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Mittwoch, 7. Oktober 2015

Peel-Day is Pi-Day



Zufall, was ist schon Zufall? Dass der diesjährige Peel-Day auf den achten Oktober fällt? Kein Zufall, denn seit 10 Jahren ist der zweite Donnerstag im Oktober immer als John-Peel-Day bekannt. Der war wohl einer der einflussreichsten DJs und Popmusikexperten und wäre er nicht 2004 beim Urlaub in Peru an einem Herzinfarkt gestorben, würde er all seinen Jüngern wahrscheinlich immer noch zeigen, wo es langgeht auf dem Feld der interessanten Pop-Musik.

Unter Radiomachern auf der ganzen Welt ist John Peel natürlich der absolute Nestor. Deshalb ist es eben KEIN Zufall, dass der 20. Geburtstag des Freien Berliner Radios Pi-Radio am diesjährigen Peel-Day gefeiert wird.
Pi und Peel - das passt nicht nur lautmalerisch zusammen.
Was Peel in seinen Sendungen gespielt hat, war nicht immer massentauglich, aber hochinteressant. Ähnliches gilt auch für den Freien Sender aus Berlin. Als Freies Radio ist Pi ein Sammelplatz für die ungewöhnlichen Sounds und Sendeformate. Dabei sind die Sendungen im Programm von Pi, das auf der UKW-Frequenz 88,4 Mittwochs und Donnerstags von 19 Uhr Abends bis morgens um 5 zu hören.

"SubCult - Klänge jenseits des Hauptstroms" ist die Sendung, die ich seit einigen Jahren gemeinsam mit der Kollegin Niki Matita jeden zweiten Donnerstag abend von 20.30-21.30 über den Pi-Sender jage. Wir passen da ganz gut hin, finde ich. Zwar wissen wir nie genau, wer und wieviele Leute sich unsere Sternstunden der Rundfunkunterhaltung anhören, die wir da aus dem kleinen Souterrain-Studio in der Lottumsstraße in die Welt schicken, aber ab und an gibt es doch wohlwollende Reaktionen.
Und schaut man sich die gesamten Hörerzahlen von 88,4 an, die die für die Frequenz verantwortliche Medienanstalt Berlin-Brandenburg rausgibt, ist festzustellen, dass da draußen gar nicht wenige Menschen regelmäßig die Sendungen auf der unkommerziellen Frequenz dieser Stadt einschalten.

Klingt also, als wäre alles Sahne im kleinen Dorf der sich gegen die Übermacht des Formatradios stemmenden Radiopiraten. Ist aber nicht so. Denn die Situation könnte noch besser sein. Während in anderen Städten wie Freiburg (Radio Dreyeckland), Marburg (Radio Unerhört) oder Halle (Radio Corax) freie Radios mit Rund-Um-Die-Uhr-Vollfrequenzen gefördert werden, teilen sich auf der 88,4er-Frequenz derzeit 13 Gruppen die Sendezeit der Woche. Man muss kein großer Rechenkünstler sein, um zu sehen, dass da für jede Gruppe nur ein kleiner Teil an Sendezeit zur Verfügung steht.

Die Förderung eines nichtkommerziellen Lokalfunks gehört seit der Gründung vor 20 Jahren zum Programm von Pi-Radio. Das beinhaltet ganz konkret eine Grundfinanzierung sowie ein angemessener Zugang zu den Rundfunkfrequenzen. Im Mediengesetz Berlin-Brandenburgs ist bisher keine Regelung zur Förderung freier Radios vorgesehen.

Nun ist Freies Radio nicht einfach eine Plattform von Freaks, die endlich mal ihre Platten in den Äther dudeln dürfen, sondern durch die Vielfalt der Sendungen und Formate ein wichtiges Organ, um die Mitsprache und Meinungsäußerung von Bürgern zu fördern. Dazu veranstaltet Pi-Radio schon seit Jahren Workshops, Veranstaltungen und Kampagnen, um die Situation des Freien Radios in Berlin zu verbessern.

Man müsste schon einen ziemlich langen Atem haben, um als normaler Mensch ohne große Medienausbildung und -Netzwerk bzw. ohne redaktionelle, kommerzielle oder formale Vorgaben eine Sendung auf Sendern wie 104,6 RTL, Radio Eins oder Jam.FM realisieren zu können. Im Freien Radio ist dies durchaus recht einfach möglich. Soll heißen: Dort kann eigentlich jede/r Radio machen.

Die konkreten Forderungen der Freien Radios in Berlin werden auf der eigens dafür eingerichteten Homepage medienstaatsvertrag.org ausführlich dargelegt.
Wenn am 8. Oktober der 10. Peel-day und der 20. Geburtstag von Pi-Radio gefeiert wird, gibt es ab 20 Uhr live aus dem Funkhaus in der Lottumstraße jede Menge Sonder-Sendungen von den Radiomachern auf Pi-Radio. Die Berliner Runde ist am Start mit einem Rückblick auf 20 Jahre Pi-Radio dabei, Niki Matita gibt ab 21.15 gemeinsam mit Joe Le Taxi eine SubCult-Sondersendung zum Besten.

Weil Radio immer noch ganz gut mit Musik funktioniert , werden am Pi-Geburtstag auch jede Menge Live-Musiker aus dem Pi-Radio-Kosmos zu Gast sein. In der Subcult-Show sind das beispielsweise Lukas Lonski und Laura Leiner, bei Ahnes Liedermachershow um 20 Uhr wird es Singer/Songwriterin Jana Berwig sein und ab 23 Uhr gibt's noch die Liveübertragung eiens Gigs der HC-Industrial-Soundmaler Herr Blum. Allein über diese Zusammenstellung wäre John Peel hocherfreut gewesen.

Das wäre es also im wesentlichen. Tage, an denen man im Oktober das Haus nicht verlassen will, gibt es im Oktober viele. Gründe dafür eher wenige. Morgen abend das Radio oder den Rechner einzuschalten und dem bunten Geburtstagsabend von Pi-Radio zu folgen, ist definitiv einer der besten.

Gary Flanell

P.S.: Die nächste reguläre SubCult-Show gibt es am 15.10. von 20.30 - 21.30 Uhr mit Timbob Kegler. Gast im Studio wird der unvergleichliche Sedlmeir sein, der den ein oder anderen Song seines neuen Albums "Melodien sind sein Leben" vorstellen wird.

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