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Samstag, 26. August 2023

Schön, wenn Orchester Musik machen

Ein Echo aus der Vergangenheit, wieder mal. Aber diesmal kein Nostalgie-Anfall. Es geht vielmehr um eine Band, deren frühere Platten ich immer noch sehr gut finde, die ich aber im Renfield-Winterschlaf etwas aus dem Augen verloren habe.

Das LO FAT ORCHESTRA war in Renfield-Hausen immer hoch angesehen, weil ihre Songs immer einen ordentlichen Drive hatten, dazu auf schöne Tasteninstrumente zurückgegriffen wurde und es außerdem eine gute Eingängigkeit gab. Post-Punk mit Heimorgel-Charakter, der mich bei jedem Album immer so gut mitgenommen hat, als würde ich an der Auffahrt zur nächsten Musik-Autobahn mit dem Daumen raus stehen und mal schauen, wohin mich dieser Lift bringt. Mit dem LFO ging es gefühlt immer sehr weit raus und das war schön.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich die Band aus Schaffhausen im Laufe der Jahre sang- und klanglos aufgelöst hatte, wie so viele andere Bands, aber das war wohl nicht der Fall. Nun gibt es eine neue 7inch auf Tomatenplaten, dem Label von Beatsteaks-Drummer Thomas Götz, der immer wieder die interessanten Pflanzen in seinem musikalischen Gewächshaus heranzüchtet. Und deshalb passt ja das LFO super dorthin. Weil irgendwie schon immer Indie oder Post-Punk, aber nicht so richtig einzuordnen.

"ALL I GOT, ALL I WANT" ist eine hübsche treibende Synthie-Punk-Nummer mit knackigem Basslauf, der in seiner Geradlinigkeit das Gefühl vermittelt, du würdest in einer Rakete sitzen, die gerade Richtung Andromedanebel start. Space also. So einen leichten Sci-Fi-Retro-Touch hatten die LFO-Songs sowieso immer mal wieder. Es war dieses treibstoffartige Nachvorne-Preschen mit diesen weltraum-artigen Synthie-Sounds, wie man sie im letzten Jahrhundert gern mal zur Untermalung von Sci-Fi-Filme genutzt hat.
Auch "ALL I WANT", zweiter Song der A-Seite, womöglich die Response für den vorangegangenen Call "ALL I WANT" geht ähnlich gut nach vorne, ist auch viel knackiger und kürzer. Allerdings mit sehr verhalltem Gesang, denn das Verträumte, das Spärische, das immer auch typisch war für die Band, soll ja nicht verloren gehen.



DEAD MAN auf der B-Seite dagegen, ist ein hübscher langsamer Schieber mit Heimorgel-Beat und -Sounds, psychedelisch-verträumt, dabei aber so eingänging wie eine Pop-Ballade und so entspannt wie ein Spaziergang auf einem Trampelpfand durch einen zugewucherten Garten. Erinnert mich dann doch ein wenig an MOGWAI oder die vergessenen Finnen von MAGYAR POSSE, nur weniger rockig und dem 7inch-Format geschuldet,auch kürzer. Macht es natürlich nicht schlechter. Eher besser.

E auf der 26,5-teiligen Renfield-Rezensions-Skala

Gary Flanell

ALL I WANT vom LO FAT ORCHESTRA erscheint auf Tomatenplatten

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