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Dienstag, 15. November 2022
THANK YOU GARY MUCH - 2 Jahre oder weniger
Wie angekündigt, zu jedem Song auf dem "Thank You Gary Much"-Tape ein paar Liner-Notes, in 10 Minuten nach einer Free Writing Methode aufgeschrieben und nur sanft korrigiert.
3. 2 Jahre oder weniger
Auf dem Floß waren wir unterwegs, als das Ding in irgendeiner Playlist unbeabsichtigt abgespielt wurde. Sun Ra Bullock meinte, das wäre der Gary-Blues, die anderen rauchten einfach weiter. Vielleicht kommt der Eindruck durch das Tambourin, oder die 1-Ton-Orgel. Jedenfalls schunkelten wir genauso an einem sonnigen Mai-Tag dahin. Aber diese dräuende Routine, diese immergleiche Aussichtslosigkeit, die ringförmige Eintöngkeit, die soundgewordene S-Bahn ohne Ende und Anfang, die waren wir dann doch nicht. Schließlich konnten wir irgendwo anlegen. Das kann die Wüste Routine, durch die wir alle im Alltagsnebel schlendern, nicht. Da bist du drin, da gibt's keine Endstation, die fährt immer im Kreis und das irre ist: Du merkst das nicht. Hast du eigentlich auch so nicht bestellt, aber der alte mürrische Ober Schicksal knallt dir den Drink halt einfach auf den Tisch. Also sauf. Was anderes gibt’s nicht, besser wird’s nicht. Du weißt, dass das irgendwo ein Kreis ist, sowie alles irgendwie (Leben, Regenschirm, Rihanna-Platte, Papstkrone) aber merken tust du es nicht. Höchstens, wenn du mal hingucken würdest, du Irrer. Nach einer durchfeierten Nacht, da könntest du eventuell mal was merken. Wenn du ganz genau drauf achtest, oder mal eine ganze Runde drehst. Das passiert natürlich nie, denn die Zeit gibt dein Leben ja gar nicht mehr her. Gehetzt. Jeden Tag, bei Tages- und Nachtfreizeit. Nicht das alte Lied, aber das alte Thema. und es wird neblig, mein Gott, ist das neblig. Da gab es dieses Spiel, das wir uns ausgedacht, aber nie gespielt haben: Drink The Ring, nannte Schätzeken das. Ich könnte es eh nicht mehr spielen. Das Spiel geht so. Alle steigen an der gleichen Station ein, an jeder Haltestelle steigen alle aus und suchen die nächstgelegene Kneipe auf. Dort wird ein Bier getrunken. Dann verlässt man die Bar wieder, steigt in die nächste Ringbahn, steigt an der nächsten Haltestelle aus, sucht die nächste Kneipe auf und so weiter und sofort. Wer die meisten Stationen schafft, hat gewonnen. Ist dann Ring-König*in. Alle anderen haben verloren und müssen ohne Hilfe nach hause kriechen. Vielleicht schafft auch jemand alle Stationen, das stelle ich mir sehr spannend vor. Aber möglicherweise haben ein paar Neuköllner Kneipenkatzen das Spielchen schon mal mitgemacht und jeden Level durchgespielt. Statt Bier einen Schnaps an jeder Haltestelle, aber erstmal die nächste Bar dort finden, am Westhafen wäre das schon interessant, Jungfernheide hielte sicher auch ein paar spannende sozialräumliche Aneignungsexperimente parat. Oer wir verkaufen die Idee. Schätzeken, sag mir, wie wäre das? An irgendwelche Partytouristen, die ein Wochenende in der Stadt sind und von 48 Stunden die Hälfte in der Ringbahn saufend, am Ende vollgekotzt, eingepisst und eingekotet, mit einer Plastiktüte um den Hals und Edding-Penis-Tattos auf der Stirn wieder in den Flieger steigen. Wie wäre das, Schätzeken? Wäre das nicht schön?
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