Dieses Blog durchsuchen

Montag, 13. Februar 2023

Tex Perkins & The Fat Rubber Band - Other world

Australische Alt-Rocker feiern ab - und ich find's gut.

Aber zunächst ein Wort zu einer bestimmten Gruppe von Menschen. Jenen alten Mucker-Silberrücken mit Resten von Indie, Punk und Blues im Blut, die Tex Perkins noch von den sagenhaften (passt hier wirklich) Beasts of Bourbon oder The Cruel Sea kennen und seit Jahren mitverfolgen, was er regelmäßig an Soloalben veröffentlicht. Diese Menschen also, die immer weniger werden, die wissen es längst schon. Dem Rest der Welt sollte es auch nicht vorenthalten werden: Tex Perkins hat eine neue Platte raus. Mit der Fat Rubber Band. Klingt spitze. Also alles zusammen. Ok, ist totaler Männer Rock'n'Roll, aber... ach kein Aber...



Jedenfalls: Tex Perkins macht keine 180-Grad-Kehre. Er macht jetzt nicht Electro oder Indie-Polka mit Schlitz im Kleid, sondern eigentlich das, was er schon immer gemacht hat, seit hunderten von Songs, im Bandkontext oder Solo: Halt so Rock. BluesRock. Kernig, dreckig, traurig. Ein alter weißer Mann weint und singt und brüllt ins leere Outback hinein.
Fat Rubber Band - Das klingt nicht nur vom Namen her nach Blues, herrlich schmierigem Rock'n'Roll oder Country (von Country gibt es in Australien ja einiges. Hörte ich. Sagte mal jemand.), sondern auch musikalisch. Was auf YouTube zu hören ist, klingt vielversprechend und landet irgendwo im Staub zwischen groovigem Rumgejamme älterer Herren und desperaten zurückhaltenden Akustikgitarrennummern.



Alles insgesamt der richtige Soundtrack für einen Konzertabend in einem Laden mit heruntergedimmter Beleuchtung. Und Teufel noch eins, das wird's bald geben. Denn Text Perkins & The Fat Rubber Band sind bald auf Tour, in Berlin spielen sie z.B. im Quasimodo. Gute Gelegenheit, den Laden mal anzuchecken. Bis dahin spare ich für ein paar gute Stiefeletten oder richtige Boots und ein neues Hemd mit Schwalben und Rosen drauf.

Tex Perkins & The Fat Rubber Band - 10.05.2023, live in Berlin, Quasimodo.

Dienstag, 7. Februar 2023

Schön, wenn Menschen Musik machen Pt. XXIX


PARK BENCH SLEEPERS - Welcome to our duty free shop of natural highs

Klassischer Indie-Pop: so könnte man einen Versuch beschreiben, diese Platte in aller Kürze zU beschreiben. Aber die Kürze ist hier nicht gefragt. Etwas ausholen darf sein, denn diese einzigen Album der PARK BENCH SLEEPERS aus Süddeutschland hat einen traurigen Hintergrund: Jens Kreuzer, der hier singt und außerdem Bass, Keyboard, Piano und Akustikgitarre spielt, ist 2021 verstorben. Hat somit den Release dieses Albums ein Jahr später nicht mehr miterlebt. Sowas lässt die Songs nochmal aners wirken.



Haben wir es hier mit einem so konzipiertes Abschiedsalbum zu tun? Wieviel Gewissheit, dass das Kreuzers letztes Album sein wird, schwingt bei den Arrangements mit? Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: Hier klingt nichts dunkel oder desperat. Alle Songs durchzieht eine entspannte Atmosphäre, eine fast schon frühlingshafte Melancholie. Als hätten hier vier Menschen gemeinsam ihren Frieden gefunden und einer ganz besonders.

Es ist seltsam: Wieviele Bands gibt es, die ambitioniert und richtig gut in ihrem Metier waren und dann nach einer oder auch keiner Platte einfach verschwinden? Ohne Spuren zu hinterlassen, aus Gründen, die nicht offensichtllich sind. Klar, kann man sagen: Mach mit deiner Band was außergewöhnliches, was so schrill grell und unkonventionell ist, dass sich noch jeder dran erinnert. Aber die Felder der Popmusik, auf denen so etwas möglich ist UND eine gewisen Eingängigkeit ermöglichen, werde immer kleiner. Denn vieles war eben schon da. Isshaltso.



Den PARK BENCH SLEEPERS wird es wohl ähnlich gehen wie den Armeen von Bands, die mal auf- und dann wieder abtauchen, vermute ich. Könnte sein dass der Schock vom Tod einer zentralen Bandmitglieds so dermaßen auf die Band einwirkt, dass die drei verbliebenen Mitglieder sich anderen Projekten zuwenden.

Un die Songs dieses Albums? Werden wohl nur Kennern und Liebhabern von melodiösem, solidem Indie-/Brit-Pop etwas länger präsent bleiben. Es gibt sicher Millionen von Bands, denen ein ähnliches Schicksal widerfahren ist. Es ist dann einfach vorbei. Nichts passiert. Kein Nachhall, keine Folgen dieses releases. Außer ein paar Reviews wie diese, die ebenso bald von neuem Kram überspült werden. Alles versinkt in dem, was schon am nächsten Tag veröffentlich wird.

Dabei gibt es hier wunderbare Songs. Manche sind hübsch psychedelisch, immer mit einem gewissen 60ies-Touch, eher so knackig wie bei den Kinks, als so mellow wie die Beatles. Und zuweilen, wird es auch mal etwas rockiger, und es scheint als hätten Oasis auf der Bank bei den Schläfern Platz genommen. Das gefällt mir dann nicht so, aber das ist ja Geschmackssache. Vielleicht rührt mich diese Plattte deshalb so an, weil ch mal einen freund hatte, der vor langer Zeit ähnliche Musik gemacht hat und letztes Jahr gestorben ist. Möglicherweise kannn ich das, was hier durchklingt, deshalb derzeit gut nachvollziehen. Und möglicherweise kommt es deshlab zu einer Rezension im hier und jetzt n dieser Stelle.



Also: Ist das hierr eine Platte für die Ewigkeit? Nicht unbedingt. Aber eben auch eine, die nicht auf dem Müllhaufen der Popgeschichte vergessen werden sollte. Sondern einfach schön und in sich sehr harmonisch klingt. Frieldich halt.

G auf der 26,5-teiligen Renfield-Plattenbewertungs-Skala

PARK BENCH SLEEPERS - Welcome to our duty free shop of natural highs ist 2022 auf Rookie Records erschienen.

Samstag, 4. Februar 2023

THANK YOU GARY MUCH - Badewanne Selbstmitleid (Abends)


Zum ersten Mal mehr als zwei Sekunden Sonne im Jahr 2023 und ein Wochenende, an dem nichts wildes geplant ist - wunderbar! Also die Zeit genutzt, die Linernotes zum THANK YOU GARY MUCH-Tape zu Ende zu bringen. Bald ist's geschafft, denn hier kommen ein paar Gedanken zum letzten Song des Flanell'schen Solo-Tapes, in 10 Minuten nach einer Free Writing Methode aufgeschrieben und wieder mal nur sanft korrigiert.

11. Badewanne Selbstmitleid (Abends)

Am Bein ein Schorf, die Haut so fleckig wie eine drei Tage alte Brötchentüte. Nachts von einer Maske geträumt, die weiß auf meinem Gesicht liegt.
Daraufhin erschrocken und im Traum gemerkt, dass es nur ein Traum war. Über dem rechten Auge ein Krater, der sich zu einem weiteren Auge auswächst. Auch das ein Traum. Traum. Schlaf. Es ist gut, Schlaf zu finden. Schlecht, nachts keinen anzutreffen. Der Schlaf im eigenen Bett ist wichtig, aber wichtig, ist überhaupt schlafen zu können. Das kann ich eigentlich immer, meist sogar zuviel.
Ich könnte mich meist überall hinlegen und die Augen für ein paar Minuten schließen. Als Beziehungen beendet wurden, musste ich mich auf ein Sofa im Nebenzimmer legen und erst einmal schlafen. Schlafen als Strategie, gegen alles.

Am Ende eine Tages, eines jeden Tages, da wird der Herzbeat ruhiger, nicht aus Entspannung, sondern aus purer Erschöpfung. Die darf den Kampf nie gewinnen, deshalb muss man sich auf dem Schlachtfeld der täglichen Anforderungen anpassen (Beachte bei diesem Bild: Gekämpft wird immer, der/die Gegner sind aber nicht immer so leicht auszumachen, es ist ein asymmetrischer Kampf mit dynamischen Panoramen und Szenarien, soviel ist mal klar). Kräfte sparen. Hinterhalte erkennen und möglichst vermeiden. Am Ende eines jeden Tages wird alles ruhig. Entspannung wird gesucht, zu oft durch eine scheinbare Zerstreuung ersetzt, die die Augen länger wachhalten als nötig.

All die guten Vorsätze - vor 11 im Bett sein, letzte Stunde vorm Schlafen kein Handy oder Laptop in die Hand nehmen, nicht mehr spät essen - das funktioniert nicht immer. Aber gutes Buch (derzeit: The Lazarus Project von Aleksandar Hemon) im Bett ist mittlerweile besser als den Laptop auf dem Schoß (vgl. Taube-Spatz-Paradoxon). Auch wenn das medial vermittelte Bild des gemütlich im Bett Liegen und irgendwas Wegbingen oft noch präsent ist. Allerdings ist das so ein Bild, in dem junge Menschen mit dem Tablet, Rechner oder Mobilphon gemütlich schon um Acht in der Kiste liegen und nur eben bis 22 Uhr was schauen. Die Wirklichkeit ist natürlich anders.

Und viel anstrengender. 1.) Bin ich nicht mehr jung. 2.) Ist mein Rechner ein einziges altes, schwerfälliges Drecksbrett (das sage ich ganz liebevoll) und 3.) gehört der auf den Schreibtisch. Deshalb ein Buch, um die Schwere des Tages ein wenig wegzuschieben.

Und diese Schwere ist jeden Tag da und jeden Tag auch dieselben Fragen: Was mache ich hier eigentlich? Warum mache ich in diesem Affenzirkus/Rattenrennen/Irrsinn eigentlich mit? Wann hat das mal ein Ende? Wann ist Zeit für die guten Dinge? Wann hört das mal auf? Und die Wichtigste: Wie bin ich eigentlich da hingekommen? (vgl. „Was hat dich bloß so ruiniert?“ oder wie das hieß. Ihr kennt es.) Dann das Sedativum: Es ist ja nicht alles schlecht. Naja.

Au revoir.