Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 6. Februar 2025

Schön, wenn die Sinnsuche in den Weltraum führt Pt. I


NESSYM - JIHAD SPACE PROGRAMM

Es hat sich ja mittlerweile herumgesprochen dass „Jihad“ kein Aufruf zu religiöser Gewalt sein muss, sondern im Islam auch eine persönliche spirituelle Sinnsuche bezeichnen kann.
Ganz in diesem Sinne hat der Produzent und Labeltmitbetreiber (Shouka) Nessym sein Album konzipiert, als Sun-Ra-mäßigen spielerisch-utopischen Gegenentwurf zur politischen Gegenwart.

Sein „Jihad Space Program“ ist ein musikalischer 360°-Blick über den Tellerrand und klingt zu Beginn wie der Twin-Peaks-Soundtrack. Auch wenn später Jazz in den Mix geworfen wird, erinnert er oft an die Schwarze Hütte oder vielleicht das One Eyed Jacks, nachdem eine arabische Familie die Bewirtschaftung übernommen hat.

Die Titel raunen von handgebastelten Satelliten und der Arbeit von Schamanen, und die Musik switcht dazu frei assoziierend einher zwischen meditativen Stimmungen, mediterraner Mikrotonalität und potenziell Trance-induzierenden Rhythmen, die aber ganz fix in etwas Nächstes umschlagen können.


Die Beats sind schon mal deswegen bemerkenswert, weil sie größtenteils auf echten Schlagwerk-Samples basieren, was der ganzen Reise eine gewisse Geschmeidigkeit und innere Ruhe gibt – wie das so ist, wenn mal keine fette Bassdrum mitläuft.

Auch wenn Nessym von den Produktionsmitteln her hörbar von der Tanzmusik kommt, ist sein Raumfahrtprogramm kein Dance-Album, eher eine Art Trip im Stil von Percussion-Assen wie Badawi und Azu Tiwaline, frühen Ninja-Tune-Sachen, dem (ungleich wütenderen) Sample-Collagisten 2/5 BZ oder auch – bisschen Nepotismus muss sein - dem ewigen Kreuzberger Geheimtipp T.I. Dong Cat.

Sun Ra Bullock

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen