Dieses Blog durchsuchen
Montag, 6. April 2020
Schön, wenn junge Menschen Musik machen Pt. XXI
Seltsame Zeiten. Ich weiß, das sagen gerade alle. Ich ja auch. Bester Satz, um derzeit ein Gespräch zu beginnen. Covid Small Talk. Seltsame Zeiten, was? Ja. Soviel Unverständnis in allen Bereichen. Kalter Virus-Krieg (oh, große Worte), der alle Lebensbereiche erfasst. Und alle wollen immer schon beschreiben, was gerade passiert und es erklären.
Bleierne Zeit irgendwie. Aber auch weniger Radfahrer. Weniger Fußgänger. Weniger Autos. Mehr Platz. mehr Ruhe. Mehr Insekten, die man sonst nicht sieht. Mehr Vögel, die man sonst nicht hört. Überhaupt Hören, sehr wichtig gerade. Gibt ja immer noch neue Musik. Tragisch halt, dass vieles, was gerade erscheint, kurzfristig nicht live zu begutachten sein wird. Sag die Tour ab, spiel allein im Wohnzimmer und lass die Welt per Stream zugucken. Kann das aber jetzt schon alles nicht mehr sehen. Dazu viel Unverständnis. Bleierne Zeit, dazu passt bleierne Musik, die nicht schlecht ist. L'appel Du Vide. Der Ruf der Leere. Danke Google. Chemnitz. Da sicher auch Mundschutz gegen Mundschmutz. Corona gegen Naziaufmärsche, wer hätt's gedacht.
Ruf der Leere, recht passend, wenn ich auf die Straße gehe. L'APPEL DU VIDE klingen wie wir's in den 80ern und 90ern gern gehört haben, vorzugsweise im November. Jetzt aber Frühling, und in der derzeitigen Stimmung auch ok (Wie's mir geht? Erstaunlich gut, danke. Vom Erleben ändert sich derzeit ja wenig. Für viele andere schon mehr. Willkommen in meiner normalen Lebens- und Stimmungsrealität.). Unsere Tage waren dunkel, unsere Hemden waren schwarz, ihr wisst schon.
Wann haben sie das wohl aufgenommen? Sicher im Herbst. Right time, right music. Right place? Vielleicht so: Nebelmaschine vernebelt Räume und Sinne, alle in schwarz gekleidet, so stell ich mir das vor. Bunkerclub, ein unangekündigtes Konzert. Keine Fenster, eine gut gewartete Nebelmaschine. Projektionen von irgendwas. Stimme wie EA80, Musik wie EA80 am Strand von Kalifornien. Keine Kopie. California Screaming. Bißchen Surf, viel düstere Fassungslosigkeit in vier Songs gepackt. Stelle mir vier Tüpen vor, die sich ganz in schwarz auf der Bühne konzentrieren. Warum gerade vier? Könnte passen. Zurückhaltung in Gesten und Ansagen. Songs wirken durch das, was sie sind. Stellt sie auf eine Bühne. In einen Keller, dessen Wände schwarz bemalt sind. Mit EA80, wie gesagt. Oder LEBANON HANOVER. Oder X-Mal DEUTSCHLAND. oder sowas. Was mit Post-Post-Post.
Das Tape ist limitiert, weil liebevoll gestaltet. 100 Stück mal so, 150 Stück mal anders. Mag diese Hingabe. Ich esse jetzt ein Trockeneis.
F wie auf der 26-teiligen Renfield-Rezensionsskala
L'APPEL DU VIDE - die Selbstauskunft: "„L‘APPEL DU VIDE entstand im Herbst 2019 in Chemnitz als Projekt von Leuten ehemaliger und aktueller Bands wie BLACK LAGOON, DIE TUNNEL, MVRMANSK und OUT ON A LIMB. Düsterer (Post)Punk wird von melodischen Surfgitarren-Leads angetrieben und von Noise-Parts flankiert. Das „Demo 2020“ umfasst 4 Songs mit einer Spielzeit von rund 12 Minuten. Das Tape kommt im Risodruck Pappschuber."
Diese Rezension wurde im FreeWriting-Verfahren nach Ken Macrorie und Peter Elbow innerhalb von 10 Minuten verfasst. Bis auf Rechtschreibfehler wurde nichts verbessert oder redigiert.
Gary Flanell
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen