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Montag, 11. Juni 2012
Tara, oh Tara
Tara Pryia - Rollin'
Man soll den Menschen ja nichts Schlechtes wünschen. Selbst, wenn man davon ausgeht, dass eine beschissene Stimmung, Weltschmerz, Liebeskummer, Selbstzweifel oder ähnliche mentale Sumpflöcher die ganz speziellen magischen Zutaten sind, um aus einem ganz guten Popsong etwas Magisches zu machen. Songs für die Ewigkeit mit etwas, das wir hier mal SOUL nennen können. Ich wünsche natürlich auch Tara Priya nichts Schlechtes, und definitiv keine persönlichen Tragödien, dafür sieht sie einfach viel zu gut aus, wie sie da so mit wuscheligen Haaren und großen braunen Augen vom Cover ihrer CD runterschaut. Und da liegt irgendwie das Problem dieser atemberaubend hübschen Kalifornierin, die dich allein mit den Fotos auf ihrer 6-Song-EP schon zum Kleenex greifen lässt: Denn mit ihrem wunderbaren 60ies-Retro-Soul-Pop wird es Tara bestimmt weit bringen, alle werden sie dafür lieben, die Türen zu den ganz großen Stadien müssen einfach offen stehen! Passt ja auch gerade ganz gut in eine Zeit, wo Soul in diversen Spielarten abgefeiert wird wie selbstgerollte Buletten. Da ist natürlich der Vergleich zu Amy Winehouse nicht weit. Womit wir beim Punkt wären. Denn wo mir das komplette "Back to Black"-Album auch nach sechs Jahren einen Schauer auf den Rücken zaubert, bleibt derselbe Effekt bei den Songs der süßen Tara aus und vielleicht liegt das an der ganzen Tragik von Miss Winehouse, die so viel mehr Herzblut in ihre Stimme setzen konnte. Klar, natürlich kannst du wunderbare Soulsongs schreiben und singen (wie Tara), wunderbar aussehen (yeah, wie Tara, verdammt), nen geilen Uniabschluss haben (wie Tara), aber das allein macht dich noch nicht zu einer Diva, die sich durch ihre Stimme in den Pop-Olymp schießt. Schlechte Tattoos, ein massives Drogenproblem, eine gewisse, nicht ganz rationell erklärbare dunkle Aura und ein vermasseltes Rockstarleben könnten da schon helfen. Aber wie gesagt, man soll ja niemandem was schlechtes wünschen (schon gar nicht mit dem Ziel, mal ein legendärer Popstar zu werden). Erst recht nicht einer bezaubernden Soulfee wie Tara Priya. (H) (Rockhit Records, www.rockhit.de, www.tarapriya.com)
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Sonntag, 10. Juni 2012
Coogans Bluff - Poncho Express
Was passiert eigentlich, wenn das Horrorszenario wirklich wahr werden würde und Til Schweiger sich mit seiner Forderung als neuer Kommissar duchsetzt, das alte Tatort-Intro zu ersetzen? Gut, für Klaus Doldinger wär's blöd, nach über 30 Jahren auf regelmäßige Tantiemen verzichten zu müssen, aber es wäre die Chance für COOGANS BLUFF. Denn falls sich irgendein Tatort-Verantwortlicher nach einer etwas moderneren, knackigen Soundtrackversion sehnt, dann ist er bei den Rostockern an der richtigen Stelle. Wenn sich eine Band schon nach einem alten Krimi mit Clint Eastwood in der Hauptrolle benennt (den ich übrigens gestern im halbtrunkenen Zustand nachts um drei zufällig auf irgendeinem Minisender aufgetan habe), kann man schon ungefähr auf die Musik schließen, die hier gespielt wird. Der Film ist übrigens von 1968 Clint gerät auf der Suche nach einem Gangster, als totales Landei nach New York und findet das alles etwas seltsam. Das gute alte Lied vom Kulturkampf zwischen dem Landei und der Symphonie der Großstadt. Und das alles von 1968! Baby, da war der Sommer der Liebe gerade voll im Gange, ganze Länder haben den Zauber von Jimi Hendrix entdeckt und dazu selig ein Kind nach dem anderen gezeugt. Ok, da war vieles nach ein paar Jahren auch ziemlich schnarchig, Punk hat ja nicht umsonst irgendwann damit aufgeräumt, aber Coogans Bluff haben sich defintiv von dem guten Scheiß dieser Zeit beeinflussen lassen. Von schwitzigem Blues, Rock'n'Roll und seligem Kraut - wir könnten es auch Hippiescheiß nennen - aber wie gesagt von der guten Sorte. Allein der erste Song - "Beefheart" (natürlich als Reminiszenz an den guten alten Captain zu verstehen) hat mit seinem groovy-groovy-groovy Groove, den Bläsersätzen und dem darüber liegenden krächzigen Gebrabbel - das irgendwo zwischen Screamin' Ja Hawkins und Tom Waits liegt - allerbeste Entertainmentqualitäten.
Und so geht's knackeheiß weiter, zwar nur durch sechs Songs, aber wenn die bis zu 10 Minuten lang sein, darf man a) nicht meckern und b) auch damit rechnen, dass genug Zeit ist, um einfach mal wild draufloszujammen. Auf Platte wird immerhin soviel Form bewahrt, dass man als Hörer noch hinterher kommt. Zwischendurch platzt dann mit "You and me" noch ein dermassen geiler Up-Tempo-Smasher aus Garage-Punkladen rein, das ich mich frage, ob die Nomads den vielleicht irgendwo auf der Straße haben liegen lassen. Musikalisch sind C.B. bisher unerklärlicherweise komplett an mir vorbeigegangen. Da musste wohl erst dieser Pony Express nach Kreuzberg kommen, um das zu ändern und ich muss mich ernsthaft fragen, was da vorher in meinem Plattenkastl los war, denn der PONCHO EXPRESS ist heiß! Je länger ich mir das alles anhöre, desto mehr muss ich manchmal an eine Band wie die lang vergessenen BOTTOM 12 mit etwas Kraut drüber denken, die sich auch nicht zu schade waren, über ihre Gitarrenriffs Saxophone und Trompeten erklingen zu lassen. Gut, dem ein der anderen mag das etwas zu muckermäßig sein, aber davon lass ich mich nicht abschrecken. Trage mittlerweile eh nen Bart, und versüße mir den Sommer mit verstaubten Prog-Rock-Scheiben aus Polen, da darf auch eine zeitgemäße Rockversion in Gestalt von COOGANS BLuff sein. Und so ein bißchen Hippiefeeling könnten wir alle mal wieder vertragen, n'est pas?. Auch ohne Opas CCR-Platten rauskramen zu müssen. Dann lieber COOGANS BLUFF, denn die sind so wie sie sind, einfach und ehrlich. Fehlt nur noch der Sommer der Liebe. (C) (Nois-o-lution, www.coogansbluff.de)
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