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Donnerstag, 10. April 2025

Schön, wenn outer space the inner place ist Pt. VVIVV


KOSMOLOGIC RESEARCH SOCIETY - INNER|OUTER

INNER|OUTER. Schon der Projektname klingt schon amtlich: Entweder nach Freikirche, Sekte oder sympathisch seltsamen Forschungsinstitut voller Mad Scientists. Da ist der Interpretationsraum groß, vielleicht so groß wie das gesamte Universum. Es wird auch fix klar: Eine gewisse gewollte Obskurität schwingt hier auf kosmischen Wellen mit. INNER|OUTER.

INNER|OUTER. Inhaltlich könnte alles passen: Das Innere und das Äußere, räumlich, psychologisch, sozial, kulturell. Viele Möglichkeiten der Verortungen stehen hier im (sich immer weiter ausdehnenden) Raum und die Dynamik zwischen diesen Verortungen kann man spirituell (manche würden sagen religiös), zwischenmenschlich oder sehr technisch fassen. INNER|OUTER.

INNER|OUTER. Das Innere. Das Äußere. Das Innere. Das Äußere. Das Innere. Das Äußere. Das Innere. Das Äußere. Und all das, was dazwischen ist. Wann ist etwas innerlich, wann etwas äußerlich? INNER|OUTER.

INNER|OUTER. Rein Astronomisch: Was ist da draußen, da, wo Voyager 1 und 2 rumkurven, bis der letzte Balken ihres Akkus weg ist? Das da etwas sein muss, ist eine der großen Hoffnungen der Menschheit. Die Vorstellung, doch ganz allein in diesem unendlichen Universum und darüberhinaus zu sein, lässt sich einerseits schwer in menschliche Vorstellungen quetschen und macht dazu oft Angst. Aber selbst, wenn da etwas oder jemand wäre, was hätten wir davon, wenn wir das da draußen eh nie in näherer Zeit zuGgesicht bekommen können. Was sollte da sein, jenseits der Oorth'schen Wolke, hinterm Ereignis-Horizont, wo es laut Udo Lindenberg immer weitergeht? INNER|OUTER.


INNER|OUTER. Fragen und Fantasien sind es, die die Vorstellung von uns bekanntem Univerum und Galaxien erzeugt haben. Gewissheiten gibt es nicht. Wenn die Fragen die Forschung und auch allerlei Pseudowissenschaften vorangetrieben haben, dann haben die Fantasien, dessen, was da draußen sein könnte, auch einiges in der Popkultur ins Rollen gebracht: Sci-Fi is the key, mit dem die Tür zu allerwildesten Vorstellungen geöffnet wurde, die in den Hirnen unzähliger Autor*innen (also innen) geschaffen wurden und sich mit dem beschäftigt, was dort draußen ist, wo nie ein Mensch je zuvor war (also außen). Fragen Sie Perry Rhodan oder den Androiden, der am Tannhäuser Tor allerlei Dinge gesehen hat. INNER|OUTER.

INNER|OUTER. Innen. Außen. Innen Außen Innen. Außen. Das kann man natürlich auch ganz persönlich nehmen: Was geht in mir vor und wie ist es mit der Realität draußen vereinbar? Die Verbindung wäre dann wohl die ganz eigene Lebensrealität, die jeder ein wenig anders sieht, im positiven oder negativen. INNER|OUTER.

INNER|OUTER. Die Kosmologische Forschungsgesellschaft, die sich per Bandaufnahme auf Soundreise begibt, besteht aus den drei Forschungsreisenden Sun Ra Bullock, Kuzi Whan und Marky Funk. Im Orbit des edelfaul-Labels keine Unbekannten, denn diese drei kommen in verschiedenen Konstelltionen immer wieder für Projekte zusammen, sei auf den Label-Schubraketen X.A.CUTE, STUMPF, ATOMVULKAN BRITZ oder anderen Sonden, die sich auf musikalische Reise begeben. Die Reise des Kosmologischen Projektes hat übrigens schon früher begonnen, als man nämlich 2020 eine erste Veröffentlichung unter dem Titel AQUASONIC RESEARCH SOCIETY veröffentlichte. Die Forschungsgemeinschaft ist geblieben, allerdings das Forschungsfeld hat sich geändert. Statt Wassermusik nun also: INNER|OUTER.
Die Odyssee der KOSMOLOGIC RESEARCH SOCIETY verläuft in diesem neuen akustischen Forschungsbericht zunächst etwas ruhiger, aber nicht unbedingt ent-spannt. Hier dräut immer wieder das Unbekannte, Klänge wiegen die Hörer sanft, aber nie zu optimistisch. Man könnte sagen, hier überwiegt der introvertierte Part der Musiker, was sich in Sounds niederschlägt, die bis an die Ränder der Popkultur reichen. Man könnte bei der Zusammensetzung des forschenden Trios Noise und Doom erwarten, vielleicht etwas Outernational/DnB-mäßiges, aber nichts davon findet sich hier. INNER|OUTER.


INNER|OUTER. Dafür finden sich sphärische bis atmosphärische Synthiesounds, die zumeist ohne Rhythmusunterstützung auskommen, somit sehr soundtrackartige Assoziationen wecken. Wenn ich hier an Sci-Fi-Soundtracks denke, dann an die aus den 70ern, als Synthesizer so groß wie Raumstationen noch was Neues waren und man einige Zeit damit verbringen konnte, um ein kalt-finsteres Setting abzubilden. LA PLANÈTE SAUVAGE fällt mir als erstes ein, 2001: A SPACE ODYSSSEY als zweites und auch diverse Krautrockplanetenstürmer, die experimentelleren Werke von CESłAW NIEMEN, sogar JEAN-MICHEL JARRE sowie die Soundtracks einiger Hörspiele, mit denen sich die Kinder der 80er die Zeit vertrieben haben. Vieles auf diesem Tape wirkt kalt, unnahbar und wenig lebensfreundlich. Aber es gibt auch eine andere, tröstlichere Facette, denn die Tracks wirken mitunter reichlich meditativ und nachdenklich. INNER|OUTER.

INNER|OUTER. Dass old school Science Fiction, Forschung und Technik hier ein maßgeblicher Einfluß bei der Produktion und der Erschaffung des hinter diesem Tape stehenden Konzepts waren, bilden auch die Titel der insgesamt 13 Tracks ab: Hippocampus, Neuron, oder Nebula zeigen an, in welche Richtung das alles geht. Ins Hirn, ins Universum, ins Große und ins Detail. Und ganz am Ende, als diese fantastische Reise der kosmologischen Forschungsgesellschaft zu Ende ging und alle drei im Berichterstattungszeitraum 2016 und 2017, nach zahlreichen Soundabenteuern in faszinierend fremden Klangwelten wieder einigermaßen safe im Berliner Hier und Jetzt gelandet sind: Going Home.

INNER|OUTER.

Gary Flanell

Das Album INNER|OUTER der KOSMOLOGIC RESEARCH SOCIETY ist digital und als Tape auf confused machines recordings erschienen

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