Flanell

(F) auf der 26-teiligen Renfield-Rezensionsskala

TEH MALADROITS - STANDBY ME
Flight 13 Records, 2017
LP/CD

Wo ich gerade davon sprach - 10 oder weniger Platten, die ich in letzter Zeit sorgfältig und immer wieder höre und für deren Vinylversionen ich durchaus im Plattenladen meines Vertrauens eine Bestellung aufgeben würde. Werde. Schon getan habe.

1. Algiers - The Underside of Power
2. Lebanon Hanover - Tomb for two
3. The World/Inferno Friendship Society - The Anarchy and the Ecstasy
4. Jack of none - Who shot Bukowski?
5. Balg - The heavy listening
6. Voodoo Jürgens - Ansa Woar
7. Jo Strauss - Berlin stirbt
8. Boy Division/Venus Vegas - Warsaw Split-7inch
9. Zea - The Beginner
10. The Ting Tings - We started nothing

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