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Sonntag, 10. Mai 2009

Reviews Renfield No. 17 Part 1


Alright, first blog in may, thought I would have had some moo time to do this earlier, but some kind of W.O.R.K.  has stolen worthful hours. And as we are talking about W.O.R.K.: Don't know how it works in other countries, but if you are without a job here in Germany and then you GOT some work for, let's say 10 days, life gets complicated as it has rarely been the last two years before. An avalanche of bureaucracy buries you, just to guarantee that you do not get the small bunch of bucks of these fucking ten days from agency of work.

Really, for every day, that I was NOT on the dole within these months, they send me a letter to tell me that I won't get any money for these days. But nobody tells you that you are threatened to loose your health insurance too. Good luck, this does not happen, but I never thought that being without work could be so complicated. And we are not talking about huge piles of money the agency gives to me. Actually it isn't really much. Too much to die, too less to live, as my grandmother said.

So let's continue with some review stuff of Renfield No. 17. In this issue we also featured bands/artists and institutions like ELVIS PUMMEL (great Rock'n'Roll entertainer from Dortmund at the Ruhr area), NEKAC (small, but extreeeeeemely cozy cultural centre in Kuldiga, somewhere in the middle of Latvia. Really nice people and they told everything about how to build a cultural centre from the ruins of an old house with your very own hands.), BARBARA BUCHHOLZ (one of a few professional Theremin-Artists that told us alot about this amazing instrument), and a small storie about the short-living Punkband DIE RANDALIERER from Hamburg. There was also an Interview with Alex from the Philipines, editor of the Band and the Zine called WHY SIT DOWN.

We visited an amazing  Country fair in Berlin and got some guest reports about the music scene in St. Petersburg, Russia from our dear friend David-Emil Wikstroem and a good report about the turkish grind/metal scene from Semih of anatolian grindcore-smashers SAKATAT. Beside of this there were some great poems from Johannes, some of the regular guest in RENFIELD meanwhile, some Philosophskaya from Dr. Stefanov, as usual all kind of HotchPotchRock'n'Roll and not to forget: The cover. This one was made by Luka from Cologne, the guy who is also resonsible for the Knut&Olaf-Comics that can be found in some Renfield-issues (and that uses jokes that probably noone understands. Except me and Luka, haha).  Ah, and of course there were some kind fo reviews. These, for example. 

SONS OF EXPLOSIVOS - Demo

"Gather around friends for a story from the wild wild west. Out of the desert they came, four desperados thirsty for beer and blood…" - So das eindringlich monumentale Intro der CD mit Spoken Words des Ska Punk Großmeisters Nick, seines Zeichens Sänger von LOADED, der hier als Gastsänger fungiert. Weitere Gastsänger haben die Explosivos von überregional bekannten Bands, wie den SCHOGETTES oder SPITFIRE SCHNELL SCHNELL angeheuert. Ob diese nun freiwillig ihren Beitrag dazu beigesteuert haben, oder ob sie mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen wurden, kann man bei den SONS OF EXPLOSIVOS wohl nicht wissen. Schon in ihrem ersten Stück "Sons of Explosivos", das durch eben erwähntes Intro eingeleitet wird, machen die vier Outlaws, mit hymnischen Refrains, die sofort zum mitsingen einladen klar, was für harte Hundesöhne sie sind. Die Demo-CD kann mit 7 Stücken aufwarten, die einem direkt in den Gehörgang galoppieren, sofort gute Laune verbreiten und einem einen unbändigen Drang zum Squaredance tanzen aufzwingen. In einer kleinen Geschichtsstunde wird man belehrt, wie „Pistoleros Mexicanos Anarkistas" von den Gringos aus Kalifornien vertrieben wurden. Erhält den guten Rat, dass man keine zwei Kilo Chili essen sollte, da dieses fürchterlichen „Brandstuhl" verursacht, „Cocaina de Speyer-Nord" allerdings gleich kiloweise konsumieren sollte.
Eine sehr gelungene Version von CALEXICOS „The Crystal Frontier" gibt's auf die Ohren und Tony Marschalls Gassenhauer „Die Tramps vunn de Palz" wurde kurzerhand in „Cramps vunn de Palz" umbenannt und endlich mal für's Punkerohr angenehm vertont. Auch die Surfpunks sind mit „Gringos on the Beach" versorgt. Die SONS OF EXPLOSIVOS schaffen es, Country, Western und Latino-Rock mit Punk zu verbinden und dazu noch eine gehörige Portion Humor drauf zu packen, dass es ein wahre Freude ist zu zuhören und man nach dem verstummen des letzten Tones, gleich nochmal auf „Start" am CD-Player drücken will. (Klaus Benavente, G 6, 6, 68159 Mannheim)   Rock`n`Rico

La Maximum Kouette – Et alors
Achja, diese Franzosen. schaffen es immer wieder, mich mit den einfachen Mitteln einzuwickeln. Mit den einfachsten Mitteln. Nimm eine hübsch singende junge Frau, die ihre französischen texte (egal ob jetzt total sinnig oder sinnlos) verführerisch ins Mikro haucht und nimm eine gute Portion einfallsreichen Punkrock, der gern mal mit Vergleichen zu den Strokes oder White Stripes oder Killers oder wie diese modernen Bands heißen, spielt. Jetzt untermal das ganze noch mit dem einen oder anderen Bläsersatz, misch noch ein bißchen Tango mit rein und dann hast du mich. Sowas kann dann klingen wie La Maximum Kouette, deren Sängerin Moon latent an die uneheliche Tochter von France Gall und Siouxsie and the Banshees erinnert. Wobei LMK aber nie so wavig wie die Banshees werden, und immer im recht angesagten Punkrock/Gitarrenbereich bleiben. Trotzdem sehr schön. Punk wie aus der Peugeotwerbung. Für den 206er. Das Schönste, was mich seit Louis de Funes mit Frankreich verbindet. (www.maximumkouette.com)

Motorman - curves
Überraschend poppig, ruhig und ein wenig zerbrechlich kommt diese Platte daher.Insgesamt möchte man meinen, dass curves mit diesem Album zwei, mit einer längeren Pause, Entwicklungsphasen durchlaufen hat. Eine sentimental träumerisch melancholische einerseits und eine dynamisch energiegeladene andererseits. Letztere steht ihm und der Platte besser, kommt aber zu kurz. Man ist gut beraten MOTORMAN mehrmals anzuhören, denn es erschließt sich einen keineswegs beim ersten Mal. Sehr eigen und steril ist es geworden. Ob das Arrangement der einzelnen Stücke in dieser Form richtig war, ist höchst fraglich, bleibt aber dem Betrachter freigestellt. Der Opener lässt seinem Hörer Großes erwarten. Aber dies entpuppt sich schnell als kleine Mogelpackung. Denn mit Slide, die potenzielle Hitsingle an den Anfang zu setzen, macht es umso schwieriger, sich mit dem Rest des Albums zurechtzufinden bzw. anzufreunden. Schon der zweite Song beginnt mit einem Stilbruch. Viel ruhiger, leicht experimentell und mit eingehend halleigen Vocals kommt Sweet Desert Sky daher und türmt sich bis zu seinem Ende doch noch zu etwas Großem auf. Nur, wer hoch hinaus will, fällt bekanntlich tief. Und das mit voller Wucht und mit Motorman / Gasoline, dem Song, der überhaupt nicht funktionieren will. Schon beim Pianointro möchte Man(n) / Frau diesen Song dezent ausblenden oder besser gleich überspringen. Denn alles was danach kommt, ist schnulzige deutsche 80iger Jahre Vorabendserienmusik. Wie ein Befreiungsschlag wirkt dagegen das erfrischend spritzige Let It Out, dass einen für kurze Zeit aus der Überdosis Gefühlsduseligkeit herausholt. Mit Amazing und If Ever betritt der geneigte Hörer postum wieder seichtere Gewässer. Nur diesmal wird man zum Mitschwimmen eingeladen. Stay Away beendet das Ganze und vermag durchaus beide Entwicklungsphasen zu verbinden. Was zurückbleibt, ist ein alleingelassener, in seinen Gedanken versunkener und vielleicht sogar ein wenig verträumter Hörer.Fazit: Man(n) / Frau möchte curves zur Hilfe eilen, um zu retten was noch zu retten ist. MOTORMAN beruhigt, ohne eine Schlaftablette zu sein. Gut getan hätte ihm mehr Bauchgefühl denn Kopfverstand. Bianka

Empty Trashcan being kicked – Urban exploration -Demo
Tobi vom Punk is dad-Zine ist ein alter Fuchs. Da kann er noch 10 Kinder in die Welt setzen, der Mann weiß, wie man wirtschaftet. Glänzende Aussichten also für die bestehende und noch kommende Brut, mit so einem Papa gut durch die ersten Jahre des Lebens zu kommen. Um nämlich der Post nicht mehr Porto als nötig in den Hals zu werfen, hat er das neue Demo seiner Band einfach in ein paar alte Ausgaben seines hervorragenden Zines gesteckt und das ganze als Büchersendung auf den weg geschickt. Gute Idee, das. So krieg ich nämlich nicht nur die gute CD von den gekickten Mülleimern zu hören, sondern auch eine Ausgabe des Punk-is-dad-zines, die ich bisher noch nicht kannte. aber erst mal zu der CD. Die Regensburger hätte ich zu gern gesehen, als sie hier in Berlin gespielt haben. Bin aber leider zu spät gekommen, da war alles schon vorbei. Jetzt, nachdem ich die 4 Songs vom Demo gehört habe, ärgert’s mich umso mehr, denn Tobi am Schlagzeug und seine drei Kumpels machen großartigen Punk, keinen Streetpunk, keinen Punkrock, kein Oi!, Hardcore oder ähnliches, sondern einfach Punk. Nicht zu melodisch und nicht zu lahmarschig, aber auch nicht zu stumpf, genau richtig und alles nach dem guten alten D.I.Y-Konzept, also besser einfach mal machen als vorher ewig rumgrübeln, was passieren könnte. Allerdings - 4 Songs, wie das halt bei Demos ist und wie ich es nicht wirklich mag, vier Songs sind zu wenig, ich will mehr. (contact: punkisdad@hotmail.com, www.punkerschwein.de)

The Twang – Not your average country band – CD
Countrifikation ist das, was unter anderem Bands wie Boss Hoss betreiben. Und was wahrscheinlich im Augenblick deshalb so gut läuft, weil es auf den ersten Blick hierzulande mehr als absurd und trotzdem lustig erscheint: nimm ein paar bekannte Popsongs und transkribiere auf eine Band mit Slide-Guitar, Banjo, Dobro und Stehbass und spiele die bekannten Songs als lustiger Countryversionen. Scheint bei Boss Hoss super zu funktionieren. The Twang machen es noch besser und schon noch länger. Erstens ziehen sie das seit 9 Jahren durch, haben neben dieser hier schon einige CDs rausgehauen und zweitens geht das Countrifizieren bei den Hamburgern soweit, daß die genannten Top-40000-Hits wirklich so umgebaut werden, daß sie auch echte Countryperlen sein könnten. „Not your average country band“ ist ein Livemitschnitt von einem Gig in Braunschweig und auch wenn es an der ein oder anderen Stelle arg an den Humor von alten Otto-Liveplatten erinnert (liegt vielleicht an den Ansagen zwischen den Songs, bleibt aber alles noch im Rahmen der Unpeinlichkeit), machen The Twang ihre Sache doch ziemlich gut. Wie gesagt, das liegt vielleicht daran, daß sie die bekannten Songs nicht bloß 1:1 nachzocken, sondern wirklich versuchen, dem Ganzen ihre eigene Interpretation zu geben. „Sweet dreams“ verkraftet so eine Operation ganz wunderbar, „Walk this way“ auch, das Schmalzschlachtschiff „My heart will go on“ oder „Big big world“ von diesem kleinen Mädchen, das heute keiner mehr kennt (war das Emilia?), ebenso. Bei „Help“ wird’s ein bisschen kritisch, ebenso bei „For those about to rock“. Und an der Hillbilly-Version der Waltons von „Blitzkrieg bop“ kommen allerdings auch The Twang in hundert Jahren nicht vorbei. Trotzdem die sympathische Platte einer sympathischen Herrenrunde. Und jetzt Whisky aus der Flasche für die gesamte Ranch, bitte. (contact: www.twang.de)

Scut – This is how it feels, when you stumble – CD

Die Alison-Releases haben zumindest eins gemeinsam, und zwar die wundervolle Gestaltung. Hab noch keine CD von denen in die Finger bekommen, die nicht irgendwie liebvoll gestaltet war. Ist bei Scut (nicht wie die Rakete) nicht anders, denn die CD kommt hübsch verpackt mit einem netten Schleifchen. so sie hat so dann fast aus wie ein Geschenk. Oh, ein Geschenk, nur für mich? Nein ist das süüüß. Fast so süß wie der kleine Eisbär Knut, der gerade im Berliner Zoo aufwächst. Die Musik von Scut mit süß zu etikettieren passt nur teilweise. Scut stelle ich mir live so vor, daß da vier schüchterne, zerbrechlich wirkende Indienerds (inklusive einer Nerdin, die glockenklar singt) auf der Bühne stehen und sich beim Musikmachen konsequent auf ihre eigenen Schuhe gucken. Aber das müssen sie ja, denn sonst verheddern sie sich ja in den vielen Kabeln, der vielen Effektgeräte, die eingesetzt werden, um den anvisierten Wall of Sound zu bauen. Nett, sehr lieb und melodiös, so zart, daß man Angst haben müsste, die würden beim Nachstimmen der Gitarre zerbrechen. Aber schön, wie ich finde. Vielleicht bin ich ja mittlerweile auch so ein Slackerowitsch, der seine Suffpunkrotze jetzt immer im Rachen stecken hat. Geschickt werden Lush, My bloody Valentine oder Ride als mögliche Referenzen angeführt. Manchmal ist es allerdings so poppig geworden, daß ich gar an die schröcklichen Fury In the Slaughterhouse denken musste. Zum Glück nicht immer. Wir habne also Popmusik für große Indiejungs, die schüchtern die hübschen Mädchen anschmachten, aber sich nie trauen, sie anzusprechen. Vielleicht aus Angst zu stolpern, wenn sie auf ihren Traumfrau zugehen? Aber das ist wohl ein Risiko, daß man eingehen muss. Genau so eins wie dem Publikum beim Livegig, mal in die Augen zu schauen. (Auf Alison Rec., www.alisonrecords.de)

A hundred times beloved – Antarctic sunrise
Noch eine hübsch gemachte CD von Alison records. wer hat eigentlich die Zeit und Muße bei der gesamten Auflage für jede einzelne CD so ein geiles Popup-cover mit Sonnenauf-bzw.Untergang, Eisberg und Pinguin (wobei 2007 ja mehr das arktische Jahr des Eisbären ist, zumindest in Berlin) zu basteln? ist das ein 1-Eurojob im Indieland? falls ja, mach ich den gern auch. „Selene“ von dieser CD lief neulich in der Mit-Tim-Drin—Show, direkt nach Comfortably Numb von Pink Floyd. Und wenn wir’s nicht gesagt hätten, wäre wohl keiner auf die Idee gekommen, daß Selene ein eigener Song ist, so hervorragend ließ der sich an ein Pink Floyd-Mammut anschließen. Was schon mal ein kleiner Hinweis ist auf die Musik, von den Herren. Pink-floyd-artige Soundwände- und Spielereien werden da vor einem Hintergrund aus Indiemusik mit Sounds verquirlt, die mich stark an diese bekannte französische Band AIRinnern. Als neuere Vergleiche könnte eventuelle Beispiel Glacier herhalten, auch schon vom klimatischen Kontext. Sollte da ein neues Subgenre der Alternative Musik/Wave auf uns zurollen, könnten wir uns jetzt schon mal einen Namen für das sympathische Kind ausdenken. Frostpop klingt doch für den Anfang ganz gut. Wäre nicht das schlechteste im Angesicht der Klimaerwärmung (mich treibt seit einigen Wochen die Frage umher, was eigentlich umweltschädlicher ist – Vinyl- oder CD-Herstellung? MP3s sind da ja fast schon optimal, denn die sind ja nix, jetzt mal rein materiell gesehen) Also: A hundred times beloved – file under melancholic Permafrostpop ( www.alisonrecords.de )

Wayne Hancock – A-Town Blues
Gibt wahrscheinlich viele Menschen, die immer noch der Tatsache hinterher trauern, daß Hank Williams seinerzeit so früh auf dem Rücksitz eines Taxis von uns gegangen ist. Und in den Zusammenhang ein begrenztes Kontingent an Countryperlen für die Ewigkeit hinterlassen hat. Klar könnte man jetzt denken, daß seine Kinder und Kindeskinder ihrerseits genauso großartige Musik machen – bei den genetischen Veranlagungen. Ist leider nicht so ganz. Hank Williams Jr. und HW III mögen jeder für sich mehr oder weniger interessante Musik fabrizieren, mit den Hits vom Senior dürften sie sich kaum messen lassen. Da für geistert allerdings seit ein paar Jahren ein anderes, geeignetes Methadon für den schmachtsüchtigen Hillbilly durch die Countrywelt. Wayne Hancock klingt so erschreckend gut nach dem alten Williams, daß man sich fragen könnte ob dessen Seele nicht in der Silvesternacht seines Ablebens direkt vom Rücksitz des Autos in Wayne „The train“ geschlüpft ist. Es ist also alles seeeeehr Hank-Williamesk bei Herrn Hancock - Sound, Instrumentierung, Stimme und Style, Songs über das Leben auf dem Highway, verlorene Frauen, junge Kerls, die sich besoffen zu Tode fahren, es ist genauso wehmütig und gebrechlich wie beim Chef. Na ja, von den Texten her ist es manchmal auf „A-Train Blues“ etwas kitschiger, aber dennoch bleibt das hier ein ganz heißer Tip für die, die was Neues haben wollen, was wie das Alte klingt. (auf Bloodshot Rec., www.waynehancock.com)
 
Abuje – Nummer 24
“die linke Zeitung für Lichtenberg” heißt’s weiter im Untertitel. Lichtenberg ist nicht gerade der Berliner Stadtteil, den man mit links-alternativer Kultur in Verbindung bringt, eher mit dem Gegenteil. Gerade deshalb ist mehr als ok, wenn sich ein Antifa-Blättchen wie das Abuje seit 24 Ausgabe halten kann. Ist zwar nur 24 Seiten dick, zu Lesen gibt’s trotzdem viel über Nazistrukturen in den Kiezen des Bezirks (z.B. Infos zu den NPD-Figuren Hähnel und Bentz), Veranstaltungen gegen Rechts, ein Reisebericht zur Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Israel und die Anleitung wie man unauffällig Naziaufkleber im Straßenbild durch das Gegenteil ersetzt. Wen es irgendwann mal aus irgendeinem Grund nach Lichtenberg verschlägt, kann das Abuje gern als Lektüre für die Tramwartezeit nutzen. (Kontakt: www.abuje.de , abuje@web.de)
 
Die Pommesbude 01/07
Wäre ja schön gewesen, wenn dieses gefaltete DIN A4-Blatt (oder die 4 DIN a5-Seiten, kann man halten wie ein uckermärkischer Dachdecker) ein Fanzine zur Fernsehserie „Die drei Damen vom Grill“ wäre oder für Brigitte Mira oder Grotum oder Günther Pfitzmann oder so, aber es ist halt was ganz anderes. Nämlich Fanzine ganz von unten und zwar nur eins für/von „Pommes oder Pizza“, der sympathischen Punkrockband aus Berlin mit dem Hang zur gesunden Ernährung. Sieht aus wie ein Bravo-Fotoroman zur Band, also sieht man eine Handvoll Gigfotos, dazu 1-2 Konzertankündigungen und dann war’s das auch schon wieder. Lustig und angenehm sinnfrei. Da ist es auch nicht weiter schlimm, daß man gar nichts über die Musik von P.o.P erfährt. Vielleicht wären die was für den Chinasuppentest im Renfield. (www.pop-punkrock.de)

