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Dienstag, 31. Dezember 2024

Schön, wenn Menschen ihre Lieblingsplatten des Jahres benennen. Können.

Jahresrückblicke kann jeder und macht jeder. Wir ebenfalls. Auch wenn's knapp ist.
Deshalb hier die Hit-not-Shit-Listen der Renfield-Blogsters, mit allem, was die Menschen, die diesen Blog wie fleißige Bienchen mit Text und Witz bestücken, 2024 gern gehört haben.

Kollege Abel empfiehlt übrigens jahresunabhängig alles von Brahms und Schubert. (Die haben leider letztes Jahr kein neues Album rausgebracht. Kommt vielleicht noch.) Und Rachmaninoff. Ein Mann mit Geschmack.

Gary Flanell (der Punk-Garage-Lo-Fi-Outsider-Rock'n'Roll-Blogsatz-Mogul):

PEKKA LAINE - The enchanted sounds of... (Svart)
Geile Instro-Surfmusik wie aus Omas finnischer Musikbox. Wenn das hier läuft, eskapiere ich total und denke, die Welt ist doch ganz ok und gut wird sowieso alles. Genau richtig zur Orientierung in Raum und Zeit an einem Sonntag morgen.

TRUST ISSUES - Too white to be real (Break The Silence)
Soviele Punkplatten gehen mir mittlerweile am Arsch vorbei, die hier kriegt einen besonderen Platz. Warum? Weil's eine der besten Punkplatten der letzten Zeit ist. Von alten Helden, die wissen, wie man's machen muss.

DAVID HOLMES feat. RAVEN VIOLET: Blind on a galloping horse (Heavenly)
Von David Holmes könnte ich alles nehmen, egal ob UNLOVED oder sein Solozeug. Diesmal mit der unglaublichen Raven Violet, was eine tolle Valiumstimme. Hit auf der Hitplatte: It's over now, if we run out of love. Da hat der eine Oasis-Typ mit geschraubt. Hört man auch.

STUMPF - SAND (Edelfaul)
Ein Höhepunkt des Jahres: Die Stumpfen haben Sand aufs Vinyl gepackt. Ein Monument, geschaffen, um mächtige Felsen kleinzukriegen. Es schleift und knirscht und sägt und dröhnt. Und es braucht Zeit. Höre ich in Augenblicken, in denen ich merke: So schnell muss alles nicht gehen. Schmeiß mal mal 'ne Fuhre Sand in den Kalender. Dit bremst.

TONY SLUG EXPERIENCE- s/t (Whoop Shoo Dop)
Tony Slug war einer der ausdauerndsten Punkrocker der Niederlande, leider in diesem Jahr gestorben. Das hier also ein letztes Dokument für den PunkROCK, den er seit den 80ern konsequent betrieben hat. Beindruckend, wer hier alles an Mikros und Instrumenten zusammengekommen ist: Jello Biafra, Nikke von den Hellacopters, Jerry A. von Poison Idea und soviele mehr. Habe ein unpeinliches Supergroup-Feeling. Geil.



Wolfgang Noise
(der Jazz-Polyrhythmik-Weltmusik-Elektro-DubStep-Drum'n'Bass-Berlin-Kreuzberg-Korrespondent)


PAINKILLER– Samsara (Tzadik)
Die Rückkehr der alten Götter: Anders als früher weil Mick Harris nicht mehr Schlagzeug spielt, aber genauso zerstörerisch, befriedigend und schmerzlindernd.

CHELSEA WOLFE - She Reaches Out To She Reaches Out To She (Loma Vista)
Die Fürstin der Finsternis mit wie üblich genialem Album, diesmal mehr zwischen Gothic Ambient und Doomstep, falls es das gibt.

PETER SOMUAH - Highlife (ACT)
Sympathischer ghanaischer Trompeter aus den Niederlanden mit qualitativ hochwertigem Strain aus Highlife und Jazz.

PΞB – IAMCHAINSAW (Edelfaul)
Debüt-Tape vom Kreuzköllner Kettensägen-Couple mit nix wie Schlagzeug, Stimme, moderner Technik und, wie Zweikant sagen würden: bedingungsloser Grundeinstellung.

IBELISSE GUERDA FERRAGUTI & FRANK ROSALY – Mestizx (International Anthem) Verwunschene Folkmusik, die, wenn sie erst mal angefangen hat, nicht so leicht wieder aufhört.



Philipp Nussbaum
(Der NRW-Korrespondent. Der Reydter der Apokalypse. Hat ATOMVULKAN BRITZ im Herbst safe durch die Hood von Mönchengladbach geleitet und saß wie der Pate von MG beim Gig rum. Stark.)


