Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 30. August 2011

Not from this free world : Zarboth - Kwakiults


Manchmal stelle ich mir vor, wie das gewesen wäre. Wenn vor 34 Jahren nicht lieblicher Beatles-Wir-kommen-in-Frieden-Pop auf die Goldenen Platten der Voyager-Sonden gekratzt worden wäre, sondern was von Zarboth. Ja, ich weiß, damals gab es die Band wahrscheinlich noch gar nicht und die beiden Gestalten dahinter, Phil Reptil (gutes Pseudonym, erinnert mich an die Schuppenhaut aus Enemy Mine) und Etienne Gaillochet, waren eventuell noch gar nicht in dem Alter, um ihren wirren FrickelPunk-Jazz-Core-Ding zu performieren, aber lustig wäre es dennoch. Was würden die Lebensformen dann von uns denken, wenn sie sowas irgendwie zu hören bekämen? Daß wir alle einen totalen Knall hätten? Daß wir Musik machen ohne Ohren zu haben? Oder würden irgendwelche Außerirdischen sagen: "Mensch, wie geil. die hören den glechen Kram wie wir, Super Typen da auf dem Planeten!" Wir werden es wohl nie erfahren. Höchstens, falls demnächst eine neue Voyager-Mission mit neuen musikalsichen Grußbotschaften geplant ist und selbst dann müsste sich erstmal eine riesige ZARBOTH-Lobby bilden, die durchdrückt, daß diese beiden verrückten Franzosen einen Song ins All schicken dürfen. Was ich nicht so recht glaube, denn so wirklich massentauglich ist "Kwakiutls" dann doch nicht geworden. Man müsste dann aber mal noch einen Beipackzettel dazulegen, welche Botschaft so ein wirrer Mix aus Free-Jazz, Math-Rock, No-Means-No-Punk, improvisiertem Primus-Gedaddel und ausgeprägter Da-Da-Ästethik den nächsten galaktischen Nachbarn vermitteln sollte. Ich wäre jedenfalls glühender Zarboth-ins-All-Supporter, denn so sprazzelig-frickelig ist mir in letzter Zeit weniges untergekommen, das gleichzeitig Spaß macht und nicht zu Ernst rüberkommt. Und das sollte niemandem vorenthalten werden, keinem Menschen und erst recht niemandem, der irgendwo im Sternbild Schangenträger oder rechts hinterm Zwergplaneten Pluto sein abwechslungsreiches Dasein fristet.
Und was das mögliche Problem der verbalen Vermittlung der Zarbothschen Botschaft angeht: Auch da wäre vorgesorgt, haben Zarboth doch die Tracks salomonisch in "Six Singsongs" (Also mit Gesang) auf der ersten und "Six unsung songs" auf der zweiten Seite eingeteilt. Da könnte man sich für die außerirdischen Gäste also gut was aussuchen und dann hätten sie wirklich eine Ahnung, welche Möglichkeiten die Menschen so beim Musikmachen hätten. Wunderbar! Galaktisch! Für alle Lebensformen zur Unterhaltung geeignet! (C) (Gazul Rec., Deficiency Rec., www.zarboth.com)

Sonntag, 7. August 2011

Schinkenkrach: Clarkys 3acon - Op!


Yeah, another sunday evening, that's alright for review writing. Ist doch immer wieder schön, wenn man mal Musik von einem Label auf den Tisch bekommt, das man vorher gar nicht kannte. Dann kann um so unvoreingenommener rangehen. Wobei: Don't judge a band only by its label. Ok, blunoise ist jetzt nicht so ganz unbekannt, im Renfield-Kosmos aber eher sowas wie ein weitläufiger Trabant. Mit bloßem Auge von unserer kleinen Sternwarte im Musikuniversum kaum erkennbar, aber wir wissen natürlich, daß es diesen Himmelskörper gibt. Eine Rakete zur weiteren Erkundung wurde bisher aber noch nicht rübergeschossen. Das könnte aber bald mal auf die Zu-Tun-Liste kommen, denn bei Blunoise erscheinen ja doch recht intelligente Releases und dazu zähle ich auch mal CLARKYS 3ACON (guter Anwärter für die Kategorie "kryptischster Bandname 2011"). Zwei junge Herren vom Niederrhein machen zusammen Krach und zwar solcherart, wie man es schon von diversen anderen Zweier-Noise-Konstellationen her kennt: Also ähnlich wie DYSE, nur nicht ganz so verrückt und auch ähnlich wie NEUME, aber dafür wiederum nicht so stonerrockig, sondern insgesamt etwas emotionaler. Auf alle Fälle geht es recht frickelig zu, straighte Rockakkordstrecken sucht man vergeblich, das darf ruhig etwas verkopft sein und deshalb zieht vor meinem inneren Auge beim längeren Hören so eine Assoziationskette zum musikalischen Werdegang der beiden vorbei: groß geworden auf diversen D.I.Y.-Konzerten von Punk/HC-Helden, die im örtlichen AJZ beim Konzert angefasst werden konnten, I won't name them. Dann beim Studium in, sagen wir Köln, Bochum oder Göttingen, Shellac, Fugazi, Battles und ganz viel Dischord-Kram entdeckt. Bei diesem Erlebnis mit einer angenehmen Erektion in der Hose Türen zu neuen Rhythmusmöglichkeiten aufgestoßen. Erkannt, daß Gitarre und Schlagzeug für so einen Sound völlig ausreichen. Dann genauso vertrackt wie Shellac klingen wollen. Dabei HC-Sozialisation nie vergessen. Guido Lucas vom Blunoise-Studio ein Demo schicken. Sich in die mächtigen erfahrenen Arme des Label/Studiochefs fallen lassen. Erste Platte machen. Sound und Rhythemn perfektionieren. Zweite Platte machen. Die Kritiken in den Zines abwarten. Hoffen, das das TRUST die Platte liebt. TRUST und OX lieben die Platte und machen Interviews. Jetzt abwarten. Immer wieder Konzerte spielen, genau da wo man früher die alten HC-Helden anfassen konnte. Macht trotzdem Spaß. Hoffen, daß man 2012 beim South-of-Mainstream-Festival dabei ist. Könnte klappen, auch wenn es etwas zu bemüht klingt, um sich von den Vorbildern ganz lösen zu können. (H) (www.myspace.com/clarkysbacon)