Bitume – Gut im Trend
Sagen wir mal …But Alive waren so was wie der Sergej Bubka im deutschsprachigen Punkrock. Haben die Latte im ganzen Genre immens hochgelegt. Haben dann aufgehört, aber die Rekorde stehen immer noch. Sagen wir auch mal, daß es viele Bands gibt, die heutzutage in der gleichen Disziplin zwar mit schöner Regelmäßigkeit Triumphe einheimsen, aber die Rekorde eigentlich nicht brechen. Das wären dann so Bands wie Muff Potter, Turbostaat, Motormuschi, Graf Zahl, Raketenhund, Tomte oder so. Dazu zählen kann man auch die Oldenburger Dachpappen von Bitume. Die sind mit ihrem vierten Album vielleicht genau das, was der Titel sagt. Wobei das in diesem Fall gar nicht schlimm ist. Deutschsprachiger Punkrock, Musik mit deutschen Texten läuft zurzeit ja noch ganz gut, besonders wenn man immer mit dem guten Hang zur Melodie und den unstumpfen Texten und der nötigen Intelligenz an die Sache rangeht, sich aber die gewisse Punkräudigkeit behält. Platt wird es bei Bitume definitiv nicht, und für die heutige Generation an Punkrockhochspringern könnten sie bestimmt beim einen oder anderen Event was absahnen. Nur die Rekorde von Sergej Bubka, die knacken sie (noch) nicht. Aber der springt ja auch gar nicht mehr. (auf Rookie Rec.)

Mad Caddies – Keep it going
Irgendwie hab ich nicht viel erwartet vom fünften Album der Mad Caddies. Polka, melodischer Punk, etwas Ska, das alles nett chaotisch zusammengequirlt und so auf Spaß getrimmt, daß das Grinsen wehtut, das war das, was bisher immer so an Eindrücken von den bisherigen Releases geblieben ist. „Keep it going“ ist jetzt – Achtung Floskelalarm! – der große Schritt nach vorn im MC-Universum. Ja, echt jetzt, ohne Scheiß. Keine Ahnung, was die Jungs bei den Aufnahmen so gemacht haben, aber das ist so ziemlich das Beste, was sie bisher abliefern. Keep it going macht insgesamt einen seriöseren, tiefgründigeren, teilweise sogar einen eher schwermütigen Eindruck („Lay your head down“, um mal ein Beispiel zu nennen), die Songs kommen kompakter rüber, bleiben mehr im Ohr hängen. Es scheint, als hätten sie zudem die eine oder andere Reggae/Dancehallplatte mehr gehört als früher, aber das mag auch der Verdienst vom Reggaeproduzenten Wayne Jobson sein. Und wenn die Caddies zurzeit keine gewisse Vorliebe für jamaikanische Tanzmusik haben, hätten sie wohl auch nicht Duckie Simpson von Black Uhuru für das „Riding the fall“-Cover ins Boot geholt. Mit „State of mind“ und „Reflections“ sind darüber hinaus zwei Songs drauf, die Sublime so nicht hätten besser machen können. Klingt alles sehr gut, der Stilmix ist weniger chaotisch als früher, dafür um einiges treffsicherer. Nervt auch nicht beim zehnten Durchhören. Was nur beweist, daß „Keep it going“ hier schon zehnmal lief. Mindestens! Großartige Platte! (auf Fat Wreck)

Leftöver Crack/Citizen Fish – Deadworld

Hab mich gefragt, für wen diese Split-CD wohl die größere Ehre, das größere Vergnügen war. Ich tippe mal auf die Band mit dem Heavy-Metal-Umlaut im Namen. Erstens sind die noch nicht so lang am Start wie CF und werden sich wohl den Arsch abgefreut haben, mal mit einer ihrer Lieblingsbands was zusammen zu machen. Ham sich so gefreut, daß sie glatt einen alten Citizen-Fish-Song gecovert haben. Und sich dazu noch Dave Dictor von MDC, und andere Punkpromis zu Hilfe geholt haben. Von Leftöver Crack hatte ich bisher nur das mit gekriegt, was hier in Berlin auf diversen T-Shirts durch die Gegend getragen wird. Die scheinen also doch schon recht bekannt zu sein. Von der Musik auf Deadworld her, knallt das schon ganz ordentlich. Melodischer Skatepunk, mit dem gelegentlichen Stritz Ska, der zum Glück nicht zu glatt produziert wurde. Dazu verfügt man über einen angenehm krächzigen Sänger, der an einen Bastard aus Leatherface und Operation Ivy erinnert, nicht die schlechtesten Bands. Citizen Fish – tja, machen ihre Sache so gut wie immer. Da gibt’s eigentlich nix zu meckern, aber auch nix hervorzuheben. Vor den alten Männern kann man nur gratulieren, daß sie immer noch ganz gute Songs hinkriegen. Sind vielleicht nicht die Hits dabei, aber schlecht ist das hier definitiv auf alle Fälle auch nicht. (auf Fat Wreck, www.fatwreck.de )

Cosey Mo`- Demo
Die dänische Musikszene, ist mir ähnlich unbekannt wie ein Grossteil der 1520 Inseln Estlands. Genau wie bei den Inseln fallen mir zwei Namen ein, Sort Sol und Godless wicked Creeps (wobei ich nicht mal sicher bin, ob die letzteren wirklich aus Dänemark sind). Genau wie bei den Inseln weiß ich nur, daß es sie gibt, Independentmusik aus Dänemark. Cosey Mo’ könnten mir da vielleicht weiterhelfen, meinen Horizont zu erweitern. Seit 6 Jahren existiert die Band aus Aarhus. Das vorliegende Demo ist das aktuelle aus dem Jahr 2006. Indiemusik, wie man sie sich vorstellt. Zarte Gitarren, schlichte poppige Songs mit einem leichten Folkeinschlag sowie gelegentlichen Keyboardspielereien und da drüber der klare, melancholische Gesang der Sängerin. Schön, die 6 Songs kann ich mir an so einem sonnigen Aprilabend wie heute sehr gut verpacken. Wieder fallen mir diese Schuhguckerbands ein, so was wie My bloody Valentine, Dinosaur Jr, Lush, Ride und so; die ganz großen Indiepophirsche auf der Lichtung am Fjord. Weil es ein Demo ist, ist der Sound nicht immer optimal, aber gut gemacht ist es allemal. Vielleicht sollten Cosey Mo` mal eine CD zu Alison Records schicken, das wäre der perfekte Platz für die sympathischen Aarhusler. Und was die dänische Musikszene angeht, vielleicht sollte ich sie mal einladen, auf einen Kaffee, ganz zwanglos mal plaudern, bisschen reden und so. Könnte mir dann alles erzählen, was wichtig ist. Hallo Indiemark, bitte melden! (Cosey Mo’, Kontakt: www.myspace.com/coseymo)

Plastic Bomb No. 57 u. 58
Lang keine Bombe mehr in der Hand gehabt. Und jetzt in kurzer Folge gleich zwei. So was. Einmal die Winterausgabe 2006 und dann noch das Frühjahrsheft für den Punkgarten. Das erste, was ich mich frage, ist: War im PB schon immer soviel Werbung drin für den Punkkonsumenten? Fällt mir bei der 57 am ehesten auf; auch daß es jetzt den PB-Shop mit allen möglichen Shirts gibt und so. Naja, egal. Insgesamt hatte ich mit No. 58 mehr Spaß, die Interviews mit den UK Subs (Charly Harper gibt mit Unterstützung der Vibrators noch mal Geschichtsunterreicht in der Punklasse von 07), Geriatric Unit und What we feel sind sehr gut, genauso die Berichte über Punk in Wien (da könnten wir uns vom Renfield mal eine Scheibe abschneiden, wenn wir denn noch so knietief im Punkdschungel stecken würden), München und Neuseeland. Dazu das übliche Salz in Fanzine-Suppe – Reviews, Konzerttermine, Leserbriefe und Kleinanzeigen. Auch wenn ich nicht mehr so den Überblick über den Bereich Deutsch-Nietenkaiser-Asselrotzpunk bzw. Anarchobollercore habe, macht das Plastic Bomb doch noch ab und an wirklich Spaß. Und die eine oder andere Perle lässt sich auch finden, ich sag nur Johnny Wolga. Die 57, ich sagte es ja bereits, fand ich nicht so ganz interessant gegenüber der 58. Schön sind auf alle Fälle immer die Herstory-of-Punk-Serie, die Band-Interviews sind dagegen nicht ganz meine Tasse Rooibusch, aber der Artikel zu der Hatecore-Sache und wie Swen damit umgeht, war so ziemlich das Beste im Heft. Jetzt mal ganz unzynisch gemeint. Keine Ahnung, was für ein Vogel der Hatecore-Typ ist, aber jede Hexenjagd sollte irgendwann mal ein Ende finden, ich hoffe, das kriegen irgendwelche Antifa-Inquisitoren mal in den Kopf. Schon seltsam, da weiß man manchmal gar nicht, wie man in bestimmte Sachen reinrutscht. (Plastic Bomb, Postfach 100205, 47002 Duisburg, www.plastic-bomb.de)

