Dieses Blog durchsuchen
Sonntag, 20. November 2022
THANK YOU GARY MUCH - Trauriger Hund
Wie angekündigt, zu jedem Song auf dem "Thank You Gary Much"-Tape ein paar Liner-Notes, in 10 Minuten nach einer Free Writing Methode aufgeschrieben und nur sanft korrigiert.
5. Trauriger Hund
Ich mag Katzen lieber als Hunde. Wobei Hunde nicht schlecht sind. Schon süß. Davon ab hatte ich irgendwann die Ambition, einen sehr traurigen Song zu schreiben. Ich verstieg mich zu der Idee, den traurigsten Song ever zu schreiben. Cat content hilft da. Dog content wohl auch. Über Content zu sprechen klingt aber irgendwie scheiße, allein dieser Begriff, cat /dog content, als wäre das hier eine verschissene Werbeagentur. Der Hund, um den es geht, lebt mit seiner Familie auf der Straße. Man liebt sich und beißt sich. Ist aber insgesamt zufrieden. Hier was zu fressen, da schlafen und sicher ab und zu auch mal ficken. Leben funktioniert. Bis zu einem bestimmten Punkt. Da kommen die Menschen ins Spiel. Wobei die Menschen ja immer im Spiel sind, bzw. im Kontext als Akteur dabei, den die Hunde als gegeben annehmen und die Menschen als Faktor mit in ihre sozialräumliche Wahrnehmung einbauen. Aber eigentlich ist der Mensch aus Hundeperspektive ein Akteur, der da ist, aber halt nicht besonders stört. Bis zu diesem Moment, an dem von Menschen geschaffene Strukturen mit den Interessen des Hundes kollidieren. Menschliche Strukturen: Straße. Urbane Bebauung. Graben. Kein Hund braucht sowas. Nur Menschen denken sich sowas aus. Weil sie nicht mehr zu Fuß unterwegs sind. Sondern Gefährte erfunden haben (hier könnte man besser sagen "entwickelt". Kleiner Tipp: Sage nie, dass du was erfunden hast. Sage immer, du hast was entwickelt. Macht mehr Eindruck. Entwickler klingt nicht so nach wirrköpfigem, zerstreutem Professor. Weniger nach Daniel Düsentrieb, mehr nach Steve Jobs.), um sich damit fortzubewegen. Zum Fahren braucht man ebene Flächen, nicht breit, sondern lang. Die nehmen dann Platz weg. Den Platz, wo Tiere unterwegs sind. Der Hund zum Beispiel. Der Hund, um den es geht, ist übrigens ein sehr schöner Hund. Wäre ihm nicht was blödes passiert, wäre er in seinem Rudel ohne menschliche Einfluss sehr zufrieden gewesen. Miteinander rumtollen. Sich zärtlich in den Nacken beißen, In der Hitze aufeinander rumliegen. Gemeinsam Beute teilen. Achja, Tierromantik aus menschlicher Perspektive. Wahrscheinlich gibt es da ganz andere Prozesse, die ich nicht mal ansatzweise verstehe. Der Hund hat hellbraunes Haar. Recht kurz, struppig, obwohl es niemand trimmt. Kein Schnauzer, auch kein Schnauzer-Mischling. Halt eine schöne lange Schnauze, lange Beine, langer Schweif. Er ist dünn und das ist gut. Muskulös. Sehnig, aber nicht als Nazi-Ideal brauchbar. Als junger Hund waren seine Pfoten so niedlich dick und wirkten tollpatschig, aber nun ist er ein echter Kämpfer. Fühlt sich gut in seiner Crew. Würde nie was ändern, tut es aber dann doch. Nicht mal absichtlich, sondern weil die Umwelt ihn reinreißt. In Situationen, von denen er selber nicht weiß, wie er da rein und wie er wieder rauskommen wird. Einen Namen hat er nicht. Sowas machen nur Menschen. Trauriger Hund.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen