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Montag, 18. Mai 2009

Reviews No. 18 (Part 1)


Ladies and Gentlemen, we are now reaching Renfield No. 18. Please fasten your seatbelts for this realy terrific example of Fanzinazation of the beginning 21st century. In this timeless issue of RENFIELD-Zine we got , as usual, a big number of hotch and potch (what sounds in my ears like the name of a famous comedy duo. Hotch could be a bis angry man who is always making funny things to his partner Potch, the one who is a bit dumb. Ah forget it til you meet these two guys on TV in 20 years). Back to Renfield No. 18 and what's in it. Different sounding Bands like KINA, KINSKI, THE TWANG (In this case: The kings of Countrification, not the Britpopband), THE SUZAN, ROCKASS are featured and there is also a very good Interview with amazing Xenia, who managed a cozy club in Berlin called ZENTRALE RANDLAGE. If you are in Berlin and see a set of a DJane called Minimatika, do not hesitate to go there. 

There were quite a a lot of short stories in this issue and a real good cover, in case you ever wanted to know what really happened to little Maddie... 

Anti-Everything – # 6666666 (+/- eine 6 mehr)

Shit, bis gestern lag das Ding noch neben unserem Klo, dann war diese Party und jetzt ist es weg. Sollte da jemand Geschmack bewiesen haben und hat’s einfach mitgehen lassen? Könnte ich sehr gut verstehen und wäre doch extrem sauer. Denn das Anti-Everything schreibt sich nicht nur das Dagegensein auf die Fahnen –quasi ein Heftchen für die Nihilisten unter uns – sondern lässt sich auch sehr gut lesen und hat nen ziemlich interessanten Aufbau, der es von anderen Zines auf Beste abhebt. Das normaler Fanzine-Einerlei (keine Interviews, wenige Kritiken, dafür Aufklärung über Urban legends und ein Portrait des Unabombers) ist hier nur Beiwerk, denn hauptsächlich besteht das Heft aus der Fortsetzungsgeschichte „Glory white trash“, in der alle Klischees, die man aus Schundromanen kennt, zusammengemischt werden und mit diversen Punkanleihen versehen werden. Das ganze wird in 12 Kapiteln serviert und es geht um den Anführer einer linken revolutionären Zelle und seiner Freundin, eine türkische linke Skinheadgang, einen korrupten kommunistischen Zeitungsherausgeber, der die Tochter eines Medienmoguls fickt (und irgendwie sich selber auch), spießige Bullen, die in ihrem Berliner Privatvorort an einem Punk Selbstjustiz üben und dann noch…- ach, scheiß der Hund drauf – Sex, Gewalt, Drogen, kaputte Typen – darum geht’s in „Glory white Trash“. Wenn man sich erst mal reingelesen hat, kommt man schlechtestens wieder davon weg. Und das ganze ist noch nicht zuende, ich hoffe das nächste Anti-Everything kommt noch vor Weihnachten. Brauch noch ein Geschenk für meine Mama. Achja, nen Aufnäher und nen schickes Poster gibt’s auch noch. (contact: weiß ich nicht, ist ja weg, det Ding)

Frontkick – The cause of the rebel – CD
Ich hoffe, Frontkick kommen nicht auf die Idee, mit ihrem dritten Album beim Patentamt aufzutauchen und die Erfindung eines völlig neuen Musikstils für sich zu reklamieren. Der zuständige Sachbearbeiter würde dann eventuell die übervolle Schublade mit der Aufschrift „Streetpunk, Punkrock und Artverwandtes“ aufziehen und den Jungs eine gute Zukunft wünschen. Das ist aber nun kein richtiger Grund zur Kritik. Die Jungs wollen vielleicht gar nicht das Punkrock-Rad neu erfinden, aber das verlangt ja auch keiner. „Cause of the rebel“ hat alles, was man sich unter einer richtig guten Punkrockplatte vorstellt. Diese Platte ist so perfekter Streetpunkrock, da wächst einem beim Hören der Tigerfellkragen von selbst aus der Jacke. Gute Melodien, quasi schon oft im hymnischen Bereich, gute Refrains zum Mitsingen, eine gute, knackige Produktion und wahrscheinlich auch Texte, die weit über dem Durchschnitt sind. Das alles zusammengebastelt im gleichen Terrain, auf dem auch die Voice of a Generation, Bones, Cock Sparrer unterwegs sind. Im Vergleich zu den Massen von Punkrockbands, die das gleiche Ding machen, sind Frontkick allerdings zehnmal einfallsreicher, auch was die Lyrics besser. (People like you Rec, www.peoplelikeyou.de )

Die Broilers – Vanitas
Himmel, was ist denn das? 10 Jahre tun die Broilers jetzt schon rum und sind in Oi/Streetpunkkreisen bestimmt schon kultverdächtig. Aber ich frage mich warum, wenn ich mir diese Platte anhöre. Die Musik mag ja gerade noch ok sein – Oi/Punk halt, hier mal mit Ska liebäugelnd, da mal ein bisschen traditioneller, alles insgesamt schon ok. Wenn nicht dieser Gesang und diese bräsigen Texte wären. Macht man das jetzt so in Düsseldorf? Ist das jetzt so richtig Punk am Rhein? Wen habt ihr da ausgegraben? Hans Hartz? Mathias Reim? Eine tote Robbe? Das ist so ekelhaft schleimig –schlagerhaft, dazu noch bierernst, daß ich vor lauter Betroffenheit nur noch Heinrich-Böll-Gedichte zitieren kann. Vielleicht isses wirklich was für Paul Konservo aus einer Subkultur, die noch was auf feste Werte gibt, für mich jedenfalls nicht. Putting Dagegensein out of Oi/Punk/Wasauchimmer… (People like you Rec.)

The Twang – Twang’em high
“Diese Stadt ist nicht groß genug für uns beide” könnte BOSS HOSS knurren, wenn er an einem heißen Mittag auf der Hauptstraße von Countrification City der TWANG Gang zum Duell gegenüberstehen würde. Wer würde Sieger sein? Wäre das überhaupt ein Duell auf Augenhöhe? Eher nicht, denn die Twangie Boys haben schon einige Jahre mehr als erfahrene Country-Cover-Hitband in der Satteltasche, neun um genau zu sein. In der Zeit haben die Braunschweiger sich auf diversen Countrybühnen im Land rumgetrieben und drei Platten rausgebracht, auf denen sie alles und jeden, der ihnen in Form von zeitgenössischen Hits und Klassikern gegenüber tritt, in eine ihnen passend erscheinende Countryform gestopft. Bei dem Konzept bleibt es auch auf „Twang’em High“ und vorrausgesetzt, daß man bei bei reinen Coverbands nicht gleich rote Pocken und Atemnot kriegt, funzt das sehr gut. Klar, einige Songs erkennt man recht schnell wieder – „Fight for your right“ ist und bleibt auch mit Fiedel und Stompbeat ein Klassiker – aber bei anderen muss man THE TWANG hoch anrechnen, daß sie daraus sehr eigene gute Versionen machen können. Der Turbonegers Hit „Get it on“ mutiert mit Frauengesang so luftig, daß er fast wie Lou Reed klingt und auch das im Original unausstehlich tuntige Gnarls-Barkley-Discomonster „Crazy“ klingt nach der Twangbearbeitung so dunkel, daß ich dachte, Calexico oder Nick Cave hätten da ihre Finger im Spiel. Gibt zwar auch den ein oder anderen Stinker bei den14 Songs, aber besser als die HOSS-Hengste gefallen mir Hank Twang und seine Kollegen allemal. (www.twang.de)

The Suzan – Suzan Galaxy
Um mal Mißverständnisse sofort auszuräumen: THE SUZAN ist nicht eine junge Frau, sondern gleich vier. Vier junge Japanerinnen, die zwar so klein sind, daß sie alle zusammen auf dem Rücksitz eines Opel Kadett Kombis Platz finden (samt Instrumenten – ich hab’s gesehen). Aber klein sein heißt nicht gleich niedliche harmlose Musik machen, zumindest nicht bei den vier Susen. Die sehen zwar nicht so aus, geben aber auf SUZAN GALAXY ein geil trashiges GaragenPunkdebut ab. Vor zwei Jahren ist mir bei einem gemeinsamen, fast legendären Gig in Leipzig – wer es in der Gießerstraße gesehen hat, wird es wohl nicht vergessen haben, wie sächsische Punks vor Begeisterung die Sängerin von der Bühne geklaut haben – die erste Single von THE SUZAN in die Finger gekommen. Im Vergleich dazu ist SUZAN GALAXY um einiges rauher geworden, der Sound ist immer noch Lichtjahre von einem dem Wort „Sauber“ entfernt, dazu kommt diese tiefe Stimme von Miyuki. Daß sie allerdings auch etwas anders können, merkt man dann bei den melancholischen Klavierstücken am Ende der Platte, was dem ganzen die nötige Abwechslung verschafft. Das SUZAN Universum ist natürlich ein sehr comicmäßiges – wie so oft bei japanischen Bands ist alles knallebunt, und macht auf alle Fälle Spaß. Das könnten definitiv die unehelichen Töchter von SHONEN KNIFE und den 5.6.7.8.s sein, Holly Golightly darf man sich hier als Großtante vorstellen und die GOOD HEART BOUTIQUE als perfekte Sandkastenfreundinnen. Schicke-a-di-schick!  

Little Cow -I'm in Love with Every Lady
Kleine Kühe, die alle Frauen lieben. Mal rockig, mal walzig, mal Ungarisch, mal Englisch, mal akustisch, mal elektrisch mit 90er Jahre Grunge Sound - dafür aber mit Drive! Stilistisch schwer einzuordnen rockt die ungarische Gruppe "Little Cow" mit ihrem Album "I'm in Love with Every Lady". Angeführt von Laci Kollars heller Stimme wechseln sich in Liedern wie dem erwähnten Titellied sanfte Partien mit einem Feuerwerk von Instrumenten (u.a. Akkordeon, Bläser, Streicher, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Perkussion) ab. Oder ein Streichquartett begleitet im sanften 6/8 Takt im Lied "The Chocky is Melting". Oder leichter Skarhythmus mit Blechbläsern neben arpeggierten Stahlseitengitarre in "Ne EngeDJ El Sohasem", oder ein Kinderchor, oder, oder... Die Band beschreibt die Musik einfach als kultureller Hochzeitssound! Die 2005 gegründete Band hatte im selben Jahr einen Riesenerfolg in Ungarn mit "Cyber Boy", der zweite Track auf dem Album - ein sich immer weiter steigerndes Lied, bei dem der Refrain durch seine Abwesenheit glänzt. Anfang 2006 vom Berliner Label Eastblok Music entdeckt nahm "Little Cow" mit Moe Jaksch von den 17 Hippies als Producer das Album im Laufe des Jahres auf. Am 23. Februar 2007 durfte die kleine Kuh mit 15 Liedern und zwei Bonus Videos endlich auf die Musikweide raus. Passend zum Stilgemisch des Albums ist auch das aufwendig gemachte Digipack mit ausfaltbaren Plakat. Für mich lebt das Album davon, dass die Lieder im Kontrast zu den Vorherigen stehen und das Hören somit immer mit Überraschungen verbunden ist. Ausserdem ist es schön, Musik zu hören, wo die Band sich traut, Stimmen und Instrumente wegzukürzen, um damit Spannung und neue Texturen aufzubauen (wie das Gesang - Hi-Hat Solo in "Feri Took My Blazer"). Damit dürften die kleinen Kühe mit diesem Album viele Fans anziehen! (www.eastblok.de, www.littlecow.de) (David-Emil)

The Generators – Welcome to the end
Wie, schon wieder 10 Jahre rum? Wo zur Hölle ist die Zeit geblieben? Mal wieder ein Moment um Rückschau zu halten? Kommt mir vor, als, wär’s gestern gewesen, daß Basti die Generatorsplatte rauf und runter gehört hat und mich damit fast angesteckt hat. „City of Angels“ war schon damals der Megahit, sommers wie winters, auf dem Feld und in der Kneipe, am Pool oder im Büro. Ein Song wie ein 24-Stunden-Deo. Funktioniert immer. jetzt wird also die erste Generatorsplatte wiederveröffentlicht, m natürlich immer noch von Peoplelikeyou Rec., die ja mittlerweile auch ihren festen Platz im Punkrockbusiness haben. Eigentlich ist dem nicht mehr viel hinzuzufügen, die Platte ist immer noch ein Hammer, jetzt wo ich sie wieder mal öfters gehört hab, eigentlich umso mehr. Von „Yankee boy“ zu „Plastic roses“, zu „Voices in the night“ knallen die Songs immer noch und das ist eigentlich, das, was mich total verwirrt. 10 Jahre und keine Abnutzungserscheinungen, sollten wir es hier mit einem Klassiker zu tun haben? Vielleicht sind 10 Jahre noch nicht weit weg genug, um das richtig einzuschätzen, aber in noch mal 10 Jahren wird diese Platte bestimmt neben diversen Turbonegro-Platten ein Meilenstein von dem sein, was Punkrock Ende der 90er bedeutete. Zumindest haben die 10 Jahre mich zu der Erkenntnis gebracht, daß der Generators-Sänger original wie der von der 80er-Jahre One-hit-Wonderband „Men without hats“ klingt – ihr wisst bescheid, das waren die mit „Safety dance“.(People like you rec.)

Inside Artzine No.11
Fanzine machen an sich ist schon recht einfach, besonders in seiner Urform. Schreib ein paar Sachen auf, kopier das Ganze, mach ein paar Interviews, fertig ist der Lack. Zines, die sich selber mehr im künstlerischen Bereich sehen, haben da vielleicht einen anderen Anspruch. Vor ein paar Jahren gab es eine Reihe von ambitionierten Comiczines der Reihe Artcore – die quasi den Brückenschlag zwischen normalen Fanzine und Underground-Comic-Magazin schlagen wollten. Aber gerade wenn man viele künstlerische und graphische Ideen (und da zu zähl ich mal Comics) umsetzen will, wird man recht schnell feststellen, daß man mit dem üblichen Kopierding nicht weit kommt. Wer so ein Heft machen will, muss es schon drucken lassen, soviel Anspruch sollte schon sein, das haben zumindest die Artcore-Leute gemacht. Ich denke allerdings, daß dann auch ein finanzieller Aufwand reinkommt, der dich dazubringt, daß dein Heft sich irgendwann tragen MUSS, damit es weitergehen kann. Denn zurück zum Kopierer geht es nicht. Was das jetzt mit dem Inside-Zine zu tun hat? Na ja, recht einfach, von der Rangehensweise erinnert es mich recht stark an die Artcore-Sachen, nur mit dem Unterschied, daß das Inside professioneller rüberkommt. Sind zwar „nur“ 40 Seiten, aber die sind richtig geil gestaltet, auf A4, dazu farbig gedruckt, (scheint das richtige Format für diese Art von Heft zu sein), mit Graphiken von internationalen Künstlern, die irgendwie alle dem Splatter/Gore/Horror/Surrealismus-Bereich entstammen. Sieht aus, als hätten da ein paar Leute ihre Albträume fachgerecht in Bilder umgesetzt. Selbst die wenigen, in englisch gehaltenen Textbeiträge sind kleine Horrorkurzgeschichten (das Interview mit Michael Hutter zum Beispiel). Da lohnt dann auch der Preis von 4 Euro definitiv!
(Inside Artzine P.O.Box 2266, 54212 Trier, www.inside-artzine.de)

Primitivo No.1
Comics müssen allerdings nicht immer pompös gezeichnet sein damit sie gut sind, die minimalistischen Dinger können manchmal auch einiges, da zu muss man kein Comicexperte sein. Der erste Primitivoband von Johannes Rodenacker wurde mir von meinem Jamsession-Genossen Hannes zugespielt und handelt – ganz in schwarzweiß gehalten, von den Abenteuern des Professor Maug und seinen etwa seltsamen Freunden mit dem ganzen Arsenal menschlicher Macken. Da gibt’s Kokodine, die Freundin (und darüber hinaus ein Krokodil) des Profs, sein etwas dämlicher Student und Bandkollege Wessi, ein langohriger Köter und diverse andere schräge Gestalten, die alle einen mehr oder minder große Knall haben. Das ganze ist bewusst einfach gehalten, aber dadurch wirkt’s noch spontaner und geiler. Keine Ahnung, ob man das Heft in einem Comicladen bekommt, aber den Namen könnte man sich mal merken. 
(Primitivo Kontakt: rodenacker@gmx.net)

Inferno – Pioneering Work, Jingo de Lunch – The independent Years
Meine Jugend ist zuende, ist definitiv Geschichte. Das merke ich daran, daß jetzt gleich zwei Retrospektiven von Bands rausgekommen sind, die ich ohne Zögern zu meinen ersten Lieblings-Hardcore/Punkbands zähle. Bands, bei denen ich ohne Rotwerden die Floskel aus der Hüfte schieße: Damit bin ich großgeworden. Inferno, mit denen fang ich mal an, war die erste Band, deren Schriftzug ich mir auf die Schultasche gekritzelt habe (allerdings dicht gefolgt von den Boskops und Ausbruch, das war wohl der Einfluss von den Hardcore/Schlachtrufe-Samplern aus dem Hause Mülleimer). Natürlich gab’s im Laufe der Jahre ne Menge anderer Bands, aber Inferno waren nun mal die ersten, die so richtig cool waren. Eigentlich war’s immer Chaos und Krach, aber geil. Ganz eitel könnte ich auch sagen: Ich brauch diese Doppel-CD nicht, hab ich eh alles auf Vinyl, aber als etwas fauler Sack bin ich natürlich dankbar, daß Archie (Inferno-Gitarrist, hinterher bei der Terrorgruppe und immer noch als Produzent unterwegs) diese Compilation zusammengestellt hat, auf der sich – bis auf drei Songs, bei denen es wohl mit der Rechtefreigabe nicht so geklappt hat – ALLE Studio-Alben, Samplerbeiträge und EPs befinden, die jemals unter dem Namen Inferno rausgekommen sind. Da kann man sich am Stück noch mal durch seine Hardcorepunkjugend switchen und das Booklet erzählt einem dazu alles zur Bandgeschichte, was man noch nie wusste. Von den ganz kurzen Brausekrachern der „Tod&-Wahnsinn“-Phase über die etwas ausgefeilteren Sachen von „Hibakusha“ bis zur „It should be your problem“-LP (die ich dann ziemlich schlapp fand) ist alles da. Vielleicht sitze ich irgendwann im Altersheim und mein Zivi beschwert sich, weil ich immer nur so einen Scheiß höre. Der Scheiß könnte dann Inferno sein. Perfekte Zusammenstellung.
So, Jugend. Geschichte, zweiter Teil. Jingo de Lunch. Zwar ein bisschen später als Inferno, aber trotzdem untrennbar damit verbunden. So richtig erst ab „Growing Pains“ (in der Coverversion noch besser als das nahezu unbekannte Original von Upset Noise), das Anfang der 90er von jedem, der irgendwas mit Punk oder Metal anfangen konnte, rauf und runter gedudelt wurde. Die Best of, die jetzt rausgekommen ist, konzentriert sich aber „nur“ auf die Hits, die auf den ersten drei LPs veröffentlicht wurden (die allerdings in einem Zeitraum von nur 15 Monaten, das mach erst mal einer!). Jetzt hör ich mir das an und frag mich: Wie wirkt das auf mich, Songs wie „Peace of mind“, oder großartigen Covers von den Bad Brains und Thin Lizzy, jetzt und heute? Wie alte Aufnahmen, von einer Zeit vor 15 Jahren, also nostalgisch und liebevoll rumpelig, aber hoffnungslos altmodisch? Out of time quasi, in Zeiten von 100erten Schubladen im Punkwandschrank? Seltsamerweise nicht. Im Vergleich zu Inferno, bei denen ich sagen würde, das hat nur in diese eine Zeit gepasst, klingen Jingo de lunch immer noch recht geil. Ok, es ist eine Mix aus Punk, Metal und Hardrock, den heute vielleicht keiner so machen würde, aber so ganz out of time klingt das auch heute nicht. Eigentlich haben auch Jingo de Lunch nur mit den drei Akkorden jongliert, die Songs klingen immer noch einfallsreicher als manche aktuelle Punkrockband, die einen auf dicke Hose macht. Fazit: Jugend vorbei, aber Jingo und Inferno gehen immer noch. Es stellt sich nur die Frage: Welche Band ist als nächstes dran mit Rückschau halten? Idiots? Boskops? Ausbruch? Memento Mori? (Inferno Pioneering work auf Destiny Rec., Jingo de Lunch auf Rookie Records)

Turbostaat – Vormann Leiss
Turbostaat an sich mag ich, wenn ich allerdings daran denke, diese Sympathie mit gutgelaunten Anfang-20er-Alternative-Kids teilen muss, deren Lieblingsband die Beatsteaks sind, möchte ich nie ein Konzert der Nordseeanrainer besuchen. Es wäre mir zu hip und das Publikum zu gut gelaunt. Wenn es irgendwo Menschen geben sollte, die über das Ende von Dackelblut trauern (und sich mit den neuen Projekten von Sänger Jens nicht anfreunden können, das dürften aber wenige sein), denen kann geholfen werden. Turbostaat zählen ja seit je her zu den guten Bands und das seit ein paar Jahren und der Grund waren die vorherigen zwei Platten. Vielleicht hab ich’s vorher nicht so gemerkt, aber war der Sänger schon immer so dackelblutig wie auf Vormann Leiss? Seltsam auf alle Fälle. Keine Ahnung, ob das Absicht ist oder liegt es an der geographischen Nähe? Singen alle norddeutschen Punk-Nicht-Punk-Sänger so? Alles andere ist übrigens nicht ganz so nah an Dackelblut, bleibt aber trotzdem gut. Daß ich das mit Absicht nicht mit Deutschpunk, Punkrock deutschsprachigem Punk, Alternative oder Emo benenne, hat den Grund, daß es Turbostaat nicht gerecht werden würde. Es ist irgendwas von allem, etwas, daß Turbostaat für gefühlte 100 Jahre in der Leser-Top10 von Visions, Ox und Uncle-Sallys halten wird. Irgendwas, daß die Zielgruppe dazubringt, nicht nur Geld im Vorverkauf fürs Beatsteakkonzert auszugeben, sondern auch für den Turbostaat. Ich nicht. Ich werde keine LeserTop10 bereichern und auch kein Konzert der beiden Bands besuchen. Ich sitz zuhause im abgedunkelten Zimmer und werde Vormann Leiss hören. Laut.
P.S.: Das absolut Größte an der ganzen Platte ist allerdings, daß Turbostaat-Trommler Peter im Infoschrieb „Handle me with care“ von der Now-Time-Delegation zu seinen Top-3-Songs zählt. Hat Recht, der Mann. Aber 100Pro! (auf Same same, but different, www.ssbd.de)


Chip Hanna & the Berlin Three
Samstagmorgen, halb elf, ich muss das Katzenklo saubermachen. Und einen Unfallbericht schreiben für einen Unfall, an dem ich keine Schuld trage. Keine schönen Aufgaben sowas, also muss man Musik auflegen, die die Laune dazu steigert. Keine Scheißmusik, bitte. Spontan fällt mir diese CD ein und es passt wie ein brauner Köttel in einen Berg von Streu. Chip Hanna ist eigentlich der US-Bombs-Trommler, kann aber auch Gitarre spielen. Allerdings ist er da von einem ganz anderen Musikstern beeinflusst, nämlich Country, Hillbilly und Rockabilly. Auch das Stile, die bei dem einen oder anderen Punkrocker mittlerweile auf Gegenliebe stoßen. Chips CD könnte das Interesse noch anfeuern, denn in knapp 31 Minuten werden hier 12 Stomper durchgebolzt, unterstützt wird das Ganze von den drei Berlinern mit dem Kontrabass (saßen aber nicht auf der Straße), Tex „Ich-hab-schon-in-jeder-Band-Gitarre-gespielt“ Morton, Valle (zupft auch den Mad-Sin-Bass) und Andi. Wer mehr auf die ruhigen schmalzigen Countrysachen steht, sollte hier schnell vorbei gehen, denn auch wenn hier nur Country/Billy-Kram geboten wird, allein die Geschwindigkeit ist immer noch Punkrock. Wer also noch lustlos ein Elefantenklo zu putzen hat, sollte als Stimmungsmacher unbedingt zu dem hier greifen. (People like you Rec.)

Deep Eynde – Bad Blood
Meine liebe Freundin Nela liebt Deep Eynde. Sie steht total auf dieses gruftige Gothic/Horrorpunk-Ding. Ich kann das nicht so ganz nachvollziehen, geh aber mit ihr immer gern in den Duncker zur 80er-JahreGrufti-Disco. Kaum bin ich aber im Duncker, fang ich an rumzumeckern. Ich kann nicht anders. Da wird demnächst auch bestimmt mal Deep Eynde gespielt. Horrorpunk – kaum zu glauben, daß aus dem Misfits-Image mal ein ganzes Genre werden konnte. Eigentlich bin ich ja eher dafür, nur total beschissene und langweilige Bands als Horrorpunk zu bezeichnen. Dann wären Deep Eynde nicht dabei. Zu den richtig guten Bands würde ich sie allerdings nach dieser Wertung auch nicht zählen. Es ist auch nach mehrmaligem Hören eine irgendwie nette, glatt produzierte Misfits-Kopie mit einem diffusen Hardrock-Einschlag. Da werden Songs mehr oder minder gleich schnell durch gerockt, es fehlen so die Spannungsmomente und unterscheiden kann man auch nichts. Insgesamt ist es doch etwas zu zahm und ungefähr so gruselig wie eine Geisterbahn auf dem Wiener Prater. Und das sollte eine Band, die sich gern als unheimlich gibt und ein Gothic/Horror-Image pflegt, nun wirklich nicht sein. (People like you rec.)


The Lo Fat-Orchestra – Canned Candies
Endlich mal einen Band mit Kalorienbewusstsein. Hier wird nicht von mega-FETTEM Sound gequatscht, sondern eben eher das fettfreie gepriesen, wenigstens im Namen. Bei der Musik ist es etwas schwieriger. Wie könnte man das nennen, was das LFO da fabriziert? Irgendwie erinnert es an alte minimalistische Wavebands, kommt vielleicht durch diesen schüchtern-monotonen Sänger, der slackermäßig rumnölt und die kühle Bontempi-Orgel. Dazu dieser Rhythmus, der nicht ganz gerade, aber funky durch die Songs taumelt, das hat schon wieder was von John Spencers Klamotten. Nehmen wir mal „Sweet soul music“. Schöner Titel zu einem großartigen Lied, aber das hier hat bei weitem nichts mit Soul Music zu tun, wie man sie kennt. Das hier ist eher ein verzweifelter, fast schon sarkastischer Aufschrei, durchaus als Liebeserklärung gemeint, aber nicht so bräsig vorgetragen, indem man genau diese Musik spielt, die man mag. Falls irgendeiner was mit dem Namen Pat Thomas anfangen kann, der sollte allein schon deshalb dieses Orchester anchecken, weil der Sänger ziemlich genauso klingt. Schon geil, die Jungs aus der Schweiz, auch und gerade weil man sie nicht so wirklich einordnen kann. (Milk and Chocolate Rec.)

Dexter Jones Circus Orchestra – Side by side
Noch ein Orchester, von dem mir aber unbekannten und auch gar nicht in der Band vorhandene Dexter Jones. Wieder so eine Platte, die vor 30 Jahren hätte erscheinen können. Vor 40 Jahren meine ich natürlich. Ich schreibe hier von den wilden 70ern. Layout, Musik, passt alles. Sepiafarbene Bandfotos von langhaarigen bärtigen Rockgitarristen beim Tourleben. Die Musik ist dann natürlich sehr authentisch klingender 70er-Jahre-Psychedelic-Kifferrock, schon so authentisch wie die Tapete mit den orange-braunen Kreisen, die in deinem Lieblingsbaumarkt als RETRO angepriesen wird. Höchstens der Sänger erinnert manchmal an den einer topaktuellen Band namens Monster Magnet. Zum Glück ist das DJCO angenehm out of time in ihrem Sound und wenn ich mir das so anhöre, gefällt mir das besser als so manche Iro-Punkband, die auch nix anderes als ihre Klischees kann. (Fuzzorama Rec.)

Born to loose – Old scars
Ha, die sind super, die Jungs! 5 Männer vor einer holzvertäfelten Wand mit Bierwerbung an einem Biertisch sitzend, vor sich große Bierkrüge, und die sind bestimmt nicht zum ersten Mal voll. Normalerweise kann ich so einem einfach gestrickten Punk-Rock nicht mehr soviel abgewinnen, weil es schon zuviel davon gibt. Klar ist auch, daß Born to lose hiermit nicht den Innovationspreis der deutschen Musikindustrie gewinnen werden, aber scheiß der Hund drauf. Und die Katze und alles sowieso. Scheiß auf alles, Hauptsache laut und schnell. Und scheiß drauf, daß die Melodien und Arrangements auch schon zigmal von anderen Bands geklaut wurden. Schöner White-Trash-Asi-Punkrock, aber nicht böse, sondern mit einem Optimismus, der bei jedem Akkord aus der Box kullert. Dazu passt diese raue Stimme, die aus einer Kehle kommt, die bestimmt schon mehr als einen Whisky runtergespült hat und unterstützt wird von Chören wie aus der Gemeinschaftsdusche im Männerknast. Perfektes Gegengift nach einem anstrengenden Wochenendseminar in deinem Philosophiestudium! (People like you rec.)

Sonntag, 10. Mai 2009

Reviews Renfield No.17 Pt.2

Ok, and as Want to get this done, here is the rest of the reviews of RENFIELD NO. 17. Enjoy. or not. At least read it.

Hi Tereska – Winter im Herzen
Seltsamer Name, aber das soll uns doch nicht von der guten Musik abschrecken. Nein nein, Hi Tereska sind wirklich gut. Also gut finden werden es bestimmt Leute, die a) nicht auf ganz seichten Punk/Emokram stehen (grobe Fahrtrichtung Leatherface, irgendwie auch Boxhamsters oder Oma Hans und manchmal Get-up Kids), die b) eine leicht melancholische Ader haben und c) es zu schätzen wissen, wenn eine Frau gute Texte auf deutsch dazu singt( und dabei latent an Mia in der Deproversion erinnert), die die unter b) genannte Melancholie gut rüberbringt. Wenn man jetzt die Information dazu nimmt, daß es sich bei Hi Tereska um die Nachfolger der Dunkelpunker Einleben handelt, weiß man, ob man da Bock drauf hat oder nicht. Ich für meinen Teil hab. (Rookie Records, www.rookierecords.de)

Seven Sioux – We are not the scary people
Juhu! schreit mein kleines Herzerl und bumpert ganz arg. Seven Sioux sind zurück auf der Karte. Und zwar auf der GRUß-Karte vom guten Ösi-Punk. Neben Target of Demand waren die Sioux (die mit T.o.D. ja irgendwie verbandelt bzw. sich überschnitten haben) eine der besten österreichischen Punk/Emo-Vertreter. Und zwar zu einer Zeit, als Emo nicht Kajal und Seitenscheitel war, sondern einfach eine etwas empfindsamere Art von Hardcore. Das alles ist bestimmt 20 Jahre her und ich hab die Band auch erst kennen gelernt, als sie längst schon nicht mehr beisammen war. Und jetzt das: neue Platte und es scheint als wollten sie den Beweis führen, daß alte Männer doch noch gute Musik machen können. Klar, es ist immer noch der alte Gefühlscore mit Indieeinflüssen, wer will kann auch sagen, die Seven Sioux sind die Fugazi/Embrace von Wien, aber solche Bezeichnungen ekeln mich an. Das ist wie gute alte Freunde treffen, klar, jetzt gibt’s mehr Falten, aber im Großen und Ganzen sind die Dinge, die man früher an ihnen mochte, immer noch da. Willkommen zurück, liebe Indianer! (contact www.Fettkakao.com)

Rentokill- Anti-Chorus
„Hi Fredda“ sag ich „hier ist die neue Rento-Kill, naa, wie schmeckt dir das?“ Fredda spreizt die Beine und putzt sich gemütlich den Anus „Ach ja, sieht so aus als würden die jungen Skateburschen in Österreich auf so was stehen. Klingt wie die Anti-Maniax oder the Plague Mass und so ein bisschen auch nach Propagandhi oder Strike Anyway: So ganz politisch engagierter Skatepunk, schnell, etwas melodisch, dolle Chöre dabei, aber irgendwie nicht meine Dose Sheba. Ist natürlich gut gespielt und produziert, aber irgendwie zu beliebig, und ich wette neben denen gibt es noch zehn andere Bands in Neustadt bei Wien, die so klingen. Schön, daß ihr so gut dabei seid – gegen alles Böse in der Welt, aber das ist mir etwas zu angestrengt. Wo bleibt denn der Blues hier? Und viel wichtiger: Gibt’s jetzt was zu fressen?“(www.rentokill.com, www.ruderecorz.com)

Drachenmädchen No.11
Das erste Rendezvous vom Drachenmädchen mit den alten Renfield. was gibt es da zu sagen? Vielleicht, daß sich die beiden doch besser verstehen als auf den ersten Blick gedacht. Das Mädchen im schicken Querformat, schlichtes, aber gutes Layout. Da kommt es mehr darauf an, was gesagt wird und nicht auf viel bunte Bilder. Und die Mische, die ist natürlich auch wichtig. als Klolektüre hat mir dieses Heft schon so manchen Obstipationsvormittag versüsst, denn die Stories sind gut geschrieben, die Interviews auch so gemacht, daß man zumindest versucht, nicht immer die ewiggleichen Sachen zu fragen. Naja, die Bands die allerdings in der Nr.11 untergebracht werden sagen mir wenig – Missing Shadows, Nikki Corvette, Fucked Up, Marlaturnspale –da bleib ich lieber bei den Kurzgeschichten und die Kolumnen. Manchmal gehört gar nicht viel dazu, ein gutes Heft zu machen. Mal schauen wie’s weitergeht. (Drachenmädchen Magazin, Postfach3107, 49021 Osnabrück)

Katzilla No.4
Das kleine Zine von den Betreibern des Else-Joffi-Fanzine-Vertriebs sieht aus wie eine CD-Beilage, allerdings ohne CD. Sieht und liest sich wie ein kleiner Snack zwischendurch, lass es ca. 30 Seiten sein, keine Interviews, dafür Fotos, Comics über das Leid von Fanzine-Junkies, Geschichten mit mehr oder weniger politisch/persönlichem Hintergrund von einer Handvoll Schreiber aus aller Welt. Musik gibt’s keine, nicht als Bericht und auch nicht zu hören, also ein kleines persönliches Heft, vorzugsweise geeignet für die längere Fahrt mit der S-Bahn durch Berlin. Wie gesagt, ein Snack. (www.else-joffi.de)

Wheel – Ausgabe 91
Ich befürchte meine Country-Affinität nimmt langsam monströse Ausmaße an. Jetzt bequatsch ich schon Country-Fanzines im Renfield. Das Wheel ist allerdings eins von den Magazinen, die sich nicht mit der „guten“, alternativen Art von Country auseinandersetzen, sondern mehr für das steht, was man als subkulturell vorgeprägter Mensch immer recht strange an Country fand. Soll heißen, hier werden die schrecklich kitschigen Cowboyauswüchse des Genres präsentiert und zwar mit allem Piff und Paff. Konzertberichte(vornehmlich aus Süddeutschand), Karl-Mayfestspielberichte, CD-Reviews, Line-Dance-Lektionen, US-Charts und ne Menge Kleinanzeigen für die echten Cowboys- und Girls in diesem Land ohne Cowboytradition. Wenn man so gar keine Ahnung hat von dieser Mainstream-Countrysauce, kriegt man hier also eine Menge Informationen, allerdings etwas bieder geschrieben, aber das passt ja zur Musik. Was aber überhaupt nicht geht, ist der Preis: Für ein so dünnes, recht schlicht gestaltetes S/W-Heft (36 Seiten, DIN A4) mit zig Anzeigen drin, 1,70 € zu verlangen, ist schon recht dreist. (Wheel, Country Music Magazin, Herbert Arnold, Thymianweg 4, 90441 Nürnberg, www.wheel-countrymail.de)

Toilet paper # 15
Warum macht man ein komplett englischsprachiges Fanzine, wenn man in Swisttal in der Nähe von Bonn wohnt? Macht das den großen Anschluss an die internationale Zine-Szene leichter? Hat frau keinen Bock drauf, daß auch mal Leute aus der Nachbarschaft das Heft lesen wollen, ohne ein Lexikon neben sich zu haben? Ich weiß es nicht. So wie das Toilet Paper kann man das natürlich machen, allerdings glaube ich, daß es auf Deutsch genauso gut gewesen wäre. Vielleicht ist Herausgeberin Alva auch schwer unterwegs in der internationalen Queerpunk/Riotgirrl-Szene, der Eindruck verstärkt sich zumindest, wenn man die 40 Seiten der No.15 mal durchblättert. Wäre ich nicht durch frühere Mitbewohnerinnen von dieser ganzen Szene etwas abgeschreckt, würde ich das TP vorbehaltlos gut finden. So hat es zwar meine Sympathien, bleibt es für mich „nur“ ein nett gemachtes Fanzine mit kurzen Interviews (The Sharpease, The Shocker), Kurzgeschichten, Kolumnen, Gedichten, die sich thematisch mit dem o.g. Bereich befassen und ein paar Reviews quer durch den Punkgarten. Wäre ich jetzt gemein würde ich sagen: File under Nettes-kleines-Ein-Mädchen-Fanzine. Bin ich aber nicht. (contact: Alva Dittrich, Joh.Kohlmannstr.8, 53913 Swisttal, alva@f-spin.de)

Die Floozies – same 7inch
Wusste gar nicht, daß die Dinger, die ich jeden Morgen aus dem Bauchnabel puhle, jetzt auch Musik machen. Musik aus dem Bauch heraus würde ich zu den Solingern sagen und das passt nicht nur als schlechter Wortwitz, denn die schrubben auf dieser EP einen extrem flotten Garagenpop runter. Vier Songs, alle großartiger rauher PowerPopGaragenrock, kommen gut aus den Hufen und sind ein guter Appetizer für mehr. Man merkt, daß die Jungs (sind bestimmt schon gestandene Männer) die ein oder andere Back from the grave/Pebbles-Compilation im Schrank stehen haben. Und wie man Crypt-Records schreibt wissen sie bestimmt auch. Schicko schicko sag ich. Fetzt wie ein Calippo bei 30 Grad am Strand. (contact: www.thefloozies.de, info@thefloozies.de)

Scott Reynolds – Livin’ the dream
Keine Ahnung, ob das hier der uneheliche Sohn von Burt ist, auf alle Fälle ist Scott Reynolds der ehemalige Sänger von ALL. Mit denen hat er drei Platten aufgenommen und mit seinen nachfolgenden Bands, Goodbye Harry und den Pavers, wurden ebenfalls einige Alben bei SST auf den Weg gebracht. Leider sind die letzten Bands hierzulande nie wirklich bekannt geworden oder vielleicht auch gar nicht veröffentlicht worden, wer weiß. Also hat sich Scott entschlossen, quasi als Best-of oder Retrospektive seines bisherigen Bandlebens, die besten Songs dieser Bands zu dieser Compilation zusammenzufassen. Was darauf zu hören ist, bringt schnell die Frage auf, warum das nicht früher mal was geworden ist. Denn die Songs sind großartiger, melodischer Punkrock à la Descendents oder Weezer mit einem sehr guten Songwriting. Manchmal gibt’s großartige Chöre, manchmal klingt es ähnlich verspielt wie bei They might be giants, auch Akustikgitarre und Klavier werden ab und an mal eingesetzt, es bleibt also die ganze Zeit sehr abwechslungsreich. Definitiv keine 08/15-MelodicPunkplatte, dazu passiert zum Glück zuviel bei diesen 22 Songs. Bleibt zu hoffen, daß Mr. Reynolds bald wieder eine neue Band auf die Beine stellt, wäre schade, wenn er das Musikmachen drangegeben hätte. (Boss Tuneage Rec., www.bosstuneage.com)

SNG – Sunny Punkrock EP
Komisch, immer wenn ich an Punk aus der ehemaligen Sowjetunion denke, glaube ich, daß es da nur Skapunk oder brutale Crustbands gibt. SNG aus Minsk zeigen, daß Kalifornien eigentlich in Weißrussland liegt und man auch dort optimistsich-sonnigen melodischen Punkrock wie Green Day mit einer sehr poppigen Kante und gelegentlichen Skasprengseln spielen kann. Daß sich auch weissrussisch gut als Sprache für so einen Sound eignet, dürfte auch nicht so ganz bekannt sein. Auch wenn es nicht ganz mein Sound ist, machen die einen ganz sympathischen Eindruck, auch auf dem beigefügten Viedeoclip. Wäre bestimmt mal nett, die hierzulande mal auf Tour zu schicken. (contact: www.nagolovu.com, fgenius@tut.by)

Decadence Within – Reflections (Do-CD)
Tja, so kann’s gehen. Da hält man 9 Jahre eine Band zusammen, tourt durch alle möglichen Länder, bringt Platten und Demos raus, engagiert sich wie Hulle, aber irgendwie...kriegt es keiner mit. Decadence within ist so ein Beispiel für eine englische HC-Punkband mit fast olympischen Ambitionen, die von 1985 bis 1994 aktiv war, es bekanntheitsmäßig nicht über Insiderkreisen hinaus geschafft hat. Bestimmt mag es Leute geben, die so eine Zusammenstellung von Demos und seltenen Aufnahmen von DW brauchen, allerdings finde ich ihren sperrigen HC-Punk auf die Dauer etwas zu anstrengend und nicht wirklich herausragend, um damit gleich zwei CDs vollzumachen. Bei allem Engagement der Band, das hier dürfte wohl nur was für beinharte Sammler von englischem Punk aus der Instigators/Conflict/-Subhumans-Ecke sein. (auf Boss Tuneage Records, www.bosstunegage.com) 

Mac Blagick – same
Nackte grüne Frauen mit roten Lackstiefeln gehörten schon immer zu meinen Lieblingsmotiven auf dem Cover und auch die Musik von Mac Blagick kann ich mir ab und zu ganz gut verpacken. Besonders dann wenn ich besoffen in meiner Lieblingshardrockkneipe sitze und den alten Zeiten nachweine, als Deep Purple noch so fetzige Musik gemacht haben. Wann war das? In den 70ern? So lang her? Und Mac Blagick? Die machen das heute noch? Wahnsinn! Echte handgemachte Rockmusik. Wo gibt’s das denn heute noch? Nicht so schlecht wie man denken könnte, bis auf den seeeehr unangenehm hohen Hardrockgesang. Wer hat in der Band eigentlich den Job, dem Sänger beim Konzert immer in die Eier zu kneifen? Der perfekte Soundtrack zwischen zwei Runden Smoke on the water in Paules Metaleck. (auf Glen Ghost Records, www.glenghostrecords.com)

The Bottrops – same
Nicht nur, weil Johnny Bottrop bei der Mit-Tim-Drin-Show ein sehr sympathischer Gast war, gefallen mir die Bottrops sehr gut, nein, es liegt natürlich auch an der Musik. Befürchtet hatte ich einen lahmen Terrorgruppenabklatsch und bekommen habe ich etwas vollkommen anderes. Und zwar eine sehr gut gemachte deutschsprachige Punkscheibe, die vom Sound her etwas erdiger, garagiger als die TG ist. Einen neuen Sänger gibt’s auch, der der Band einen etwas tiefgründigeren, weniger funpunkigen Touch. manchmal erinnert er sogar an die Boxhamsters. Also: sehr geile Platte von den alten Herren. Mein Hit ist „Von A-Z, sehr tanzbar, das.


Reviews Renfield No. 17 Part 1


Alright, first blog in may, thought I would have had some moo time to do this earlier, but some kind of W.O.R.K.  has stolen worthful hours. And as we are talking about W.O.R.K.: Don't know how it works in other countries, but if you are without a job here in Germany and then you GOT some work for, let's say 10 days, life gets complicated as it has rarely been the last two years before. An avalanche of bureaucracy buries you, just to guarantee that you do not get the small bunch of bucks of these fucking ten days from agency of work.

Really, for every day, that I was NOT on the dole within these months, they send me a letter to tell me that I won't get any money for these days. But nobody tells you that you are threatened to loose your health insurance too. Good luck, this does not happen, but I never thought that being without work could be so complicated. And we are not talking about huge piles of money the agency gives to me. Actually it isn't really much. Too much to die, too less to live, as my grandmother said.

So let's continue with some review stuff of Renfield No. 17. In this issue we also featured bands/artists and institutions like ELVIS PUMMEL (great Rock'n'Roll entertainer from Dortmund at the Ruhr area), NEKAC (small, but extreeeeeemely cozy cultural centre in Kuldiga, somewhere in the middle of Latvia. Really nice people and they told everything about how to build a cultural centre from the ruins of an old house with your very own hands.), BARBARA BUCHHOLZ (one of a few professional Theremin-Artists that told us alot about this amazing instrument), and a small storie about the short-living Punkband DIE RANDALIERER from Hamburg. There was also an Interview with Alex from the Philipines, editor of the Band and the Zine called WHY SIT DOWN.

We visited an amazing  Country fair in Berlin and got some guest reports about the music scene in St. Petersburg, Russia from our dear friend David-Emil Wikstroem and a good report about the turkish grind/metal scene from Semih of anatolian grindcore-smashers SAKATAT. Beside of this there were some great poems from Johannes, some of the regular guest in RENFIELD meanwhile, some Philosophskaya from Dr. Stefanov, as usual all kind of HotchPotchRock'n'Roll and not to forget: The cover. This one was made by Luka from Cologne, the guy who is also resonsible for the Knut&Olaf-Comics that can be found in some Renfield-issues (and that uses jokes that probably noone understands. Except me and Luka, haha).  Ah, and of course there were some kind fo reviews. These, for example. 

SONS OF EXPLOSIVOS - Demo

"Gather around friends for a story from the wild wild west. Out of the desert they came, four desperados thirsty for beer and blood…" - So das eindringlich monumentale Intro der CD mit Spoken Words des Ska Punk Großmeisters Nick, seines Zeichens Sänger von LOADED, der hier als Gastsänger fungiert. Weitere Gastsänger haben die Explosivos von überregional bekannten Bands, wie den SCHOGETTES oder SPITFIRE SCHNELL SCHNELL angeheuert. Ob diese nun freiwillig ihren Beitrag dazu beigesteuert haben, oder ob sie mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen wurden, kann man bei den SONS OF EXPLOSIVOS wohl nicht wissen. Schon in ihrem ersten Stück "Sons of Explosivos", das durch eben erwähntes Intro eingeleitet wird, machen die vier Outlaws, mit hymnischen Refrains, die sofort zum mitsingen einladen klar, was für harte Hundesöhne sie sind. Die Demo-CD kann mit 7 Stücken aufwarten, die einem direkt in den Gehörgang galoppieren, sofort gute Laune verbreiten und einem einen unbändigen Drang zum Squaredance tanzen aufzwingen. In einer kleinen Geschichtsstunde wird man belehrt, wie „Pistoleros Mexicanos Anarkistas" von den Gringos aus Kalifornien vertrieben wurden. Erhält den guten Rat, dass man keine zwei Kilo Chili essen sollte, da dieses fürchterlichen „Brandstuhl" verursacht, „Cocaina de Speyer-Nord" allerdings gleich kiloweise konsumieren sollte.
Eine sehr gelungene Version von CALEXICOS „The Crystal Frontier" gibt's auf die Ohren und Tony Marschalls Gassenhauer „Die Tramps vunn de Palz" wurde kurzerhand in „Cramps vunn de Palz" umbenannt und endlich mal für's Punkerohr angenehm vertont. Auch die Surfpunks sind mit „Gringos on the Beach" versorgt. Die SONS OF EXPLOSIVOS schaffen es, Country, Western und Latino-Rock mit Punk zu verbinden und dazu noch eine gehörige Portion Humor drauf zu packen, dass es ein wahre Freude ist zu zuhören und man nach dem verstummen des letzten Tones, gleich nochmal auf „Start" am CD-Player drücken will. (Klaus Benavente, G 6, 6, 68159 Mannheim)   Rock`n`Rico

La Maximum Kouette – Et alors
Achja, diese Franzosen. schaffen es immer wieder, mich mit den einfachen Mitteln einzuwickeln. Mit den einfachsten Mitteln. Nimm eine hübsch singende junge Frau, die ihre französischen texte (egal ob jetzt total sinnig oder sinnlos) verführerisch ins Mikro haucht und nimm eine gute Portion einfallsreichen Punkrock, der gern mal mit Vergleichen zu den Strokes oder White Stripes oder Killers oder wie diese modernen Bands heißen, spielt. Jetzt untermal das ganze noch mit dem einen oder anderen Bläsersatz, misch noch ein bißchen Tango mit rein und dann hast du mich. Sowas kann dann klingen wie La Maximum Kouette, deren Sängerin Moon latent an die uneheliche Tochter von France Gall und Siouxsie and the Banshees erinnert. Wobei LMK aber nie so wavig wie die Banshees werden, und immer im recht angesagten Punkrock/Gitarrenbereich bleiben. Trotzdem sehr schön. Punk wie aus der Peugeotwerbung. Für den 206er. Das Schönste, was mich seit Louis de Funes mit Frankreich verbindet. (www.maximumkouette.com)

Motorman - curves
Überraschend poppig, ruhig und ein wenig zerbrechlich kommt diese Platte daher.Insgesamt möchte man meinen, dass curves mit diesem Album zwei, mit einer längeren Pause, Entwicklungsphasen durchlaufen hat. Eine sentimental träumerisch melancholische einerseits und eine dynamisch energiegeladene andererseits. Letztere steht ihm und der Platte besser, kommt aber zu kurz. Man ist gut beraten MOTORMAN mehrmals anzuhören, denn es erschließt sich einen keineswegs beim ersten Mal. Sehr eigen und steril ist es geworden. Ob das Arrangement der einzelnen Stücke in dieser Form richtig war, ist höchst fraglich, bleibt aber dem Betrachter freigestellt. Der Opener lässt seinem Hörer Großes erwarten. Aber dies entpuppt sich schnell als kleine Mogelpackung. Denn mit Slide, die potenzielle Hitsingle an den Anfang zu setzen, macht es umso schwieriger, sich mit dem Rest des Albums zurechtzufinden bzw. anzufreunden. Schon der zweite Song beginnt mit einem Stilbruch. Viel ruhiger, leicht experimentell und mit eingehend halleigen Vocals kommt Sweet Desert Sky daher und türmt sich bis zu seinem Ende doch noch zu etwas Großem auf. Nur, wer hoch hinaus will, fällt bekanntlich tief. Und das mit voller Wucht und mit Motorman / Gasoline, dem Song, der überhaupt nicht funktionieren will. Schon beim Pianointro möchte Man(n) / Frau diesen Song dezent ausblenden oder besser gleich überspringen. Denn alles was danach kommt, ist schnulzige deutsche 80iger Jahre Vorabendserienmusik. Wie ein Befreiungsschlag wirkt dagegen das erfrischend spritzige Let It Out, dass einen für kurze Zeit aus der Überdosis Gefühlsduseligkeit herausholt. Mit Amazing und If Ever betritt der geneigte Hörer postum wieder seichtere Gewässer. Nur diesmal wird man zum Mitschwimmen eingeladen. Stay Away beendet das Ganze und vermag durchaus beide Entwicklungsphasen zu verbinden. Was zurückbleibt, ist ein alleingelassener, in seinen Gedanken versunkener und vielleicht sogar ein wenig verträumter Hörer.Fazit: Man(n) / Frau möchte curves zur Hilfe eilen, um zu retten was noch zu retten ist. MOTORMAN beruhigt, ohne eine Schlaftablette zu sein. Gut getan hätte ihm mehr Bauchgefühl denn Kopfverstand. Bianka

Empty Trashcan being kicked – Urban exploration -Demo
Tobi vom Punk is dad-Zine ist ein alter Fuchs. Da kann er noch 10 Kinder in die Welt setzen, der Mann weiß, wie man wirtschaftet. Glänzende Aussichten also für die bestehende und noch kommende Brut, mit so einem Papa gut durch die ersten Jahre des Lebens zu kommen. Um nämlich der Post nicht mehr Porto als nötig in den Hals zu werfen, hat er das neue Demo seiner Band einfach in ein paar alte Ausgaben seines hervorragenden Zines gesteckt und das ganze als Büchersendung auf den weg geschickt. Gute Idee, das. So krieg ich nämlich nicht nur die gute CD von den gekickten Mülleimern zu hören, sondern auch eine Ausgabe des Punk-is-dad-zines, die ich bisher noch nicht kannte. aber erst mal zu der CD. Die Regensburger hätte ich zu gern gesehen, als sie hier in Berlin gespielt haben. Bin aber leider zu spät gekommen, da war alles schon vorbei. Jetzt, nachdem ich die 4 Songs vom Demo gehört habe, ärgert’s mich umso mehr, denn Tobi am Schlagzeug und seine drei Kumpels machen großartigen Punk, keinen Streetpunk, keinen Punkrock, kein Oi!, Hardcore oder ähnliches, sondern einfach Punk. Nicht zu melodisch und nicht zu lahmarschig, aber auch nicht zu stumpf, genau richtig und alles nach dem guten alten D.I.Y-Konzept, also besser einfach mal machen als vorher ewig rumgrübeln, was passieren könnte. Allerdings - 4 Songs, wie das halt bei Demos ist und wie ich es nicht wirklich mag, vier Songs sind zu wenig, ich will mehr. (contact: punkisdad@hotmail.com, www.punkerschwein.de)

The Twang – Not your average country band – CD
Countrifikation ist das, was unter anderem Bands wie Boss Hoss betreiben. Und was wahrscheinlich im Augenblick deshalb so gut läuft, weil es auf den ersten Blick hierzulande mehr als absurd und trotzdem lustig erscheint: nimm ein paar bekannte Popsongs und transkribiere auf eine Band mit Slide-Guitar, Banjo, Dobro und Stehbass und spiele die bekannten Songs als lustiger Countryversionen. Scheint bei Boss Hoss super zu funktionieren. The Twang machen es noch besser und schon noch länger. Erstens ziehen sie das seit 9 Jahren durch, haben neben dieser hier schon einige CDs rausgehauen und zweitens geht das Countrifizieren bei den Hamburgern soweit, daß die genannten Top-40000-Hits wirklich so umgebaut werden, daß sie auch echte Countryperlen sein könnten. „Not your average country band“ ist ein Livemitschnitt von einem Gig in Braunschweig und auch wenn es an der ein oder anderen Stelle arg an den Humor von alten Otto-Liveplatten erinnert (liegt vielleicht an den Ansagen zwischen den Songs, bleibt aber alles noch im Rahmen der Unpeinlichkeit), machen The Twang ihre Sache doch ziemlich gut. Wie gesagt, das liegt vielleicht daran, daß sie die bekannten Songs nicht bloß 1:1 nachzocken, sondern wirklich versuchen, dem Ganzen ihre eigene Interpretation zu geben. „Sweet dreams“ verkraftet so eine Operation ganz wunderbar, „Walk this way“ auch, das Schmalzschlachtschiff „My heart will go on“ oder „Big big world“ von diesem kleinen Mädchen, das heute keiner mehr kennt (war das Emilia?), ebenso. Bei „Help“ wird’s ein bisschen kritisch, ebenso bei „For those about to rock“. Und an der Hillbilly-Version der Waltons von „Blitzkrieg bop“ kommen allerdings auch The Twang in hundert Jahren nicht vorbei. Trotzdem die sympathische Platte einer sympathischen Herrenrunde. Und jetzt Whisky aus der Flasche für die gesamte Ranch, bitte. (contact: www.twang.de)

Scut – This is how it feels, when you stumble – CD

Die Alison-Releases haben zumindest eins gemeinsam, und zwar die wundervolle Gestaltung. Hab noch keine CD von denen in die Finger bekommen, die nicht irgendwie liebvoll gestaltet war. Ist bei Scut (nicht wie die Rakete) nicht anders, denn die CD kommt hübsch verpackt mit einem netten Schleifchen. so sie hat so dann fast aus wie ein Geschenk. Oh, ein Geschenk, nur für mich? Nein ist das süüüß. Fast so süß wie der kleine Eisbär Knut, der gerade im Berliner Zoo aufwächst. Die Musik von Scut mit süß zu etikettieren passt nur teilweise. Scut stelle ich mir live so vor, daß da vier schüchterne, zerbrechlich wirkende Indienerds (inklusive einer Nerdin, die glockenklar singt) auf der Bühne stehen und sich beim Musikmachen konsequent auf ihre eigenen Schuhe gucken. Aber das müssen sie ja, denn sonst verheddern sie sich ja in den vielen Kabeln, der vielen Effektgeräte, die eingesetzt werden, um den anvisierten Wall of Sound zu bauen. Nett, sehr lieb und melodiös, so zart, daß man Angst haben müsste, die würden beim Nachstimmen der Gitarre zerbrechen. Aber schön, wie ich finde. Vielleicht bin ich ja mittlerweile auch so ein Slackerowitsch, der seine Suffpunkrotze jetzt immer im Rachen stecken hat. Geschickt werden Lush, My bloody Valentine oder Ride als mögliche Referenzen angeführt. Manchmal ist es allerdings so poppig geworden, daß ich gar an die schröcklichen Fury In the Slaughterhouse denken musste. Zum Glück nicht immer. Wir habne also Popmusik für große Indiejungs, die schüchtern die hübschen Mädchen anschmachten, aber sich nie trauen, sie anzusprechen. Vielleicht aus Angst zu stolpern, wenn sie auf ihren Traumfrau zugehen? Aber das ist wohl ein Risiko, daß man eingehen muss. Genau so eins wie dem Publikum beim Livegig, mal in die Augen zu schauen. (Auf Alison Rec., www.alisonrecords.de)

A hundred times beloved – Antarctic sunrise
Noch eine hübsch gemachte CD von Alison records. wer hat eigentlich die Zeit und Muße bei der gesamten Auflage für jede einzelne CD so ein geiles Popup-cover mit Sonnenauf-bzw.Untergang, Eisberg und Pinguin (wobei 2007 ja mehr das arktische Jahr des Eisbären ist, zumindest in Berlin) zu basteln? ist das ein 1-Eurojob im Indieland? falls ja, mach ich den gern auch. „Selene“ von dieser CD lief neulich in der Mit-Tim-Drin—Show, direkt nach Comfortably Numb von Pink Floyd. Und wenn wir’s nicht gesagt hätten, wäre wohl keiner auf die Idee gekommen, daß Selene ein eigener Song ist, so hervorragend ließ der sich an ein Pink Floyd-Mammut anschließen. Was schon mal ein kleiner Hinweis ist auf die Musik, von den Herren. Pink-floyd-artige Soundwände- und Spielereien werden da vor einem Hintergrund aus Indiemusik mit Sounds verquirlt, die mich stark an diese bekannte französische Band AIRinnern. Als neuere Vergleiche könnte eventuelle Beispiel Glacier herhalten, auch schon vom klimatischen Kontext. Sollte da ein neues Subgenre der Alternative Musik/Wave auf uns zurollen, könnten wir uns jetzt schon mal einen Namen für das sympathische Kind ausdenken. Frostpop klingt doch für den Anfang ganz gut. Wäre nicht das schlechteste im Angesicht der Klimaerwärmung (mich treibt seit einigen Wochen die Frage umher, was eigentlich umweltschädlicher ist – Vinyl- oder CD-Herstellung? MP3s sind da ja fast schon optimal, denn die sind ja nix, jetzt mal rein materiell gesehen) Also: A hundred times beloved – file under melancholic Permafrostpop ( www.alisonrecords.de )

Wayne Hancock – A-Town Blues
Gibt wahrscheinlich viele Menschen, die immer noch der Tatsache hinterher trauern, daß Hank Williams seinerzeit so früh auf dem Rücksitz eines Taxis von uns gegangen ist. Und in den Zusammenhang ein begrenztes Kontingent an Countryperlen für die Ewigkeit hinterlassen hat. Klar könnte man jetzt denken, daß seine Kinder und Kindeskinder ihrerseits genauso großartige Musik machen – bei den genetischen Veranlagungen. Ist leider nicht so ganz. Hank Williams Jr. und HW III mögen jeder für sich mehr oder weniger interessante Musik fabrizieren, mit den Hits vom Senior dürften sie sich kaum messen lassen. Da für geistert allerdings seit ein paar Jahren ein anderes, geeignetes Methadon für den schmachtsüchtigen Hillbilly durch die Countrywelt. Wayne Hancock klingt so erschreckend gut nach dem alten Williams, daß man sich fragen könnte ob dessen Seele nicht in der Silvesternacht seines Ablebens direkt vom Rücksitz des Autos in Wayne „The train“ geschlüpft ist. Es ist also alles seeeeehr Hank-Williamesk bei Herrn Hancock - Sound, Instrumentierung, Stimme und Style, Songs über das Leben auf dem Highway, verlorene Frauen, junge Kerls, die sich besoffen zu Tode fahren, es ist genauso wehmütig und gebrechlich wie beim Chef. Na ja, von den Texten her ist es manchmal auf „A-Train Blues“ etwas kitschiger, aber dennoch bleibt das hier ein ganz heißer Tip für die, die was Neues haben wollen, was wie das Alte klingt. (auf Bloodshot Rec., www.waynehancock.com)
 
Abuje – Nummer 24
“die linke Zeitung für Lichtenberg” heißt’s weiter im Untertitel. Lichtenberg ist nicht gerade der Berliner Stadtteil, den man mit links-alternativer Kultur in Verbindung bringt, eher mit dem Gegenteil. Gerade deshalb ist mehr als ok, wenn sich ein Antifa-Blättchen wie das Abuje seit 24 Ausgabe halten kann. Ist zwar nur 24 Seiten dick, zu Lesen gibt’s trotzdem viel über Nazistrukturen in den Kiezen des Bezirks (z.B. Infos zu den NPD-Figuren Hähnel und Bentz), Veranstaltungen gegen Rechts, ein Reisebericht zur Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Israel und die Anleitung wie man unauffällig Naziaufkleber im Straßenbild durch das Gegenteil ersetzt. Wen es irgendwann mal aus irgendeinem Grund nach Lichtenberg verschlägt, kann das Abuje gern als Lektüre für die Tramwartezeit nutzen. (Kontakt: www.abuje.de , abuje@web.de)
 
Die Pommesbude 01/07
Wäre ja schön gewesen, wenn dieses gefaltete DIN A4-Blatt (oder die 4 DIN a5-Seiten, kann man halten wie ein uckermärkischer Dachdecker) ein Fanzine zur Fernsehserie „Die drei Damen vom Grill“ wäre oder für Brigitte Mira oder Grotum oder Günther Pfitzmann oder so, aber es ist halt was ganz anderes. Nämlich Fanzine ganz von unten und zwar nur eins für/von „Pommes oder Pizza“, der sympathischen Punkrockband aus Berlin mit dem Hang zur gesunden Ernährung. Sieht aus wie ein Bravo-Fotoroman zur Band, also sieht man eine Handvoll Gigfotos, dazu 1-2 Konzertankündigungen und dann war’s das auch schon wieder. Lustig und angenehm sinnfrei. Da ist es auch nicht weiter schlimm, daß man gar nichts über die Musik von P.o.P erfährt. Vielleicht wären die was für den Chinasuppentest im Renfield. (www.pop-punkrock.de)

Bitume – Gut im Trend
Sagen wir mal …But Alive waren so was wie der Sergej Bubka im deutschsprachigen Punkrock. Haben die Latte im ganzen Genre immens hochgelegt. Haben dann aufgehört, aber die Rekorde stehen immer noch. Sagen wir auch mal, daß es viele Bands gibt, die heutzutage in der gleichen Disziplin zwar mit schöner Regelmäßigkeit Triumphe einheimsen, aber die Rekorde eigentlich nicht brechen. Das wären dann so Bands wie Muff Potter, Turbostaat, Motormuschi, Graf Zahl, Raketenhund, Tomte oder so. Dazu zählen kann man auch die Oldenburger Dachpappen von Bitume. Die sind mit ihrem vierten Album vielleicht genau das, was der Titel sagt. Wobei das in diesem Fall gar nicht schlimm ist. Deutschsprachiger Punkrock, Musik mit deutschen Texten läuft zurzeit ja noch ganz gut, besonders wenn man immer mit dem guten Hang zur Melodie und den unstumpfen Texten und der nötigen Intelligenz an die Sache rangeht, sich aber die gewisse Punkräudigkeit behält. Platt wird es bei Bitume definitiv nicht, und für die heutige Generation an Punkrockhochspringern könnten sie bestimmt beim einen oder anderen Event was absahnen. Nur die Rekorde von Sergej Bubka, die knacken sie (noch) nicht. Aber der springt ja auch gar nicht mehr. (auf Rookie Rec.)

Mad Caddies – Keep it going
Irgendwie hab ich nicht viel erwartet vom fünften Album der Mad Caddies. Polka, melodischer Punk, etwas Ska, das alles nett chaotisch zusammengequirlt und so auf Spaß getrimmt, daß das Grinsen wehtut, das war das, was bisher immer so an Eindrücken von den bisherigen Releases geblieben ist. „Keep it going“ ist jetzt – Achtung Floskelalarm! – der große Schritt nach vorn im MC-Universum. Ja, echt jetzt, ohne Scheiß. Keine Ahnung, was die Jungs bei den Aufnahmen so gemacht haben, aber das ist so ziemlich das Beste, was sie bisher abliefern. Keep it going macht insgesamt einen seriöseren, tiefgründigeren, teilweise sogar einen eher schwermütigen Eindruck („Lay your head down“, um mal ein Beispiel zu nennen), die Songs kommen kompakter rüber, bleiben mehr im Ohr hängen. Es scheint, als hätten sie zudem die eine oder andere Reggae/Dancehallplatte mehr gehört als früher, aber das mag auch der Verdienst vom Reggaeproduzenten Wayne Jobson sein. Und wenn die Caddies zurzeit keine gewisse Vorliebe für jamaikanische Tanzmusik haben, hätten sie wohl auch nicht Duckie Simpson von Black Uhuru für das „Riding the fall“-Cover ins Boot geholt. Mit „State of mind“ und „Reflections“ sind darüber hinaus zwei Songs drauf, die Sublime so nicht hätten besser machen können. Klingt alles sehr gut, der Stilmix ist weniger chaotisch als früher, dafür um einiges treffsicherer. Nervt auch nicht beim zehnten Durchhören. Was nur beweist, daß „Keep it going“ hier schon zehnmal lief. Mindestens! Großartige Platte! (auf Fat Wreck)

Leftöver Crack/Citizen Fish – Deadworld

Hab mich gefragt, für wen diese Split-CD wohl die größere Ehre, das größere Vergnügen war. Ich tippe mal auf die Band mit dem Heavy-Metal-Umlaut im Namen. Erstens sind die noch nicht so lang am Start wie CF und werden sich wohl den Arsch abgefreut haben, mal mit einer ihrer Lieblingsbands was zusammen zu machen. Ham sich so gefreut, daß sie glatt einen alten Citizen-Fish-Song gecovert haben. Und sich dazu noch Dave Dictor von MDC, und andere Punkpromis zu Hilfe geholt haben. Von Leftöver Crack hatte ich bisher nur das mit gekriegt, was hier in Berlin auf diversen T-Shirts durch die Gegend getragen wird. Die scheinen also doch schon recht bekannt zu sein. Von der Musik auf Deadworld her, knallt das schon ganz ordentlich. Melodischer Skatepunk, mit dem gelegentlichen Stritz Ska, der zum Glück nicht zu glatt produziert wurde. Dazu verfügt man über einen angenehm krächzigen Sänger, der an einen Bastard aus Leatherface und Operation Ivy erinnert, nicht die schlechtesten Bands. Citizen Fish – tja, machen ihre Sache so gut wie immer. Da gibt’s eigentlich nix zu meckern, aber auch nix hervorzuheben. Vor den alten Männern kann man nur gratulieren, daß sie immer noch ganz gute Songs hinkriegen. Sind vielleicht nicht die Hits dabei, aber schlecht ist das hier definitiv auf alle Fälle auch nicht. (auf Fat Wreck, www.fatwreck.de )

Cosey Mo`- Demo
Die dänische Musikszene, ist mir ähnlich unbekannt wie ein Grossteil der 1520 Inseln Estlands. Genau wie bei den Inseln fallen mir zwei Namen ein, Sort Sol und Godless wicked Creeps (wobei ich nicht mal sicher bin, ob die letzteren wirklich aus Dänemark sind). Genau wie bei den Inseln weiß ich nur, daß es sie gibt, Independentmusik aus Dänemark. Cosey Mo’ könnten mir da vielleicht weiterhelfen, meinen Horizont zu erweitern. Seit 6 Jahren existiert die Band aus Aarhus. Das vorliegende Demo ist das aktuelle aus dem Jahr 2006. Indiemusik, wie man sie sich vorstellt. Zarte Gitarren, schlichte poppige Songs mit einem leichten Folkeinschlag sowie gelegentlichen Keyboardspielereien und da drüber der klare, melancholische Gesang der Sängerin. Schön, die 6 Songs kann ich mir an so einem sonnigen Aprilabend wie heute sehr gut verpacken. Wieder fallen mir diese Schuhguckerbands ein, so was wie My bloody Valentine, Dinosaur Jr, Lush, Ride und so; die ganz großen Indiepophirsche auf der Lichtung am Fjord. Weil es ein Demo ist, ist der Sound nicht immer optimal, aber gut gemacht ist es allemal. Vielleicht sollten Cosey Mo` mal eine CD zu Alison Records schicken, das wäre der perfekte Platz für die sympathischen Aarhusler. Und was die dänische Musikszene angeht, vielleicht sollte ich sie mal einladen, auf einen Kaffee, ganz zwanglos mal plaudern, bisschen reden und so. Könnte mir dann alles erzählen, was wichtig ist. Hallo Indiemark, bitte melden! (Cosey Mo’, Kontakt: www.myspace.com/coseymo)

Plastic Bomb No. 57 u. 58
Lang keine Bombe mehr in der Hand gehabt. Und jetzt in kurzer Folge gleich zwei. So was. Einmal die Winterausgabe 2006 und dann noch das Frühjahrsheft für den Punkgarten. Das erste, was ich mich frage, ist: War im PB schon immer soviel Werbung drin für den Punkkonsumenten? Fällt mir bei der 57 am ehesten auf; auch daß es jetzt den PB-Shop mit allen möglichen Shirts gibt und so. Naja, egal. Insgesamt hatte ich mit No. 58 mehr Spaß, die Interviews mit den UK Subs (Charly Harper gibt mit Unterstützung der Vibrators noch mal Geschichtsunterreicht in der Punklasse von 07), Geriatric Unit und What we feel sind sehr gut, genauso die Berichte über Punk in Wien (da könnten wir uns vom Renfield mal eine Scheibe abschneiden, wenn wir denn noch so knietief im Punkdschungel stecken würden), München und Neuseeland. Dazu das übliche Salz in Fanzine-Suppe – Reviews, Konzerttermine, Leserbriefe und Kleinanzeigen. Auch wenn ich nicht mehr so den Überblick über den Bereich Deutsch-Nietenkaiser-Asselrotzpunk bzw. Anarchobollercore habe, macht das Plastic Bomb doch noch ab und an wirklich Spaß. Und die eine oder andere Perle lässt sich auch finden, ich sag nur Johnny Wolga. Die 57, ich sagte es ja bereits, fand ich nicht so ganz interessant gegenüber der 58. Schön sind auf alle Fälle immer die Herstory-of-Punk-Serie, die Band-Interviews sind dagegen nicht ganz meine Tasse Rooibusch, aber der Artikel zu der Hatecore-Sache und wie Swen damit umgeht, war so ziemlich das Beste im Heft. Jetzt mal ganz unzynisch gemeint. Keine Ahnung, was für ein Vogel der Hatecore-Typ ist, aber jede Hexenjagd sollte irgendwann mal ein Ende finden, ich hoffe, das kriegen irgendwelche Antifa-Inquisitoren mal in den Kopf. Schon seltsam, da weiß man manchmal gar nicht, wie man in bestimmte Sachen reinrutscht. (Plastic Bomb, Postfach 100205, 47002 Duisburg, www.plastic-bomb.de)

Johnny Wolga – Demonstrator
Tja, die Toy Dolls sind alt und grau und du trauerst dem angenehmen Timbre von Olgas Stimme nach? Dann hör dir Johnny Wolga an, es ist fast beängstigend, welche Ähnlichkeit da im Gesang liegt. Nur die Musik die ist doch etwas anders, denn diese 6 Songs sind schlichter Garagentrashpunk mit unverzerrten Gitarren. Eine Musik, für die ich durchaus eine nicht geringe Schwäche habe. Aber die Mischung von Toy-Dolls-Geschnatter und einfachem Punkrock, die hat irgendwas, auch wenn das Ganze noch ein bisschen beschissener hätte produziert sein können – sind die Gitarren vielleicht doch zu clean? Na, egal, ist vielleicht nicht für jeden was, so eine Mische, aber meine Sympathie (auch für das nette Layout) haben die drei aus Oranienburg auf jeden Fall. Solche Musik sollte nur in 50er-Auflagen auf 7inches rausgebracht werden. ¾ der Auflage müssten dann auf dem Dachboden des Trommlers 30 Jahre lang unentdeckt rumliegen und dann findet sie irgendein Nerd bei einer Haushaltsauflösung und packt sie auf den 2047. Back-from-the-Grave-Sampler. Bis dahin können Johnny Wolga gern an der Karriere basteln. Schick-a-Billy!!! (contact: www.johnnywolga.de)

Combo de los muertos – 3-Song-Demo
Nehmen wir mal an, Joey de Maio hätte eine Schwäche für loungige Salsamusik bei sich entdeckt. Dann hätte er, den Alk aus einem stilvollen Cocktailglas als wie sonst aus den Schädeln seiner Gegner trinkend, bestimmt schon diese jungen anonymen Italiener zur Vorband der nächsten Manowar-Tour erkoren. Eigentlich hätte man sich schon zusammenreimen könne, daß so was irgendwann mal kommt. Nach Mambo-Kurt, Senor Coconut, Richard Cheese und Nouvelle Vague –die ja alle diverse Punk/Indie/Rockklassiker in ganz sanfte, lässige Barmusik transponiert haben - war es doch fast an sich schon logisch, daß irgendwann sich irgendwann jemand an der Musik für die ganz Harten probiert. Es ist also an der Band der Toten, sich zunächst mal an drei Klassikern zu versuchen. Und was soll man sagen, das hat schon was. „Breaking the law“ startet mit Grillenzirpen und Urwaldtrommeln und verwandelt sich ziemlich fix in eine beunruhigend sanfte Latin-Surf-Nummer. Die Manowar-Machos müssen sich dann daran gewöhnen, daß „Defender“ in der smoothen Version mit Frauengesang fast besser ist als ihr Original und „South of heaven“ wird in dieser Interpretation garantiert jeden Metalliebhaber in einen Xylophonfetischisten verwandeln. Ob das jetzt was für die Ewigkeit ist, bezweifle ich, aber als netter Gag beim nächsten Metal-Open-Air eignet es sich definitiv.