Johnny Wolga – Demonstrator
Tja, die Toy Dolls sind alt und grau und du trauerst dem angenehmen Timbre von Olgas Stimme nach? Dann hör dir Johnny Wolga an, es ist fast beängstigend, welche Ähnlichkeit da im Gesang liegt. Nur die Musik die ist doch etwas anders, denn diese 6 Songs sind schlichter Garagentrashpunk mit unverzerrten Gitarren. Eine Musik, für die ich durchaus eine nicht geringe Schwäche habe. Aber die Mischung von Toy-Dolls-Geschnatter und einfachem Punkrock, die hat irgendwas, auch wenn das Ganze noch ein bisschen beschissener hätte produziert sein können – sind die Gitarren vielleicht doch zu clean? Na, egal, ist vielleicht nicht für jeden was, so eine Mische, aber meine Sympathie (auch für das nette Layout) haben die drei aus Oranienburg auf jeden Fall. Solche Musik sollte nur in 50er-Auflagen auf 7inches rausgebracht werden. ¾ der Auflage müssten dann auf dem Dachboden des Trommlers 30 Jahre lang unentdeckt rumliegen und dann findet sie irgendein Nerd bei einer Haushaltsauflösung und packt sie auf den 2047. Back-from-the-Grave-Sampler. Bis dahin können Johnny Wolga gern an der Karriere basteln. Schick-a-Billy!!! (contact: www.johnnywolga.de)

Combo de los muertos – 3-Song-Demo
Nehmen wir mal an, Joey de Maio hätte eine Schwäche für loungige Salsamusik bei sich entdeckt. Dann hätte er, den Alk aus einem stilvollen Cocktailglas als wie sonst aus den Schädeln seiner Gegner trinkend, bestimmt schon diese jungen anonymen Italiener zur Vorband der nächsten Manowar-Tour erkoren. Eigentlich hätte man sich schon zusammenreimen könne, daß so was irgendwann mal kommt. Nach Mambo-Kurt, Senor Coconut, Richard Cheese und Nouvelle Vague –die ja alle diverse Punk/Indie/Rockklassiker in ganz sanfte, lässige Barmusik transponiert haben - war es doch fast an sich schon logisch, daß irgendwann sich irgendwann jemand an der Musik für die ganz Harten probiert. Es ist also an der Band der Toten, sich zunächst mal an drei Klassikern zu versuchen. Und was soll man sagen, das hat schon was. „Breaking the law“ startet mit Grillenzirpen und Urwaldtrommeln und verwandelt sich ziemlich fix in eine beunruhigend sanfte Latin-Surf-Nummer. Die Manowar-Machos müssen sich dann daran gewöhnen, daß „Defender“ in der smoothen Version mit Frauengesang fast besser ist als ihr Original und „South of heaven“ wird in dieser Interpretation garantiert jeden Metalliebhaber in einen Xylophonfetischisten verwandeln. Ob das jetzt was für die Ewigkeit ist, bezweifle ich, aber als netter Gag beim nächsten Metal-Open-Air eignet es sich definitiv.

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