Die Musiken, garantiert unvollständig und garantiert morgen in einer anderen Zusammenstellung:

ARXX "Good Boy" - Getränk dazu: Gin Tonic
ANTILOPEN GANG "Alles muss repariert werden" - Getränk dazu: Gin Gin
EA80 "Stecker" (oder wie auch immer) - Getränk dazu: Malzbier oder Fanta
INCISURAT "Zurren" - Getränk dazu: einige Helle
SAFI "Groteske" - Getränk dazu: sieben Fässer Wein

Ergänzung:
Zu EA80 mag auch Herdecker Sackträger genossen werden.



Gustav Roland Reudengeutz
(der Free-Jazz-Techno-Atonal-Experimental-Ost-Berlin-Checker-Korrespondent)


Mit unterschwelligem Erschrecken auf die Frage nach den fünf favorisierten Tracks in diesem Jahr, stelle ich fest, dass ich wirklich wieder mehr und intensiver Musik hören muss! Aber ein paar alte Fundsachen sind dabei - nix Neues, aber für mich aktuell.

ESBJÖRN SVENNSON TRIO – The Left Lane
Treibend auf der Autobahn mit 180, aber gefühlt mit 300 und darum besser gleich mit Air Wings einen norwegischen Berg runter über Schweden in den Bottnischen Meerbusen. Angenehme, treibende dreizehneinhalb Minuten Triojazz. Jazz, Jazz, Jazz, dabei hat Esbjörn auch abgefahrene Noise-Kompositionen am Start gehabt – aber is ja eh alles Jazz…

POETS OF THOUGHT – The Rhyme Goes On
Den eher auf der Überlandstraße bei Abendsonne und mit Ellenbogen aus dem Fenster. Was für ein Bounce! Viel jazziger konnte elektronische Musik damals kaum klingen. Und super einfach gescratcht, aber es reicht sowas von aus…

P-TRIX – I Just Play Terror Routine
Hier die Platten auf einem ungleich höheren Niveau zerkratzt, eigentlich auch kein genuiner Track, aber eigentlich doch und apropos Bounce: Yeah!! Super funky, sehr innovativ und extrem cool performend, ist P-Trix als Turntablist um die Jahrtausendwende mit seinen Motor-off-skills bekannt geworden. Hab ich ziemlich oft gebannt wie eine schwingende Marionette am PC gehört und kann man sich eigentlich auch nur dort geben. Ich mag die 1999 USA DMC Finals Version.

RYOJI IKEDA – Ultratronics 04
Im brütenden Sommer zuerst gehört, völlig unpassend, denn Ikedas Klangkonzeption ist grundsätzlich außerordentlich kühl und eher dunkel. Ultratronics 04 indessen zählt zu den groovigeren, runderen Kompositionen, zu der man einen Veitstanz um Konrad Zuses Z3-Rechner machen sollte.

APHEX TWIN – Bucephalus Bouncing Ball
Tja, anscheinend war 2024 besonders schwungvoll oder einfach nur wieder ballaballa. Gut, wenn man dazu die passende Musik parat hat. Aphex Twin holt mich da voll ab. Bucephalus Bouncing Ball – die elektronische Idealvertonung des Menschen in der mehr oder weniger fortschrittlichen Welthermetik. Kann überall auf der Metaebene gehört werden.



Mr. Stonebridge (Der Indie-Post-Punk-Pop-Hamburger-Schule-Korrespondent)

2024 – Beste Musik zum...

NICHTSEATTLE: „Frau Sein“ & „Treskowallee“ … zum am Wasser sitzen oder in Bewegung sein

KRATZEN: „Reichtum“ … zum Durchs-Zimmer-Hüpfen

SLEAFORD MODS & HOT CHIPS: „Nom Nom Nom“ - auf der Torstraße mit dem Autostrom radeln

HUNDEFUTTERGRUPPE: „Kerze und Taschenmesser“ - zum Frühstück, Mittag, Abendbrot

FRITZI ERNST: „Ich bin so dumm“ - zum morgendlichen In-den-Spiegel-kucken

SOLTERO: „A True Indication“ - Tag in der Natur oder am Meer

TINY DORIS: „Nackt aufm Pelz“ - Beim Schnibbeln

JENSAUSDERWÄSCHE: „Grenzen“ - abends im Bettliegen



Das war es gewesen für 2024. Und ja, leider sind hier derzeit nur Männer unterwegs. Allesamt gute Männer, allerdings halt eben...wisst ihr auch. Das darf sich gerne ändern, von daher: Mitschreiberinnen sind hier herzlich willkommen.
Girls to the Blog, bei Interesse gern melden unter renfield-fanzine@hotmail.de. Niedrigschwelligkeit is the key, musikalisch/thematisch geht fast alles, the vielfältiger, the better quasi.

Guten Rootsh,

Gary Flanell

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