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Dienstag, 1. November 2022

Schön, wenn Menschen Musik machen Part XXI

G31 - Die Insel der versunkenen Arschlöcher

Normalerweise trägt diese Review-Sekton ja noch das Adjektiv "junge" in bezug auf Menschen im Titel. Das lasse ich diesmal weg, aus Gründen. Denn das Bandfoto zeigt mir, dass G31 und ich ungefähr in der gleichen Alterskohorte sein dürften.
Also nicht mehr ganz jung, aber auch noch nicht im Stadium der senilen Bettflucht angekommen.
Das heißt ja nicht, dass man kein Musik mehr machen dürfe.

Punk mag vielleicht ein Nachwuchsproblem haben, aber es ist älteren Szenegraurücken ja nicht verboten, weiterhin Platten aufzunehmen und live zu spielen.
Sowas kann zuweilen ganz schön in die Hose gehen (denke ich manchmal, wenn ich z.B. aktuelle Exploited-Live-Mitschnitte sehe. Warum ich damit wertvolle Lebenszeit verschwende, sollte ich mich auch mal fragen) aber auch gut laufen.

Was mich zu G31 bringt.
Denn hier läuft's gut.



G31 haben im Mai 2022 ein zweites Album mit sehr lustigem Titel rausgebracht, und das sogar auf Vinyl.
Mir liegt nur die CD vor, aber die reicht, um einen guten Einblick zu bekommen.
Und gut ist der Eindruck von G31 auf alle Fälle: Denn souverän gespielten Deutschpunk mit gewitzten Lyrics, einfallsreichen Song- und Soundstrukturen kann ich mir zuweilen immer noch geben, gerne auch, wie in diesem Fall mit einer Sängerin.
Die Diskussion über die Sichtbarkeit und das zahlenmäßige Auftreten von Frauen in Sachen Punk ist immer noch aktuell und wichtig. Und jede Frau die sich in einer Band auf die Bühne stellt und Raum zwischen all den Typenbands einnimmt ist wichtig, egal ob sie in einer Crustcore-Combo den Bass schrubbt, in einer Gothic-Waveband Gitarre spielt oder wie hier, einer Deutschpunkband wichtige Impulse gibt - sie sind alle wichtig. Mehr davon ist immer noch nötig.



Das wäre als formales Kriterium für die Bewertung dieser Platte sicher zu wenig, aber die guten Texte (meine Faves: Sonne im Park, Revolution spielen) und die kraftvolle Stimme von Mitra ist nicht alles.
G31 wissen wie man aus bekannten Punkrockstrukturen noch einfallsreiche Songs stricken und die nach dem DY-Prinzip auch gut produzieren kann. Hinzu kommt, dass thematisch alles klar thematisiert wird, was man von einer (Hambrger) Punkband erwarten kann: Es geht gegen Nazis, gegen Bullen, gegen das ganze Scheiß-System. An all dem Abarbeiten geht anscheinden noch immer sehr gut.
Jetzt wären wahrscheinlich noch ein paar bekannte Namen als Name-Dropping wichtig, damit auch die einfachsten Gemüter diese Band genau einordnen können. Kommen jetzt.

Auf dem Waschzettel werden als selbstgewählte Referenzen SLIME, BUTTAT; RAZZIA, SCATTERGUN und ANTIKÖRPER (die wohl auch, weil AK-Gitarrist Peter jetzt bei G31 mitmischt) genannt. Das kann man so stehen lassen, so düser wie RAZZIA kommen G31 allerdings nicht rüber, sondern eher wie eine typische kämpferische HH-Punkband, die so auch gut in den 90ern auf St. Pauli einiges hätte abräumen können. Von Mitras Stimme her und der Art, wie sie singt, muss ich zuweilen auch an Hans-A-Plast denken, der Sound hier ist allerdings doch ein anderer.

(E) auf der 26-teiligen Renfield-Rezensionsskala.

Gary Flanell

"Die Insel der versunkenen Arschlöcher" von G31 wurde von G31 in Kooperation mit STERBT ALLE Records im Mai 2022 veröffentlicht und ist als LP im Gatefoldcover erschienen CD liegt auch bei).

G31 im Netz:

Auf Facebook

https://g31punk.org/

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